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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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Schlafzimmer stand ein Hochzeitsfoto. Die Aufnahme war etwas älter, aber die Frau auf dem Bild war definitiv die Tote. Bei ihm lässt sich das natürlich nicht so ohne weiteres sagen.« Er klappte sein Buch zu. »Und das war es auch schon. Den Rest müssen wir über die Ämter herausbekommen. Außerdem werden die Nachbarn noch befragt. Bei zwölf Etagen wird das allerdings eine Weile dauern.«
    Keller lenkte den Wagen im Bogen über die Fahrbahn. »Fangen wir mit der Frau an und dem, was wir wissen. Sie lag auf dem Bauch, mit dem Messer im Rücken.«
    »Ihre Arme waren nach vorn weggestreckt«, ergänzte Wedding, »was bedeutet, sie ist aus der Bewegung heraus gestürzt. Vermutlich wurde sie von hinten angegriffen ...«
    »... und zu Boden gerissen. Demnach wäre sie auf der Flucht gewesen. Vom eigentlichen Angriffspunkt weg, der wohl im Wohnzimmer lag.«
    »Würde dazu passen, wie es dort aussah.« Wedding drehte die Klimaanlage runter, um sich trotz des Geräusches besser unterhalten zu können. »Im Flur habe ich auf Anhieb keine Kampfspuren entdecken können. Es muss sehr schnell gegangen sein. Dafür musste der Täter das Messer aber die ganze Zeit bei sich getragen haben. Die Zeit, es erst irgendwo herzuholen, hatte er nicht mehr.«
    »Also hatte er entweder von Anfang an geplant, sie zu töten, oder es zumindest nicht ausgeschlossen.« Keller wischte sich über die Stirn. Es war stickig und heiß im Innern des Wagens, und sein Hemd klebte an ihm. Aber er ließ die Klimaanlage, wie sie war. Viel ausrichten konnte sie ohnehin nicht. »Die Tote lag aber ein Stück hinter der Tür, als wäre sie daran vorbeigelaufen. Wieso ist sie nicht einfach ins Treppenhaus geflüchtet?«
    Wedding hatte den Kugelschreiber zwischen die Zähne geklemmt und ließ ihn auf und ab wippen. »Der Leichenbeschauer hat gesagt, die Knie und Oberschenkel waren aufgeschürft. Der Mörder ist schon vorher in sie hineingerannt, und der Aufprall hat sie weiter nach vorn geschleudert. Dazu gehört einiges an Kraft, die Tote war nicht gerade zierlich.«
    »Der Täter muss ohnehin ziemlich stark sein. Er hat zwei Leute umgebracht, einen davon anscheinend zu Tode geprügelt.«
    »Genau das verstehe ich nicht.« Keller warf einen Blick in den Seitenspiegel und wechselte die Spur. »Da ist zunächst die Frau. Sie rennt aus dem Wohnzimmer hinaus und wird erstochen. Und ihr Mann bleibt seelenruhig vor dem Fernseher hocken, bis er dran ist? Würdest du sitzen bleiben, wenn deine Freundin angegriffen wird?«
    Der Stift hörte auf zu tanzen und verharrte in einer schrägen Bahn nach oben. »Du wirst dir wohl denken können, was ich machen würde.«
    »Und das meine ich. Jeder würde irgendetwas tun. Aber nicht dumm herumsitzen. Thomas Schaack machte einen kräftigen Eindruck. Er hätte problemlos dazwischen gehen können, wenn er gewollt hätte.«
    Der Stift tanzte weiter. »Zum Fluchtzeitpunkt konnte der Mann keine Gefahr dargestellt haben. Entweder wurde er von einer zweiten Person in Schach gehalten oder war anders außer Gefecht gesetzt. Ihn so zuzurichten hat eine kleine Ewigkeit gedauert. Bis dahin hätte die Frau einmal durch das ganze Haus laufen können.«
    Inzwischen hatten sie sich der Innenstadt so weit genähert, dass die ersten Dächer ihres Ziels aufblitzten. Wedding kramte in seiner Tasche und warf einen erneuten Blick auf sein Handy. »Es gab keine Einbruchsspuren an der Tür«, sagte er, als würde er die Information gerade vom leeren Display ablesen. »Der Angriff fand aber so tief in der Wohnung statt, dass Täter und Opfer sich wahrscheinlich kannten.«
    »Es würde mich wundern, wenn nicht. Da ist jemand mit einer Riesenwut herangegangen.« Keller nickte bestätigend zu seiner eigenen Theorie. »Die Sache mit Thomas Schaack war bestimmt etwas Persönliches. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Treffen so endet. Die Frau war womöglich bloß im Weg.«
    »Trotzdem trug einer der Täter das Messer von Anfang an bei sich. Es ist also nicht einfach nur eine Situation außer Kontrolle geraten. Zumindest einer der Morde geschah vorsätzlich.«
    »Wir sollten die kompletten Tagesabläufe kontrollieren. Alles, was sich in irgendeiner Art wiederholt hat und wo man immer wieder mit denselben Personen in Kontakt kommt. Stammtischrunden, der Weg zur Arbeit, Mittagspausen, Joggingstrecken ...« Keller stoppte kurz und warf einen Seitenblick zu seinem Partner. Der Stift sank von oben rechts nach unten links.
    »Okay, Joggingstrecken können wir

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