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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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Als wir die vielen Werkzeuge an den Wänden hängen sahen und das Summen der Videokamera hörten, fühlte sich plötzlich alles ganz anders an. Uns ging es jetzt gut. Dies waren Dinge, die wir wiedererkannten, sie gehörten zu der Welt, aus der wir kamen. Und unsere Zukunftsaussichten erhellten sich eher noch mehr, als wir wieder in die Scheune zurückgingen.

XIX
    David klettert auf das Trittbrett des roten Traktors und späht ins Fahrerhaus.
    »Ob der noch funktioniert, was glaubt ihr?«
    »Klar tut er das«, sagt Gabriel. »Warum auch nicht?«
    Da klettert David auf den Vorderreifen und beugt sich über die Motorhaube. Er öffnet sie und schraubt irgendwo am Motor einen Deckel ab.
    »Ein Rest Diesel ist jedenfalls noch drin«, stellt er fest.
    Dann öffnet er die Tür zum Fahrerhaus, klettert hinein, lässt sich auf den Sitz sinken, betrachtet das Armaturenbrett und dreht einen kleinen Schlüssel um. Der Motor brummt brav los, und das Geräusch zerreißt die Stille, die über dem Hof gelegen hat. David lacht übers ganze Gesicht und lässt den Motor im Leerlauf tuckern. Die ganze Scheune wird von Traktorlärm erfüllt. Es klingt, als ob das Leben, ja, die Welt selbst wieder erwacht wäre. David steckt den Kopf durchs Seitenfenster.
    »Er läuft«, ruft er. »Wir sind gerettet!«
    »Setz zurück, Beckham!«, brüllt Gabriel.
    David legt auf gut Glück einen Gang ein. Der Traktor macht einen Satz nach vorn, aber David hat schnell genug den Fuß auf der Bremse. Schließlich findet er den Rückwärtsgang, worauf der Traktor langsam aus der Scheune rollt.
    »Wenn es einen Anhänger gäbe, könnten wir alles, was wir brauchen, aufladen«, sage ich und gehe zum Tor des Schuppens, der an die Scheune angebaut ist. Dinah hilft mir, das schwere Tor aufzumachen. Dort drinnen stehen eine Egge, ein Pflug, etwas, das ich für eine Mähmaschine halte, und eine Ballenpresse. In der Zeit bei Oma und Opa habe ich Dinge gelernt, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie noch weiß. Dort stehen auch zwei Anhänger, ein riesengroßer mit hohen grüngestrichenen Seiten und ein kleiner. Der kleine sieht genau richtig aus.
    David hat ihn auch gesehen und lenkt den Traktor in einem großen Bogen her, um dann zu dem Anhänger zurückzusetzen. Er fährt eine Acht und landet mehrere Male daneben, bevor er dahinterkommt, wie er es anstellen muss.
    »Stopp!«, schreie ich. »So wird’s gut.«
    Mit vereinten Kräften schieben Dinah, Gabriel und ich den Anhänger das letzte Stück zum Traktor hin. Es dauert, bis David den Haken des Traktors in die Öse an der Zugstange des Anhängers gebracht hat, doch schließlich klappt es, und wir jubeln.
    Dann gehen wir zurück in die Werkstatt und holen zwei Spaten, eine Brechstange und andere Werkzeuge, die wir vermutlich benötigen werden. Als Letztes nimmt Gabriel eine Axt von der Wand.
    »Damit schlachten wir das Schwein«, sagt er und befühlt die Schneide.
    An der Wand der Werkstatt befindet sich sogar ein Wasserhahn, aber als ich ihn aufdrehe, passiert nichts. Dann sehe ich an der Wand darüber ein Halfter hängen. Es scheint für ein Pony gedacht zu sein. Ich nehme es herunter und werfe es, als wir die Werkzeuge aufladen, mit auf den Anhänger. Als wir fertig sind, schließen wir die Tore.
    »Dann also los!«, sagt David und klettert wieder ins Fahrerhaus des Traktors. Er sieht sich um und zögert kurz, bevor er einen Gang einlegt. Dann ruft er uns zu: »Welchen Weg nehmen wir?«
    Schnell klettern wir auf den Anhänger. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich bisher nirgends einen Weg gesehen habe. Als wir hergekommen sind, haben wir einfach die Felder überquert und sind durch die Hecke geschlüpft. Aber eigentlich müsste es ja auch einen richtigen Weg geben.
    »Vielleicht dort hinten«, rufe ich und deute auf eine Allee, die auf die Vorderseite des Wohnhauses zuführt. »Das sieht nach einer Zufahrt aus.«
    David lässt die Kupplung kommen, worauf wir langsam über den Hof rollen, bis wir die Allee erreichen. Aber als wir an den Bäumen entlangschauen, können wir nicht einmal die Andeutung von irgendwelchen Räderspuren erkennen.
    »Komisch«, sagt Dinah. »Es muss doch einen Weg geben, der hierherführt.«
    »Ja«, sage ich, »und der von hier wegführt.«
    »Sieht aber ganz und gar nicht danach aus«, bemerkt Dinah.
    »Vielleicht ist er weggespült worden«, meint Gabriel.
    »Ich fahr einfach durch die Hecke«, ruft David.
    Dann gibt er Gas und prescht ohne Probleme mit dem Traktor durch die

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