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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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durchführen. Sie dürften Ihnen keine Schmerzen bereiten.« Dann war ein Schlurfen zu hören, und McKale stöhnte vor Schmerz auf, als sie sie auf die Seite drehten, um sich ihre Wirbelsäule anzusehen.
    Ich hörte, wie der Reißverschluss einer Tasche aufgezogen wurde, und dann sagte einer der Ärzte: »Dr. Schiffman wird mit diesem Gerät einige Ihrer Körperteile berühren.« (Nach dieser Prozedur sah ich das Gerät . Es sah aus wie ein mittelalterliches Folterinstrument. Es war wie ein Rad geformt und mit Nadeln besetzt.) »Wir werden mit diesem Gerät über verschiedene Teile Ihres Körpers fahren und Sie dann nach Ihrer Reaktion fragen. Sind Sie bereit?«
    »Ja«, sagte McKale matt.
    Dann hörte ich einen der Ärzte fragen: »Können Sie das spüren, McKale?«
    »Ja.«
    Mein Herz schlug höher. Ich wollte Sam mit einer Hand abklatschen, aber sein Blick war stur auf den Boden gerichtet.
    »Okay. Wir werden es jetzt unterhalb Ihrer Taille versuchen. Können Sie das spüren?«
    Eine lange Pause trat ein. McKale sagte: »Nein.«
    »Und wie ist es hier?«
    Noch eine Pause folgte. Diesmal klang McKales Stimme leicht angespannt. »Nein.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Komm schon, McKale .
    »Und wie ist es hier?«
    McKale begann zu schluchzen. »Nein.«
    Ich begann im Stillen zu beten. Lieber Gott, bitte lass sie etwas spüren .
    »Und wie ist es hier?«
    Inzwischen weinte McKale. »Nein.«
    Sam bedeckte seine Augen mit der Hand.
    »Und hier?«
    »Nein, ich kann gar nichts spüren«, rief sie. »Ich kann gar nichts spüren!«
    Ich teilte den Vorhang, aber Dr. Hardman sah mich nur kopfschüttelnd an. Ich trat zurück.
    »Wir werden Sie jetzt auf einen tiefer liegenden Nervenschaden untersuchen. Manchmal ist ein Nervenschaden nur oberflächlich, und Patienten können unter der Haut noch immer etwas spüren. Ich werde diese Nadel in Ihr Bein einführen, und Sie müssen mir sagen, ob Sie irgendetwas spüren.«
    Ich wartete auf eine Reaktion, aber McKale gab keinen Laut von sich.
    Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. Mir war schlecht. Sie konnte nichts spüren. McKale war gelähmt.

Siebtes Kapitel
    Als Junge hörte ich in der Kirche einmal die folgende Geschichte: Ein Mann flickte ein Schrägdach an einem hohen Gebäude, als er auf einmal abzurutschen begann. Als er sich dem Rand des Dachs näherte, betete er: »Rette mich, Herr, und ich werde jeden Sonntag in die Kirche gehen, ich werde das Trinken aufgeben, und ich werde der beste Mensch sein, den es in dieser Stadt je gegeben hat.«
    Als er mit seinem Gebet fertig war, blieb er mit seinem Overall an einem Nagel hängen, der ihn rettete. Der Mann sah zum Himmel hoch und rief: »Ist schon gut, Gott, ich habe mich selbst darum gekümmert.«
    Wie wahr.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Trotz des bleibenden Schadens an ihren Nerven musste McKales Wirbelsäule noch einmal operiert werden, und wir mussten noch einmal vierundzwanzig Stunden warten, bevor das Krankenhaus sie dazwischenschieben konnte. Sam musste an diesem Morgen zurück nach Hause fliegen, daher war ich der Einzige an McKales Seite, als sie sie zu der Operation wegrollten. Ich saß angespannt im Wartezimmer.
    Als der Chirurg kam, um mich auf den aktuellen Stand zu bringen, hatte er ein breites Lächeln im Gesicht. »Es ist alles sehr gut verlaufen. Sogar noch besser, als wir erwartet hatten. Wir konnten ihre Wirbelsäule ohne größere Probleme behandeln.«
    Sein Tonfall versetzte mich in Hochstimmung. »Heißt das, sie wird vielleicht wieder laufen können?« Seine Miene verdüsterte sich. »Nein. Es heißt nur, dass die gebrochenen Knochen der Wirbelsäule erfolgreich behandelt werden konnten.«
    Ich habe einmal gehört, dass es ein universales Muster von Trauer und Verlust gibt, das jeder durchlaufen muss. Die ersten drei Phasen sind Leugnen, Wut und Verhandeln. Ich nehme an, ich durchlief sie alle auf einmal. Ich versprach Gott alles. Ich würde mein ganzes Geld den Armen geben, mein Leben damit verbringen, Häuser für die Obdachlosen zu bauen – alles, um Seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Ich hatte sogar schon einen Plan, wie Gott es geschehen lassen könnte. Ich würde einfach aufwachen, als sei alles nur ein böser Traum gewesen. Niemand würde überhaupt erfahren müssen, was geschehen war. Aber ich wachte nie aus diesem Traum auf. Gott hatte andere Pläne.

Achtes Kapitel
    Wir sind solche Narren. Wir bestrafen unsere Freunde und belohnen unsere Feinde weitaus

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