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Am Anfang war das Chaos

Am Anfang war das Chaos

Titel: Am Anfang war das Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verteidigten sie sich mit schnellen Schwerthieben.
    Mehr und mehr Untote kamen heran. Sie bildeten binnen weniger Herzschläge einen Halbkreis um die verzweifelten Männer und drangen auf sie ein. Sie kämpften, als könnten sie perfekt sehen! Golar und Helmond ahnten, daß sie jenseits des Tores in Sicherheit sein würden, und sie wehrten sich, indem sie immer wieder rückwärts sprangen und größere Entfernung zwischen sich und die Verteidiger des Mausoleums brachten.
    Schließlich kämpften sie direkt unter dem mächtigen Bogen. Ihr Vorteil war, daß nur drei der Bewaffneten nebeneinander im Tor zu stehen vermochten.
    Aber schon wenige Augenblicke später mußten sie sich sagen, daß ihre Freude ungerechtfertigt war. Die Untoten verließen kämpfend und vorrückend ihre Halle und trieben die Eindringlinge in einen anderen, dunklen Raum hinein.
    Helmond blickte nach rechts.
    Dort, in einer riesigen Nische oder in einem Raum zwischen mächtigen Pfeilern, blendeten zwei schräge Lichtstrahlen in eine Schatzkammer. Nur einen einzigen langen Blick warf er auf die Kostbarkeiten, die dort aufgehäuft waren, dann wehrte er einen neuerlichen Angriff mit der Hellebarde ab. Die Waffen der Untoten zerbrachen, aber die Untoten ließen sich nicht töten, nicht niederschlagen – keine der neuen Wunden, die ihnen geschlagen wurden, blutete. Keine war tödlich. Keine vermochte sie aufzuhalten.
    Plötzlich hörten Golar und Helmond hinter sich Geräusche. Nur eine einzige Stimme sprach. Eine Frauenstimme! Sie war laut und angenehm dunkel, aber die Worte, die sie aussprach…
    »Dorthin. Das ist die Rettung«, zischte der Krieger und rannte in die Dunkelheit zwischen den Pfeilerbündeln hinein. Ein letzter Schwerthieb des Rottenführers schlug einen geschleuderten Speer zur Seite, und dann hetzte er hinterher.
    Sie verschwanden im Dunkel.
    Und als sie sicher waren, daß ihnen vorläufig kein Untoter mehr folgte, wagten sie erst, das unglaubliche Geschehen zu beobachten.

5.
    »Yorne!« wisperte erklärend der Fremde, zog das Tuch herunter und wischte Schweiß, Staub und verkrustetes Blut aus Gesicht und vom Hals.
    »Spinnenhaupt? Ah! Ich sehe es.«
    Eine Frau. Groß, schlank, mit einem schönen Gesicht und grün leuchtenden Augen. Ihre Brüste waren voll und wohlgeformt und machten die Frau in dem Gewand aus weißen, stäbchenförmigen Knochen »menschlicher«. Ein riesiger Haarkranz, eine stachelige Kugel, ließ sie wie eine phantastische Blüte erscheinen. Das Haar oder was immer es war, schimmerte schlohweiß. Sie stand vor einem wuchtigen schwarzen Steinblock, auf dem ein Mann lag. Er war bis auf ein Schamtuch nackt, seine Handgelenke trugen die Spuren einer Fessel.
    »Ich weiß, was der Aufruhr bedeutet, Mythor«, sagte Yorne und richtete ihre Worte an den Gefangenen. »Jemand ist eingedrungen. Wieder einmal. Immer noch kommen sie, um einen Schatz zu heben.«
    Mit einer Stimme, die erkennen ließ, daß der nackte Mann nicht völlig bei Sinnen war, wiederholte er die meisten Worte. Aber schon nach einem Dutzend Worten hatte er den Rest vergessen.
    »Yorne weiß es. Es gibt keinen Schatz in den Katakomben – nur dich und mich.«
    »Nur dich und mich. Yorne und Mythor«, sagte der Mann. Er hieß wohl wirklich so. Golar und Helmond stießen einander an. Sie hatten das Gold gesehen. Wenn Yorne davon nicht als vom Schatz sprach, dann schätzte sie die Kostbarkeiten gering ein.
    »Und die Vorwitzigen werden bald das Heer meiner untoten Wächter vergrößern.«
    »Die Untoten werden größer. Heer.«
    Mythor wiederholte unvollständig. Die Hexe ging langsam um den Steinblock herum und betrachtete ihn voller Freude. Ihr feingeschnittenes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Hasses und des Triumphs. Wieder sprach sie.
    »Du, Mythor, bist mit Vergessen geschlagen…«
    Mythor schien das Sprechen lernen und die Worte begreifen zu wollen. Er wiederholte, was sie sagte.
    »Deine Erinnerungen sind fern von dir. Niemals wirst du wieder für die Lichtwelt kämpfen können.«
    Auch das, was Mythor jetzt nachplapperte, zeugte von seinem Unvermögen. Er schien schwach und ratlos zu sein. Langsam pirschten sich die Eindringlinge näher, ohne jedoch den Schutz der Dunkelheit zu verlassen.
    »Du wirst in alle Ewigkeit mein Gefangener bleiben.«
    Yorne bückte sich, hob Kette und Schloß auf und befestigte sie wieder an Mythors Handgelenken. Den Schlüssel legte sie am Fußende auf die Steinplatte.
    »Sterben darfst du nicht, denn dann kannst

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