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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Deutlichkeit entnehmen ließ, da er, gründlich, wie er war, auch diesem Fall einige Seiten gewidmet hatte. Backman selbst hatte den Mordfall nur im Fernsehen und der Zeitung verfolgt. Zum Zeitpunkt des Geschehens hatte sie die Polizeihochschule zwar schon abgeschlossen gehabt, war aber mit dem ersten ihrer drei Söhne in Elternzeit gewesen.
    Die Schlächterin von Klein-Burma ?
    Jedenfalls hatte man sie im November 2000 aus dem Gefängnis Hinseberg entlassen. Sie war in eine Wohnung in Kymlinge zurückgezogen und hatte mit der Zeit eine Stelle bei der Post bekommen. Dort hatte sie bis zu jenem Vorfall im Sommer 2007 gearbeitet – in den letzten Jahren für die Postbank. Backman überlegte, ob ihren Arbeitskollegen eigentlich bekannt gewesen war, dass unter ihnen eine brutale Mörderin weilte. Vielleicht, vielleicht auch nicht; musste nicht irgendjemand zumindest ihren Lebenslauf gekannt haben, als sie eingestellt wurde? Auch wenn das Königliche Postamt heute nicht mehr das war, was es früher einmal gewesen war.
    Ellen Bjarnebo – sie hatte noch vor der Gerichtsverhandlung 1989 ihren Mädchennamen wieder angenommen – war ungefähr ein Jahr, bevor er auf seinem Moped verschwand, mit Arnold Morinder zusammengezogen. Wie sich die beiden kennen gelernt hatten, ließ sich Sorgsens Zusammenfassung nicht entnehmen, aber ab Juni 2006 hatten sie gemeinsam in einer Dreizimmerwohnung in Rocksta gewohnt. Morinder war vorher einmal verheiratet gewesen, hatte aber keine Kinder, und das Häuschen am See Kymmen war seit Mitte der siebziger Jahre in seinem Besitz gewesen, nachdem er es von seinem Vater geerbt hatte.
    Im Fall des verschwundenen Elektrikers wurden Ermittlungen aufgenommen. Geleitet wurden sie von Staatsanwalt Månsson, in Polizeikreisen als Trottel-Månsson bekannt und immer noch überaus aktiv. Backman fragte sich, warum er sich darauf einließ, den Fall nun neu aufzurollen – oder wie sollte man es sonst ausdrücken? Vielleicht hatte Asunander ihn aber auch gar nicht erst informiert, wundern würde einen das jedenfalls nicht. In den vielen Jahren ihrer Zusammenarbeit hatten der Kommissar und der Staatsanwalt gemeinsam ungefähr so reibungslos funktioniert wie ein Ruderboot auf Rädern.
    Jedenfalls hatte man schon bald feststellen können, dass Morinder wie geplant an der Tankstelle in Kerranshede getankt und sein Aftonblad gekauft hatte, aber was danach mit ihm geschehen war, blieb ein Rätsel. Gut eine Woche nach seinem Verschwinden wurde sein Moped, eine alte blaue Zündapp, in einem Sumpf ungefähr acht Kilometer westlich des Sommerhauses gefunden. Das Sumpfgebiet hieß Stora Svartkärret, war bekannt für seine Mückendichte und wurde eine Woche lang von einem größeren Aufgebot von Polizisten und Kriminaltechnikern mit verschiedenen Spezialkompetenzen durchsucht, wobei jedoch nichts zu Tage gefördert wurde, was einen Hinweis darauf hätte geben können, was mit dem vermissten Morinder geschehen war.
    Wenn man eine Woche in einer feuchten Mückenhölle umhergestiefelt war und gesucht hatte, war man die Sache vermutlich ziemlich leid, überlegte Eva Backman. Kein Wunder, dass die Angelegenheit zu den Akten gelegt wurde. Ungeklärt , wie es so schön hieß.
    Achtzehn Jahre lagen zwischen dem Mord auf dem Hof Klein-Burma und Arnold Morinders Verschwinden, hielt sie des Weiteren fest. Inzwischen waren weitere fünf Jahre vergangen.
    Eine geeignete Aufgabe für einen Kriminalinspektor in tiefer Trauer? Geeignet für irgendwen? Was hatte Asunander nur im Sinn? Überhaupt etwas?
    Gute Fragen. Eva Backman sah auf die Uhr. Zeit für die Mittagspause.
    Zeit, sich darauf vorzubereiten, Barbarotti zu begegnen, wenn er zum ersten Mal nach Mariannes Tod seinen Fuß in das Polizeipräsidium von Kymlinge setzte. Das war wahrlich auch eine Aufgabe.
    Nicht besser, aber schwieriger ?
    Plötzlich spürte sie, dass ihr schlecht war.

4
    G unnar Barbarotti schaltete den Motor aus, öffnete den Sicherheitsgurt, stieg aber nicht aus dem Wagen.
    Diesen Moment hatte er gefürchtet. Die Rückkehr ins Präsidium.
    Gefürchtet war vielleicht nicht das richtige Wort, weil es nichts mehr gab, was er noch fürchtete.
    Aber es war ein Augenblick aus Stein. Von Zeit zu Zeit übermannten ihn solche, hatte er gemerkt. Eine Art Lähmung, die ihn ohne Vorwarnung traf; manchmal blieb er mitten in einem Schritt stehen oder am Küchentisch sitzen und war unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Unfähig, einen einzigen nach vorn gerichteten

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