Am Anfang war das Wort
»das« betont, das zweite Mal »ist«, das dritte Mal »Mensch«.) »Sie werden kein böses Wort über ihn hören, von niemandem. Und was für eine Frau er hat! Und was für Töchter!« Und als teile sie ein Geheimnis mit, neigte sie den Kopf und sagte: »Ich werde Ihnen ein Beispiel geben. Sie wissen ja, wie man manchmal gerade an Kleinigkeiten merkt, wie ein Mensch ist ...« Michael nickte zustimmend, und sie fuhr fort: »Er ist nie aus dem Ausland zurückgekommen, ohne mir etwas mitzubringen, eine Kleinigkeit nur, aber allein die Tatsache, daß er daran gedacht hat, so feinfühlig. Das Jahr, in dem er nicht hier war, ist mir sehr schwer geworden.«
Ihre Antworten wurden sachlicher, als er sich nach den Fakultätssitzungen erkundigte. Sie hatte nie daran teilgenommen, aber die Protokolle kamen alle auf ihren Schreibtisch. Natürlich könne er sie einsehen, wenn er die entsprechende Genehmigung erhalte.
Nein, sie habe die Protokolle nie gelesen, sie hebe sie nur auf. In der Regel würden sie von den Assistenten geschrieben.
Nein, sie ginge auch nicht zu den Fakultätsseminaren. Sie arbeite tagsüber so schwer, sagte sie, daß sie am Abend fix und fertig sei. »Und außerdem«, fügte sie hinzu, »kann ich meinen Mann abends nicht allein lassen. Es gibt zwar Frauen, die das tun«, sie hielt inne, als wolle sie ihm Zeit lassen, sich solche Frauen vorzustellen, »aber ich bin abends gern zu Hause.« Schließlich, in einem Versuch, ihn an ihrer Welt zu beteiligen: »Es gibt Tage, an denen der Druck besonders groß ist, zum Beispiel, wenn alle in letzter Minute ihre Prüfungsbögen abgeben und sie kopiert haben wollen. Und es gibt Druck von den Studenten, und keiner, der das nicht kennt, kann es verstehen, keiner von draußen.« Sie warf ihm einen Blick zu, in dem eine versteckte Anklage zu erkennen war, und fuhr fort: »Wenn Sie entschuldigen, ich meine nicht Sie, sondern die Leute im allgemeinen, auch Studenten, jedenfalls kann jemand von draußen nicht verstehen, warum ich so darauf achte, daß alles schriftlich festgehalten wird und die Sprechstunden eingehalten werden, denn so jemand sieht nicht die Schwierigkeiten, ich kann nicht telefonieren, wenn bei mir Studenten im Zimmer sind, und es gibt Leute, die ärgern sich darüber.« Sie sprach, als sei sie sicher, daß er ihre Ansichten teile.
Man mußte sie einfach als Klischee betrachten. Michael ertappte sich plötzlich dabei, daß er ärgerlich dachte: Ich kenne diesen Typ. Nach zwei Stunden war er verzweifelt, todmüde, ungeduldig, wütend. Er brachte noch nicht einmal ein bißchen Humor auf, das einzige, was ihm jetzt hätte helfen können.
Adina Lifkin hatte keine Veränderung in Tiroschs Verhalten bemerkt, auch nicht nach der Sitzung am Freitag, er hatte nur müde ausgesehen. »Aber das war der Chamsin, mich hat er auch ganz fertig gemacht.« Schließlich fragte Michael nach den Gegenständen in Tiroschs Zimmer. Sie starrte ihn verständnislos an. »Meinen Sie die Möbel? Die Bücher?« fragte sie.
»Sie haben doch ein ausgezeichnetes Gedächtnis«, sagte Michael mit dem passenden Lächeln, »ich nehme an, Sie können mir alle Gegenstände in seinem Zimmer beschreiben, so wie Sie sich an sie erinnern. Was, zum Beispiel, befand sich alles auf seinem Schreibtisch?«
Einige Sekunden vergingen, bevor sie antwortete: »Aber ich bin nie drin gewesen, wenn er nicht da war.«
»Aber Sie waren doch sicher mit ihm zusammen dort«, sagte Michael ermutigend. »Wir alle wissen doch, wie das ist, manchmal ist es leichter, jemanden in seinem Zimmer aufzusuchen als ihn anzurufen.« Sie nickte.
»Ach so, einen Moment, lassen Sie mich nachdenken«, sagte sie, und auf ihrer Stirn erschienen Falten vor Anstrengung. Dann schaute sie ihn mit ihren hellen Augen an und sagte: »Gut, ich glaube, ich habe das Bild jetzt vor mir.«
Michael wußte, daß er ab diesem Moment geduldig warten mußte, bis sie fertig war. Niemand, das war ihm klar, würde ihm Tiroschs Zimmer besser beschreiben können als sie.
Sie beschrieb die Bücher, sogar das Regal mit den Gedichten (auch wenn sie nicht wußte, welche Bücher dort standen), und die »Standardmöblierung«, wie sie es nannte. Michael machte sich eifrig Notizen. Schließlich kam sie auf die »anderen Sachen« zu sprechen, den mexikanischen Teppich (ihre Tochter hatte einen ganz ähnlichen aus Mexiko mitgebracht, obwohl sie persönlich, wenn man sie frage, Teppiche nicht besonders mochte, weil sie einfach Staubfänger seien und in
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