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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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schlimm.«
    »Aber sie ist doch nicht gelähmt …«
    Ich hasste dieses Wort. »Das wissen wir noch nicht, aber sie kann die Beine nicht bewegen.«
    Er stöhnte auf. »Aber es gibt doch Hoffnung, oder? Wunder geschehen jeden Tag.«
    »Genau darauf hoffen wir.«
    Wir schwiegen beide lange Zeit. Dann sagte er: »Ich habe angerufen, um dir zu sagen, dass wir den Brücke-Auftrag bekommen haben.«
    Es dauerte eine Minute, bis seine Worte zu mir durchdrangen. Ich wunderte mich, dass das, was meine Gedanken wochenlang völlig beherrscht hatte, auf einmal keinen Platz und keine Bedeutung mehr hatte. An jedem anderen Tag hätten wir mit einem teuren Essen und einer Flasche Champagner bei Canlis gefeiert. Diese Welt schien bereits nur mehr eine ferne Erinnerung zu sein. Alles, was ich sagte, war: »Oh.« Mir wurde bewusst, wie entfernt von der Wirklichkeit ich auf einmal war.
    Es folgte ein weiteres langes Schweigen. Schließlich sagte Kyle: »Hey, mach dir keine Sorgen, ich habe alles im Griff.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Hat McKale die Blumen bekommen?«
    »Ja. Danke.«
    »Grüß McKale von mir. Und mach dir keine Sorgen, ich halte dir den Rücken frei.«

Sechstes Kapitel
    Nichts ist quälender, als auf das Urteil der Geschworenen zu warten. Außer vielleicht, das Urteil der Geschworenen zu hören.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Die nächsten drei Tage verstrichen in einem surrealen Schwebezustand, in dem ich zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankte. Die Ärzte wiederholten, was schon die Sozialarbeiterin gesagt hatte – dass sie über das genaue Ausmaß des Nervenschadens vor Ablauf der nächsten zweiundsiebzig Stunden nichts sagen könnten. In zweiundsiebzig Stunden kann viel passieren , sagte ich mir. Vielleicht würde sie, wenn die Schwellung zurückging, wieder etwas spüren und sich bewegen können.
    Sie musste gesund werden. McKale im Bett, bewegungsunfähig, das war mit das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte.
    Alles andere, was meine Welt ausgemacht hatte, hörte auf zu existieren. Ich blieb die ganze Zeit an McKales Seite. Nachts schlief ich auf einem Feldbett neben ihrem Bett, oder ich versuchte es zumindest, da die Schwestern scheinbar alle zwanzig Minuten hereinkamen, um nach irgendetwas zu sehen. Ich wollte nicht, dass sie aufwachte und ich nicht da war. Sam, McKales Vater, kam am Samstagnachmittag, und zum ersten Mal wich ich von ihrer Seite und fuhr nach Hause, um zu duschen und meine Kleidung zu wechseln. Ich war nur für ein paar Stunden fort.
    Am Montagmorgen fuhr ich nicht nach Hause. Zweiundsiebzig Stunden waren seit dem Unfall vergangen, und die Ärzte hatten uns gesagt, sie würden an diesem Morgen kommen, um McKale zu untersuchen. Endlich würden wir etwas über das Ausmaß der Schädigung erfahren. Sam traf gegen zehn ein. Keiner von uns sprach über die Untersuchungen. McKale redete mit ihrem Vater über sein neues Haus in Florida, dann fragte sie mich nach der Arbeit. Da erst wurde mir bewusst, dass ich ihr noch gar nichts von dem Brücke-Auftrag erzählt hatte.
    »Das sind ja gute Neuigkeiten«, sagte sie.
    Sam war aufgeregter als wir beide. »Gut gemacht, mein Junge. Gut gemacht.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Mich interessierte der Auftrag überhaupt nicht, ich sprach nur davon, um uns von schwereren Gedanken abzulenken.
    Gegen halb zwölf betraten drei Ärzte das Zimmer. Einer trug eine kleine schwarze Tasche in der Hand, ein anderer ein Klemmbrett. Ich erkannte die Ärztin vom Tag des Unfalls. Sie sagte zu mir: »Ich bin Dr. Hardman. Sie sind McKales Ehemann?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und Sie sind ihr Vater?«
    Sam nickte.
    »Ich möchte Sie beide bitten, das Zimmer zu verlassen, während wir diese Untersuchungen durchführen.«
    Ich wollte fragen, warum, aber ich tat es nicht. Ich legte viel Vertrauen in die Ärzte. Später begriff ich, dass ich nicht auf sie vertraut hatte, sondern auf meine Hoffnung, McKale würde geheilt werden. Sam trat zur Seite, und einer der Ärzte begann, die Vorhänge um das Bett zuzuziehen.
    »Könnten wir vielleicht davor warten und zuhören?«, fragte ich und deutete auf die andere Seite des Vorhangs.
    »Natürlich«, sagte sie.
    Ich beugte mich vor und küsste McKale auf die Stirn. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Ich teilte den Vorhang und stellte mich auf der anderen Seite neben Sam.
    »Wie geht es Ihnen, McKale?«, fragte Dr. Hardman.
    McKale murmelte etwas.
    »Es tut mir leid. Wir werden ein paar einfache Untersuchungen

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