Am Anfang war das Wort
aufhören mußte zu flirten.
»Der Befund ist erst übermorgen fertig, denn bevor die Obduktionsgenehmigung nicht da war, hat er nicht anfangen können, und gerade weil keine Familie da ist, hat es Schwierigkeiten gegeben. Eli war bei der Obduktion dabei.« Michael betrachtete den Zettel, der vor ihm auf dem Tisch lag, doch er wußte genau, was für ein Gesicht Zila jetzt machte. Er hob den Blick. Tatsächlich, sie preßte die Lippen aufeinander, und ihre Augen blitzten, aber sie sagte kein Wort. Michael wußte, daß es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, bei der Obduktion dabeizusein, doch er hatte es vorgezogen, nicht hinzugehen. Zila ärgerte sich immer, daß er sich vor dieser unerfreulichen Aufgabe drückte und sich lieber auf Elis Bericht verließ. Michael war nicht bereit, immer wieder eine Obduktion durchzustehen, bei jedem einzelnen Fall, und fast hätte er gesagt: Wenn Eli mal Chef einer Kommission ist, kann er auch einen anderen hinschicken.
Er blickte wieder auf seinen Zettel und sagte: »Die Todesursache war ein doppelter Schädelbasisbruch, vermutlich durch den Sturz auf die Heizung. Das hat schon der Pathologe am Tatort gesagt, auf dem Radiator waren Spuren. Hirsch meint, daß ihn die Schläge, die er davor bekommen hat, bewußtlos gemacht haben, deshalb ist er auf die Heizung gestürzt. Außerdem hatte er Rippenbrüche und innere Blutungen.«
»Ich habe nicht gewußt, daß er geschlagen wurde«, sagte Zila, und Michael erinnerte sich, daß sie Scha'ul Tirosch nicht gesehen hatte.
»Sein Gesicht hat ziemlich demoliert ausgesehen«, erklärte er. »Ich nehme an, daß ihn jemand mit irgend etwas verprügelt hat, was sich normalerweise in seinem Zimmer in der Universität befand, vielleicht mit einem Briefbeschwerer oder einem schweren Aschenbecher oder irgendeinem Nippes, das auf seinem Tisch stand. Die Spurensicherung hat gesagt, nur auf der Heizung seien Blutspuren gewesen, sonst nirgendwo. Es gab auch keinen Gegenstand ohne Fingerabdrücke. Das heißt, daß die Tatwaffe aus seinem Zimmer stammt oder daß der Mörder sie mitgebracht hat. Ich neige jetzt allerdings immer mehr zu der Auffassung, daß es sich nicht um einen geplanten Mord handelt, deshalb wäre es logischer, daß der Mörder irgend etwas benutzt hat, was im Zimmer war.«
»Was für Fingerabdrücke hat man gefunden?« erkundigte sich Zila. »Und war unter den Verdächtigen irgend jemand, der nicht bereit war, Fingerabdrücke nehmen zu lassen?«
»Nein, alle waren einverstanden, es gab keine Schwierigkeiten. Wir haben schon gestern die Fingerabdrücke genommen und sie bereits geprüft. Es gab Abdrücke von Tirosch und von allen Leuten, die am Sonntag das Zimmer betreten haben, außerdem einige, die wir noch nicht identifizieren konnten. Wie können wir wissen, wer alles dort war? Schließlich gibt es auch Studenten, die in seiner Sprechstunde waren, was weiß ich ...«
»Glaubst du«, fragte Zila nachdenklich und berührte ihren Bauch auf eine Weise, wie es nur schwangere Frauen tun, selbst wenn ihr Bauch noch ganz flach ist, »daß es eine Frau getan haben könnte?«
Michael betrachtete sie, bevor er müde antwortete: »Keine Ahnung. Der Mensch verfügt manchmal über erstaunliche Kräfte, besonders wenn er sehr erregt ist.« Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und zündete sich eine Zigarette an. Der Mord an Tirosch war nicht der einzige Fall, es gab noch andere Ermittlungen, über die er als Vorgesetzter Bescheid wissen mußte, und sein Stellvertreter, Asarja, lag nach einer komplizierten Rückenoperation noch immer im Krankenhaus. Er hätte am liebsten den Kopf auf den Tisch gelegt und sich Zilas streichelnden Händen überlassen. Beide wichen sie immer jeder Berührung aus, aber jetzt hatte sie etwas verlockend Weiches. Sie trug dasselbe Kleid wie gestern abend, und ihre Arme sahen glatt und weich aus. Michael Ochajon richtete sich auf seinem Stuhl auf und sagte: »Gib Rafi Bescheid, daß die Todeszeit ermittelt ist, zwischen vierzehn und achtzehn Uhr am Freitag. Ich nehme an, der Mord hat eher um zwei stattgefunden als um sechs, weil der Sicherheitsbeamte der Universität niemanden hinein- oder herausgelassen hat, nachdem die Tore verschlossen worden waren.«
Zila hörte auf mitzuschreiben und schaute fragend hoch. »Jeder, der während der Woche spätabends ein Universitätsgebäude betreten will oder am Wochenende freitags nach vier Uhr, muß das vorher mit dem Sicherheitsbeamten ausmachen. Ein einfacher
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