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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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um meine Frau gekümmert habe. Es gibt besondere Orte in der Hölle für Leute wie dich.«
    »Komm mir doch nicht auf die moralische Tour, Kumpel. So läuft das Geschäft eben. Ich ziehe weiter, und meine Kunden tun es auch.«
    »Ich werde dich fertigmachen, Kyle. Und diesen Verräter Ralph auch. Ihr werdet damit nicht davonkommen.«
    Einen Augenblick lang war er sprachlos. Dann sagte er: »Na dann, viel Glück dabei.« Er legte auf.
    McKale hatte die ganze Zeit Recht gehabt, was ihn anging.
    Ich quälte mich kurz mit der Frage, ob ich ihr davon erzählen sollte, und entschied mich dann, es ihr zu verschweigen, bis ich wusste, wie schlimm es um sie stand. Aber wie üblich konnte McKale spüren, dass irgendetwas nicht stimmte. »Hast du Kyle eigentlich endlich erreicht?«
    »Ja.« Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Krankenbett.
    »Was ist los?« Sie starrte mich an, hilflos und verletzlich.
    »Ach, du weißt schon, die üblichen Probleme. Engpässe und Termine. Ich muss am Montag wieder zur Arbeit.« Ich nahm ihre Hand und drückte sie.
    Sie sah mich traurig an. »Ich weiß. Es tut mir leid, dass ich so viel von dir genommen habe.«
    »Du hast nichts genommen, was dir nicht gehört hat«, sagte ich.
    Ein mattes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Und wie geht’s Kyle?«
    »Er hat in letzter Zeit viel um die Ohren.« Ich versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen.
    »Das glaube ich gern. Ich habe ihn wirklich falsch eingeschätzt.« Sie verdrehte die Augen, als könnte sie ihre eigene Dummheit kaum fassen.
    Ich sah sie einen Augenblick lang an und sagte dann: »Ja. Er ist … unglaublich.«
    »Du solltest ihm dieses Jahr einen dicken Weihnachtsbonus zahlen.«
    Ich hielt es nicht länger aus. »Ich muss auf die Toilette«, sagte ich. Ich ging den Flur hinunter zur Toilette, schloss mich dort ein und trat dann gegen den Abfalleimer, bis das Plastik zersprang.

Elftes Kapitel
    McKale ist heute nach Hause gekommen. So froh ich über ihre Heimkehr auch bin, so sehr trifft mich jetzt doch die volle Wucht der Erkenntnis, dass unser Leben nie wieder dasselbe sein wird. Aber es könnte schlimmer sein. Ich hätte allein nach Hause kommen können.
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Obwohl meine Welt in Trümmern lag, war der Tag, an dem McKale nach Hause kam, wie Weihnachten für mich. Zumindest, bis ich sie zu Bett gebracht hatte. Dann holte mich die Wirklichkeit wieder ein. Auf dem Anrufbeantworter waren ungefähr hundert Nachrichten. Ein paar waren Beileidsanrufe, aber bei den meisten handelte es sich um Mahnanrufe. Ich saß mit Stift und Papier da und schrieb sie alle auf.
    Die Mahnanrufe kamen mehr als einmal, und sie klangen immer entschiedener und drohender.
    McKale war nicht die Einzige, die schlecht mit Geld umgehen konnte. Mein Vater war zwar Buchhalter gewesen, aber ich hatte nichts von seiner Haushaltsdisziplin geerbt. Madgic war losgegangen wie eine Rakete, und McKale und ich hatten damals alles sofort gewollt. Wir leisteten uns das größte Haus, für das wir einen Kredit bekommen konnten, teure Autos, Urlaubsreisen und so ziemlich alles andere, wonach uns verlangte. Wir gingen fast jeden Abend essen. McKale war keine große Köchin. Sie sagte gern: »Das Einzige, was ich machen kann, sind Reservierungen.«
    Außerdem war McKale über die Maßen großzügig und spendete für so ziemlich jede Hilfsorganisation, die anfragte – von der Stiftung zur Förderung der Gesundheit Neugeborener bis zur Gesellschaft zum Schutz der Windhunde. Wir hatten Unmengen ungeöffneter Kartons mit Keksen von Pfadfinderinnen in unserer Vorratskammer. Jedes Mal, wenn uns klar wurde, dass uns wieder einmal das Geld ausgegangen war, regte ich mich eine Weile auf, bis McKale sagte: »Du bist schlau. Du wirst noch mehr machen.«
    Schon vor dem Unfall (und dem Untergang der Agentur) hatten wir Probleme gehabt. Wir waren mit allen Rechnungen im Verzug, wir hatten eine zweite Hypothek auf unser Haus aufgenommen, und das Volumen unserer Kreditkarten war ausgeschöpft. Es war ein finanzieller Drahtseilakt gewesen. Und nun hatte jemand unser Seil an einem Ende durchtrennt.
    McKale war dafür zuständig, die Rechnungen zu bezahlen, und das hatte sie natürlich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr getan. Zusätzlich zu den Nachrichten auf dem Anrufbeantworter lag ein großer Haufen Rechnungen neben der Hintertür auf dem Boden. Beim ersten Mal, als ich ihn mir vornehmen wollte, verließ mich meine Entschlusskraft, und ich ließ ihn

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