Am Anfang war das Wort
fächelte sich mit dem Gutachten Luft zu.
Trotz der frühen Stunde war es warm und stickig in dem großen Raum, dessen Fenster zum Haupttor gingen. Der verstaubte Efeu, der die Außenwand und teilweise sogar das Fenster bedeckte, brachte nur eine Illusion von Schatten.
Gil, der Pressesprecher, fragte mit belegter Stimme, ob es möglich wäre, das Foto für die Zeitungen freizugeben, und Michael antwortete – ruhig, doch mit einer Entschiedenheit, die keinen Raum für Diskussionen ließ –, vorläufig noch nicht. Balilati seufzte, und Rafi begann, von dem Verhör Arie Kleins zu berichten.
Der Polizeichef legte die Akte mit einem Knall auf den Tisch, sagte einstweilen aber noch kein Wort, sondern blickte sich nur um. Seine Augen blieben an Michael hängen, und sein Gesicht rötete sich. Er nahm die Lesebrille ab und kaute auf dem Bügelende herum.
Rafi Elfandari fuhr fort: »Wenn ihr euch die Kopie seiner Erklärung genau anschaut, seht ihr, daß er am Donnerstag abend zurückkam und beschloß, keinem Menschen etwas zu sagen, außer seiner Familie. Er mietete sich am Flughafen ein Auto und fuhr direkt nach Rosch-Pina, er hat dort eine alte Mutter. Nach Jerusalem ist er erst am Sabbat zurückgekommen, nachdem er seine Frau und seine drei Töchter abgeholt hat. Sie sind am Sabbat abend angekommen, das haben wir nachgeprüft. Ich nehme also an, daß er damit aus der Liste der Verdächtigen ausscheidet.«
»Wie haben Sie es nachgeprüft?« fragte Arie Levi.
»Nun, wir haben seine Mutter gefragt, eine alte Pionierin mit einem Gesicht, dem man ansieht, daß sie nicht lügt. Jedenfalls hat sie seine Aussage bestätigt.« Er schob sich eine unsichtbare Haarsträhne aus der Stirn, senkte die Augen und fuhr fort: »Aber eines ist interessant, und das haben wir bisher nur auf Band, nämlich daß er sich mit Ido Duda'i in den Staaten getroffen hat, als der dort war. Zweimal hat er sich mit ihm getroffen, einmal, als Duda'i ankam, und ein zweites Mal, bevor er abgeflogen ist. Klein hat ausgesagt, daß Duda'i sehr schlecht gelaunt gewesen sei, bevor er nach Israel zurückflog.«
Balilati schaute Rafi Elfandari an und sagte lachend: »Das war die längste Rede, die ich im letzten Jahr von dir gehört habe.«
Michael ignorierte diese Bemerkung und fragte: »Warum?« Rafi, der ihm seit seinem ersten Tag in seinem Stab eine besondere Achtung und Treue entgegengebracht hatte und sich verhielt, als stünde er nur mit ihm in einem Zwiegespräch, antwortete mit einer Verlegenheit, die ihn jung und naiv erscheinen ließ: »Klein hat gesagt, daß Duda'i in einer richtigen Krise steckte, was seine Doktorarbeit betraf, aber er wollte es mir nicht genauer erklären, er hat gefragt, ob er mit dir darüber reden könnte.«
Levi legte vorsichtig seine Lesebrille auf die Akte.
»Was ist das hier, eine Cafeteria? Jeder bestellt, was er will?« protestierte Balilati, aber Michael unterbrach ihn und fragte, ob auch Klein heute zum Detektor vorgeladen sei.
Zila nickte heftig. »Ja, um vier. Und er hat gefragt, ob du dann da wärest, ich habe nicht gewußt, was ich ihm antworten soll.«
»Ich weiß nicht, ob ich dasein werde«, sagte Michael, »aber ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen, sag ihm das.«
Arie Levi legte die Hände auf den Tisch und zog die Augenbrauen hoch, als könne er diesen Unsinn nicht mehr ertragen. Michael nahm diese Signale wahr, die einen Wutausbruch ankündigten, zog es aber vor, sie zu ignorieren. Das ist nicht dein Tag, sagte er sich, los, verschwinde von hier, du hörst dich schon so geschwollen an wie Arie Levi, und genauso sympathisch.
Doch da fragte Balilati: »Habe ich euch schon gesagt, daß er mal verheiratet war?« Triumphierend blickte er die Anwesenden an, bis er Michaels wütendes Gesicht sah und ernsthaft und sachlich fortfuhr: »1971 verbrachte Professor Tirosch sein Sabbatjahr in Kanada. Vermutlich war er dort sehr einsam, denn einen Monat später reiste ihm Ja'el Eisenstein nach, die damals achtzehneinhalb Jahre alt war, und ich möchte euch daran erinnern«, er lächelte verschwörerisch, »daß er einundvierzig war. Er hat sie dort geheiratet, allerdings nur standesamtlich, ohne einen Rabbiner, und genau sechs Monate später hat er sich wieder von ihr scheiden lassen.«
Der Polizeichef schaute erst Balilati an, dann Michael, mit einem befriedigten Ausdruck, als wolle er sagen: Nicht einmal du wirst mit ihm fertig, dann betrachtete er wieder die Akte. »Setz dich mit der Spurensicherung in
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