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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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unserem Klima überflüssig, vor allem im Sommer, im Winter ist das eine andere Sache, besonders in Jerusalem) und die indische Skulptur, so ein Ding aus Metall, sehr schwer, sie hatte es einmal hochgehoben, um es ein bißchen vom Rand des Schreibtischs wegzuschieben. (Und wieder sagte sie, das sei natürlich Geschmackssache, aber sie persönlich finde, so etwas gehöre nicht in ein Büro, das sei schließlich ein öffentlicher Raum, und obwohl immer alle sagten, daß Professor Tirosch einen ausgezeichneten Geschmack habe, habe sie persönlich immer gedacht, daß so ein Gegenstand unpassend sei. Sie sage nicht, er sei nicht schön oder wertlos, aber es sei nicht der richtige Platz, wenn er verstehe, was sie meine. Er verstand es.) Sie beschrieb den Platz für den Feuerlöscher, sogar das Telefon vergaß sie nicht.
    Und dann wurde es still im Zimmer. Sie hatte alles gesagt. Wenn ihr noch etwas einfalle, sagte sie, würde sie gerne behilflich sein. »Ich hoffe, ich habe Ihnen helfen können, meine Aussage hat etwas genützt, ich war bis jetzt noch nie bei der Polizei.«
    Michael murmelte ein paar Worte, sie habe ihnen sehr geholfen, und stand auf, bevor sie noch etwas sagen konnte. Er begleitete sie zur Tür und verabschiedete sich mit einstudierter Höflichkeit von ihr, etwas, was ihm die Röte ins Gesicht trieb und ihn verlegen lächeln ließ. Nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte, stürzte er sich auf die Schachtel mit den Zigaretten, machte das Aufnahmegerät aus und rief die Spurensicherung an. Es dauerte ein paar Minuten, bis Pnina ihm versicherte, sie hätten keine indische Skulptur in Tiroschs Zimmer auf dem Har ha-Zofim gefunden.
    Rafi Elfandari stürzte ins Zimmer, als er gerade den Hörer auflegte. Michael betrachtete ihn erstaunt. Seiner Berechnung nach hätte Rafi mitten in einem Verhör sein müssen. Und so war es auch.
    »Komm und sieh selbst«, antwortete er stur auf Michaels Fragen. Seine hellen Haare fielen ihm in die Stirn, und er schnaufte heftig, als wäre er gerannt. »Alles lief gut, mit Kalizki, mit Aharonowitsch, bis ich mit ihr angefangen habe. Aber komm und sieh selbst.«
    In dem engen Flur saß Tuwja Schaj und starrte mit leblosem Blick vor sich hin. Michael entschuldigte sich nicht bei ihm, er folgte Elfandari in das Zimmer, in dem Ja'el Eisenstein saß, in einem schwarzen Strickkostüm, das ihre Blässe zusätzlich betonte. Das Zimmer war klein und schien völlig überfüllt zu sein, obwohl nur drei Stühle und ein Tisch darin standen. Sie saß mit übergeschlagenen Beinen da, ein Knie über dem anderen, und ihre Knöchel sahen in den schwarzen, zierlichen Sandalen schmal und weiß aus. Mit ihren großen blauen Augen sah sie ihn gelassen an.
    Ihre Schönheit schockierte ihn. Ihm stockte der Atem. Einige Sekunden lang betrachtete Michael ihre weiße Haut, die aussah, als wäre sie nie der Sonne Israels ausgesetzt gewesen, die roten Lippen, die klassisch geformte Nase, die ihrem Gesicht etwas Aristokratisches verlieh, den Hals, der aussah, als sei er von Modigliani gemalt. Er hatte Angst, daß er kein Wort herausbringen würde.
    »Sie sagt nichts«, sagte Rafi Elfandari, »nicht ohne ihren Rechtsanwalt.«
    »Warum?« fragte Michael, ohne den Blick von ihr zu wenden.
    »Das ist mein Recht«, antwortete sie sanft, und diese Sanftheit war ein scharfer Kontrast zu der Entschiedenheit, mit der sie die Worte vorbrachte. Tief atmete sie den Rauch der Zigarette ein, die sie in der Hand hielt. Auf ihren schmalen Fingern entdeckte er gelbe Nikotinflecken. Die andere Hand stützte den Arm. Michael warf Rafi einen Blick zu, woraufhin dieser hastig den Raum verließ.
    »Wissen Sie«, sagte Michael Ochajon, nachdem er sich ebenfalls eine Zigarette angezündet und auf Rafis Stuhl gesetzt hatte, »Sie sind ein erstaunlicher Mensch.«
    »Was soll das heißen?« fragte Ja'el. Ein Funke von Interesse glimmte in ihren Augen auf, und sie steckte sich eine zweite Zigarette am Stummel der ersten an.
    »Einerseits werden Sie ohnmächtig, und alle kümmern sich um Sie, und andererseits sitzen Sie hier und verlangen einen Rechtsanwalt. Haben Sie etwas getan, weshalb Sie einen Anwalt brauchen?«
    »Niemand stellt mir persönliche Fragen und bekommt eine Antwort. Mein Privatleben ist meine Angelegenheit.« Wieder traf ihn die Diskrepanz zwischen ihrer zarten und aristokratischen Schönheit und ihrer Entschiedenheit. Dann fühlte er, wie Wut in ihm aufstieg, und er hörte sich sagen: »Verehrte junge Dame«,

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