Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
Vom Netzwerk:
physikalisch unmögliche Art. Ein Vorhang erhob sich, ähnlich einer riesigen Plastikfolie, der langsam durch die Luft schwebte und überall einbeulte. Anschließend stieg mit Donnergetöse der See nach oben und zog sich immer mehr in die Länge.
    Auch die Palmen wuchsen schlagartig ins Gigantische, wobei ihre unteren Stämme eine beängstigende Breite annahmen.
    Alles wirkte so, als würde ein verrückter, surrealistischer Film vor ihren Augen ablaufen. Die gesamte Biosphäre kochte und brodelte.
    Wendre Torlan zerrte am Griff der Schleusentür.
    »Sind Sie wahnsinnig!«, fauchte Stafford. »Sie können da nicht hinein! Dort geht alles unter. Innendruck und Temperatur sind ins Unermessliche gestiegen.«
    »Aber wir müssen etwas tun!«, rief Wendre. »Sonst sind wir alle in kurzer Zeit verloren!«
    Jetzt griffen die kreuz und quer laufenden Gravo-Wellen erneut nach ihnen. Eine Stoßwellenfront näherte sich mit mörderischer Gewalt.
    Als sich die Schleusentür nach außen wölbte, unterdrückte Stafford nur mühsam ein Stöhnen. Sein linker Arm wurde wie in einen riesigen Schraubstock gepresst. Außerdem hatte er das Gefühl, seine linke Gehirnhälfte würde zermalmt werden. Der Schmerz raste wellengleich durch seinen Körper.
    Im allerletzten Augenblick, bevor die mörderische Kraft ihn endgültig im Griff hatte, riss er sich los und stolperte den anderen nach, die voller Angst und Panik zum »Mumiensaal« rannten.
    Stafford wollte die angstvollen Leute zum Ringwulst dirigieren, denn dort waren noch keine Veränderungen aufgetreten. Doch niemand achtete auf sein Kommando. Die Panik hatte sie im Griff, und so rannten sie kopflos weiter.
    In den Gängen begannen sich die Wände teils nach innen, teils nach außen zu wölben. Das Chaos wurde immer perfekter, und jeder reagierte in seiner Angst mit sinnlosem Gerenne in alle Richtungen.
    »Zum Ringwulst hinüber!«, brüllte Stafford.
    Vergebens. Alle stürmten in den Mumiensaal und blieben dort am Eingang wie erstarrt stehen.
    Der Anblick, der sich ihnen bot, war makaber genug.
    Die Batterie gläserner Särge war nach Staffords spontaner Schätzung mindestens dreihundert Meter lang und total verzogen. Hier wirkten die Zugkräfte nur auf der linken Seite. Auch die Wände waren konkav gebogen und beschrieben einen endlos langen Bogen, der dem Anschein nach ewig weiterlief und ins Nichts führte.
    Als Stafford vorsichtig zwei Schritte vortrat, begann wieder das unangenehme Ziehen, als würden Zentnerlasten auf ihn drücken. Er ignorierte den Schmerz bewusst und trat an das gläserne Behältnis, in dem der blinde Navigator Kane Gray seinen Tiefschlaf hielt.
    Gray war deutlich im eisähnlichen Block zu erkennen. Aber Stafford kriegte fast einen Schock, als er die Wahrheit erkannte.
    Vor ihm dehnte sich eine Gestalt, die nichts Menschliches mehr an sich hatte. Mindestens zwanzig Meter lang war das, was früher mal Kane Gray gewesen war. Die Arme maßen allein mindestens fünfzehn Meter, wie der Commander schaudernd feststellte. Und der Dehnungsprozess lief unaufhaltsam weiter, zog die in Todesstarre verfallene Gestalt immer weiter in die Länge.
    Ein Zerrbild von einem Menschen, dachte Stafford. Außerdem war der Körper gekrümmt, verkrümmt und total verbogen.
    »Er ist tot«, hörte er neben sich Frank Beauregard flüstern.
    »Ja. Niemand kann das überleben«, erwiderte Stafford. »Damit haben wir schon zwei Leute verloren. Bonelli und Gray.«
    Raum und Zeit schienen sich wieder zu krümmen. Im Innern des schwarzen Sternenmolochs traten urplötzlich wilde Kräfte auf, die an Stärke alles überboten. Und sie waren so rätselhaft, dass niemand sie auch nur annähernd begreifen konnte. Mit irdischen Begebenheiten ließ sich hier absolut nichts erklären. Und jedes normale physikalische Gesetz war in diesen Dimensionen nur noch eine lächerliche Farce.
    Der Sarg von Gray wurde noch länger, zusehends schmaler und verlor sich irgendwo in der Ferne. Der Eindruck entstand, als würde man durch ein umgekehrtes Fernrohr blicken.
    Irgendwo hier im »Mumiensaal« schien aber eine merkwürdige Grenze zu verlaufen. Auf der einen Seite tobten unvorstellbare Gravitationskräfte, auf der anderen fand etwas statt, das zunächst alle in Staunen, dann in Schrecken versetzte.
    Stafford blickte gerade Clark Colnar an, dessen schwarzer Bart dicht und kraus war. Auf seiner Stirn standen ein paar Falten und auch um die Augen waren die kleinen Altersfalten zu sehen.
    Stafford blickte wie

Weitere Kostenlose Bücher