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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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du auch nicht wiedergeboren werden.«
    »Ich kann nicht wiedergeboren werden. Ich darf nicht sterben.«
    »Gut!« Yorne stieß ein lautes, schauerlich hallendes Lachen aus. »Strenge dich nicht zu sehr an! Schone dich! Solange du unter meinem Zauber stehst, wirst du auch dein Gedächtnis nicht bemühen können. Vergiß auch den Rest; schon so viel hast du vergessen.«
    Also würde, dachte Golar, jener Mythor es können, wenn der Zauber aufgehoben war. Golar und Helmond hatten jetzt einen Teil des Mausoleums umrundet, dicht an der muffigen Wand und an den blutverschmierten Standbildern und Dämonenstatuen entlang. Nun konnten sie von der anderen Seite über den Opferblock hinwegsehen, über den Körper Mythors, hinüber zu dem anderen Eingang, durch den sie hierher geflüchtet waren. Yorne sprach nicht mehr. Sie schien auf etwas zu warten, schien auf Geräusche zu lauschen. Sie hatte den Kopf schräggelegt, und ihre Finger spielten gedankenlos mit den Gliedern der Kette. Dann hob sie langsam den Arm. Finger, an denen riesige Steine in schweren, goldenen Ringen funkelten, deuteten auf die Untoten, die erstarrt einige Mannslängen vor dem Portal stehengeblieben waren.
    »Ihr! Heere der Dunkelwelt! Tapfere Kämpfer ohne Augen. Sucht! Tötet die Eindringlinge.«
    Helmond sah eine Bewegung hinter Yorne. In einen Lichtstrahl trat eine Gestalt, deren Aussehen ihm mehr vertraut war als alles andere. Es war Ilfa.
    Er hob das Schwert und verließ sein Versteck. Sein Schrei fuhr durch das Gewölbe und ließ Yorne und Ilfa zusammenzucken.
    »Ilfa. Mein Kind. Hier bin ich, Helmond.«
    Yorne handelte, als ob sie nicht im mindesten überrascht sei. Sie schrie die Untoten an, rief ihnen Befehle entgegen und kreischte schließlich wie Sgnore.
    »Faßt sie. Tötet sie! Macht sie zu Untoten, nehmt sie auf in euer Heer.«
    Noch wußten die Untoten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Aber sie gehorchten den Befehlen ihrer Herrin.
    Helmond blieb kurz neben Ilfa stehen und drückte sein Kind an sich. Ilfa riß sich, nachdem das Lächeln vorübergehend alle Sorgen des Vaters vertrieben hatte, von seiner Umarmung los.
    Yorne stand zwischen dem Opferblock und dem Eingang zu den Kammern der Dunkelkrieger. Zuerst packte Ilfa den Schlüssel und rief dann dem Vater zu:
    »Hilf mir. Wir befreien Mythor.«
    »Aber… die Hexe«, begann Helmond.
    Das riesige Gewölbe füllte sich mit Untoten. Zuviel Geräusche gab es und zu laute Schreie. Mindestens vier verschiedene Ziele, die zudem ständig ihren Standort veränderten, schienen die magische Wahrnehmungsfähigkeit der Dunkelkämpfer zu überfordern. Golar, der an Mythor kein großes Interesse zeigte, hob das Schwert und versuchte dorthin zu entkommen, wo er einen Torbogen sah, Spuren und steinerne, ausgetretene Stufen. Aber schon warfen sich ihm mehr als zehn Untote entgegen. Er blieb regungslos stehen, und auch die Krieger aus dem Totenreich wurden verwirrt.
    Ilfa hatte das Schloß zum zweitenmal gelöst und warf den Schlüssel mit aller Kraft irgendwo in das Gewölbe hinein. Das Klirren des Metalls auf Stein war in diesem Augenblick wie ein Signal. Es setzte sich als Echo fort und war unnatürlich laut und lang anhaltend.
    Die Hexe fuhr herum und kam mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Fingern auf Ilfa zu.
    »Kein Krieger hat es geschafft, Mythor zu befreien«, schrie sie. »Er gehört mir.«
    Ihr Busen wogte, und Haß sprach aus ihrem Gesicht. Ilfa hob langsam die scharfe Klinge.
    »Ich schaffte es«, lautete die bestimmte Antwort. »Und es war nicht sehr schwer.«
    Wieder kam Bewegung in viele der Untoten. Helmond lauerte auf einen Moment, an dem er eingreifen konnte. Es waren zu viele der Dunkelkrieger zwischen ihm und der Herrin der Katakomben.
    »Die Krieger suchen Schätze«, rief Yorne. »Ihnen ist mein ewiger Gefangener gleichgültig.«
    »Mir nicht. Geh mir aus dem Weg, Hexe«, rief Ilfa und machte einen Ausfall mit der Waffe. Yorne zuckte zurück und murmelte Beschwörungen.
    »Mythor bleibt hier. Bis zum Ende der Ewigkeit«, schrie sie dann. »Ich merke, daß es dir gelingt, den magischen Bann zu durchbrechen.«
    Mythor hatte sich wieder halb aufgerichtet und blickte verwirrt zwischen Ilfa und Yorne hin und her. Golar kämpfte gegen zwei Untote, die ihre Streitäxte schwangen. Hin und wieder fuhr eine der Klingen in den Stein und schlug eine lange Bahn großer, sprühender Funken heraus. Jedesmal machte das klirrend schleifende Geräusch die Untoten halb rasend, und für den

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