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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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dahinter anzuschauen und es dann wieder aufzuhängen.
    »Vielleicht dort hinten«, sage ich und zeige auf einen kleinen roten Schuppen, der im rechten Winkel an den Stall anschließt.
    Als wir dort vorsichtig die Tür aufziehen, merke ich gleich, dass es wieder nach gar nichts riecht.
    »Hier gibt‘s bestimmt keine Ratten«, sage ich.
    Wir treten ein und sehen eine lange Reihe kleiner, nach vorne offener Kisten an den Wänden. Das sind Legekästen, also ist das hier keine Werkstatt.
    »Das ist ein Hühnerstall«, erkläre ich.
    Der Hühnerstall ist nicht so aufgeräumt wie der Stall. Überall auf dem Boden liegen Federn. Ich gehe die Reihe der Legekästen entlang und greife in jeden hinein. Aber natürlich sind keine Eier darin. Wie denn auch, ohne Hühner? Dann halte ich Ausschau nach Hühnerfutter, kann aber keins entdecken. An der einen Wand stehen mehrere grüne Plastikfässer, alle leer.
    »Komisch, dass gar keine Sachen mehr da sind«, sage ich. »Vielleicht sind die Bewohner noch rechtzeitig umgezogen«, sagt David.
    »Und was sind das dann für Leute, die im Haus sitzen?«, bemerkt Dinah.
    »Na, dann hat eben irgendjemand anders das geklaut, was fehlt«, sagt David.
    »Aber der Traktor und das Auto stehen noch in der Scheune«, sagt Gabriel. »Jedenfalls war’s so, als ich dort reingeschaut habe.«
    Wir laufen so schnell dorthin, als befürchteten wir, jemand könnte den Traktor und das Auto in der Zwischenzeit weggefahren haben. Doch als wir das große Scheunentor öffnen, sehen wir, dass da tatsächlich ein roter Traktor und ein Auto stehen. Beide Fahrzeuge scheinen in gutem Zustand zu sein. In den Reifen ist noch Luft.
    »Da drüben ist eine Tür.« Gabriel deutet auf die Rückwand der Scheune. »Da muss noch ein Raum sein.«
    »Bestimmt ist
das
die Werkstatt«, sage ich. »Mein Opa hatte seine auch hinter der Scheune.«
    »Abgeschlossen«, sagt Gabriel mit der Hand auf der Klinke.
    Die Tür sieht nicht besonders stabil aus.
    »Die kriegen wir schon auf«, sagt David, nimmt einen Anlauf und wirft sich mit der Schulter dagegen.
    Das Holz gibt zwar leicht nach, aber die Tür bleibt zu.
    »Warte!«, sagt Dinah, geht zur Tür und stemmt den rechten Fuß mit aller Kraft dagegen. Die Tür knackt vielversprechend, geht aber nicht auf.
    «Alle miteinander!«, ruft Dinah. »Hau ruck!«
    Als wir uns alle vier gegen die Tür werfen, fliegt sie mit lautem Krachen auf. Wir stolpern Hals über Kopf in den Raum dahinter und landen in einem Knäuel auf dem Boden. An den Seitenwänden hängen Werkzeuge. Hämmer, Schraubenzieher, Schraubenschlüssel, Zangen, Sägen, Stemmeisen, Wasserwaagen, Messer, Winkelhaken. An der Querwand hängen Spaten und Rechen, Heugabeln, Sensen und Schneeschaufeln, Hacken und Spieße. Die gleiche Hobelbank wie in Opas Werkstatt steht da, daneben eine Kreissäge und eine Maschine mit einem Rad aus Stein, an der man Messer schleifen kann. Alles sieht sauber und unberührt aus.
    »Mann!«, ruft David aus. »Hier gibt’s ja einfach alles! Super!«
    »Und so ordentlich«, bemerkt Dinah verwundert.
    Ich fahre mit der Hand über die Hobelbank. Kein Staub. »Genau wie im Wohnhaus. Dort ist auch alles so sauber.«
    David nimmt ein Messer von der Wand und befühlt mit dem Daumen die Schneide. »Wahnsinn!«, sagt er und zieht die Hand zurück. »Das ist irre scharf.«
    Wir treten näher und betrachten das Messer. Es sieht aus wie frisch geschliffen.
    »Höllisch scharf«, stellt Gabriel zufrieden fest, als David mit schnellem Schnitt einen Span aus der Kante der Hobelbank schneidet.
    »Mann, haben wir einen Dusel!«, sagt David.
    »Das muss ich filmen«, sagt Gabriel.
    Er macht ein paar Schritte nach hinten, zu der aufgebrochenen Tür, und holt die Kamera aus der Tasche.
    »Alle herschauen!«, ruft er und drückt auf den On-Knopf. Das rote Lämpchen blinkt auf.
    •
    3 . SZENE. INNENRAUM. IN DER WERKSTATT. TAG.
    DINAH, JUDIT, DAVID, GABRIEL (NICHT IM BILD).
     
    David hält das Messer hoch und macht eine Grimasse in die Kamera. Judit und Dinah stellen sich neben ihn.
     
    DAVID
    Der Grüne Kreis befindet sich auf dem Planet der Ratten. Aber jetzt haben wir endlich Waffen gefunden.
     
    Er hält sich die scharfgeschliffene Messerklinge vor den Hals und schneidet dann in die Luft. Judit nimmt einen Spaten von der Wand.
     
    DINAH (etwas angestrengt in die Kamera lächelnd)
    Jetzt werden wir es bald schaffen, unser Schwein zu fangen.
    •
    Wir haben wohl alle geglaubt, dass dies eine Art Wendepunkt sei.

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