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Am Anfang des Weges

Am Anfang des Weges

Titel: Am Anfang des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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für eine Stadt zu sein, die im Vergleich zu der Gegend, die ich zuvor durchquert hatte, wie das Death Valley aussah. Zuerst nahm ich an, dass der Name nur ein Marketingtrick war, wie zum Beispiel Grönland, wo es ungefähr so grün ist wie in einem Eisfach – und ein ganzes Stück kälter. Dann fiel mir wieder ein, was ich über die Benennung von Städten gelesen hatte, und ich kam zu dem Schluss, dass hier ein Mr. Waterville entweder die Bank oder jedermanns Hypothek besaß.
    Ich fragte mich, womit sich die Leute in einer Kleinstadt wie dieser die Zeit vertrieben, bis ich Randy’s Eisdiele und den Golfplatz Putt Putt sah. Ich möchte wetten, in Waterville kann jeder Normalbürger putten wie Jack Nicklaus.
    Nach weiteren zwanzig Meilen erreichte ich Douglas. Am Straßenrand gab es keinerlei Tankstellen, Diners oder Motels, daher bog ich vom Highway ab und baute etwa hundert Meter weiter mein Zelt auf. Die Sonne ging bereits unter, und es war kalt, nur ein paar Grad über dem Gefrierpunkt. Ich wollte ein Feuer machen, aber es gab nichts, was ich hätte verbrennen können.
    Zum ersten Mal auf meinem Weg nahm ich meinen Propankocher aus dem Rucksack und machte ihn an. Ich öffnete die Dose Spagetti, die ich mir in Leavenworth gekauft hatte, öffnete sie und stellte sie auf die blaue Propanflamme, bis der Doseninhalt zu köcheln begann. Dummerweise hatte ich vergessen, Essbesteck zu kaufen. Ich riss ein Stück von meinem Baguette ab und löffelte die Spagetti damit. Zum Nachtisch aß ich ein Ding Dong. Ich knüllte die Alufolie, in die es verpackt gewesen war, zusammen und warf damit nach einem Kaninchen, das mich aus einiger Entfernung beobachtete. Ich verfehlte es.
    Zum ersten Mal in dieser Woche konnte man die Sterne sehen, und ich erlebte einen dieser Momente, die wir vermutlich alle kennen: Ich blickte zum Nachthimmel hoch und kam mir erstaunlich klein und unbedeutend vor. Das gab mir Hoffnung. Vielleicht hatte Gott doch größere Pläne, als mein Leben zu ruinieren. Ich kletterte in mein Zelt und legte mich schlafen.

Einunddreißigstes Kapitel
    Die Zeit ist reif, so sprach der Wanderer, von mancherlei zu reden. Von Kornkreisen und UFOs und von den Touristen, die diese Dinge bringen …
    (Entschuldige, Lewis Carroll.)
    Alan Christoffersens Tagebuch
    Die nächsten Tage meiner Reise waren anstrengend, aber sonst größtenteils nicht erwähnenswert. Ich ging von Douglas nach Coulee, von Coulee nach Wilbur und von Wilbur nach Davenport, im Durchschnitt etwa achtundzwanzig Meilen am Tag.
    Zum Glück gab es unterwegs Orte, wo ich ein Bett und eine Mahlzeit bekommen konnte. In Coulee übernachtete ich im Ala Cozy Motel und aß nebenan in Big Wally’s Shell-Tankstelle, die gleichzeitig ein Laden für Angelbedarf war, einen Burrito mit grünem Chili. Ich wünschte, sie hätten auch T-Shirts verkauft.
    Coulee war industriell geprägt, sodass ich die Berge umso mehr vermisste. Mir wurde bewusst, wie viel Glück ich auf dem ersten Teil meines Wegs gehabt hatte, denn er hatte mich durch die Natur mit ihren heilenden Kräften geführt. In dieser Gegend gab es nichts zu tun, außer zu gehen und zu grübeln.
    Es waren etwa dreißig Meilen bis Wilbur – seit Tagen die größte Stadt, durch die ich kam. Wilbur war eine richtige Stadt mit einer Bank, einem Immobilienbüro und einer Klinik. Ich stieg im Eight Bar B Hotel ab, das nach eigenen Angaben über »die größten Zimmer des Bezirks« verfügte. Diese Behauptung schien ihre Berechtigung zu haben. Das Hotel lag neben einem kleinen Burger-Imbiss namens Billy Burger.
    Ich ließ meinen Rucksack im Zimmer und ging hinunter zu dem Billy Burger, um etwas zu essen. Ich hatte großen Hunger und bestellte mir den Wild Goose Bill Burger, der nach dem Gründer von Wilbur, Wild Goose Bill, benannt war. Ich war mir sicher, dass es auch hierzu eine Geschichte gab, aber ich kam nie dazu, danach zu fragen.
    Die Wände des Billy Burger zierte die größte (und einzige) Salz- und Pfefferstreuersammlung, die ich je gesehen hatte. Darunter waren ein Paar Würfel, auf denen in goldener Glitzerschrift »Vegas« stand, ein paar Hulamädchen, ein paar politisch nicht korrekte Little-Black-Sambo-Streuer, eine Waschmaschine mit Trockner  und  ein  sitzender  JFK.
    Außerdem verkauften sie Billy-Burger-T-Shirts und ein Buch über die Geschichte von Wilbur, das es, so meine Vermutung, wohl nie auf die Bestsellerliste der New York Times schaffen wird, auch wenn schon Seltsameres vorgekommen ist.

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