Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
Welle der Zuneigung durchströmte ihn, als er Lars so anblickte. Er hatte ihm immer zugehört, und ihm alles beigebracht, was ein Mann wissen musste.Ja, der Alte war Ragnors Lehrmeister gewesen, dessen Herkunft im Dunkeln lag. Lars und Rurig hatten den Jungen vor vierzehn Jahren, während eines schweren Gewitters, in einer Grotte oben am Hundskopf als Neugeborenes gefunden. Niemand wusste, woher er kam und wer seine Eltern waren. Doch irgendwie war das bisher auch nicht wichtig gewesen, denn die Leute von Calfors Klamm hatten ihn angenommen und groß gezogen. So wurden sie zu seiner Familie.
Ragnor setzte sich zu Füßen des alten Lars nieder, wie er es wohl schon tausendmal getan hatte, und schaute erwartungsvoll zu ihm auf.„Weißt du, mein Junge”, begann der Alte, „Tana hat dich genau so lieb wie ich. Aber das weißt du sicherlich...”„Klar”, entgegnete der Ragnor. „Aber trotzdem habe ich mich manchmal gefragt, warum sie immer so viel mit mir schimpft? Du hast das viel seltener getan.”„Ja eben, das ist genau der Grund”, schmunzelte Lars. „Ich habe dir eben zu viel durchgehen lassen, und da hat Tana sich genötigt gesehen, eben statt meiner, etwas strenger zu sein, damit du lernst, wie man im Leben zurechtkommt. Und dass man alles, was man angefangen hat, auch zu Ende bringen muss.”„Ehrlich gesagt, so habe ich das nie gesehen”, gestand Ragnor ein, und er begann ihren Tadel mit ganz anderen Augen zu sehen. „Meinst du, ich sollte ihr mal wieder sagen, dass ich sie auch sehr lieb habe?”, fragte er zaghaft. „Ich fürchte, das habe ich wohl in letzter Zeit nicht oft gesagt.”„Das ist bestimmt eine gute Idee, mein Junge. Sie wird sich darüber bestimmt sehr freuen”, stimmte ihm der Alte mit einem freundlichen Lächeln zu.Schwungvoll erhob sich Ragnor und ging in den Wohnraum zurück, wo Tana wie gewohnt fleißig am Feuer mit den Töpfen hantierte, in denen das Abendessen weiter vor sich hin schmurgelte.„Hm, das riecht gut”, bemerkte Ragnor, als er die Hütte wieder betrat, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Tana drehte sich um, lächelte und schaute ihn fragend an. „Ah, Tana, ich, ich...” Da verlor er seinen Faden und brachte vor lauter Aufregung keinen vernünftigen Satz zustande.„Was ist denn mein Junge?”, fragte sie, erstaunt über die ungewohnte Sprachlosigkeit ihres Schützlings.Ragnor nahm sich zusammen und antwortete mit etwas belegter Stimme: “Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir sehr dankbar bin, für alles, was du für mich getan hast. Aber vor allem wollte ich dir vor allem sagen, dass ich dich sehr lieb habe.“Tana stand einen Moment da und brachte kein Wort heraus. Sie hatte in diesem Moment alles erwartet, nur nicht eine derartige Erklärung. Mit einer raschen Handbewegung wischte sie die Tränen weg, die ihr vor Rührung in die Augen gestiegen waren. Sie machte einen Schritt auf den Jungen zu, nahm ihn fest in die Arme und sagte mit bewegter Stimme: “Das hast du sehr schön gesagt, und ich danke dir dafür.“ Sie sah ihm dabei kurz tief in die Augen, bevor sich ihre praktische Natur wieder durchsetzte, und sie den Jungen nach draußen schickte, um nun endlich Menno und Lars zum Abendessen zu rufen.
Der Junge stürmte leichten Herzens auf die Veranda. Doch Lars saß nicht mehr in seinem Schaukelstuhl, sondern stand neben der Tür und sah ihn mit einem merkwürdig ernsten Ausdruck in den Augen an. Er legte Ragnor mit einer fast feierlichen Bewegung die Hand auf die Schulter und sagte: “Das hast du sehr gut gemacht, mein Junge. Jetzt wird Tana die Trennung, wenn du übermorgen mit Rurig und Menno auf die Jagd gehst, nicht mehr so schwerfallen. Nun renn rüber zum Stall und hole Menno, damit wir essen können.“Als Ragnor leichtfüßig zum Stall hinüber rannte, sah Lars der hochgewachsenen Gestalt mit dem widerspenstigen braunen Haar einen Augenblick hinterher.„Er wird mir fehlen, wenn er mit Menno und Rurig übermorgen auf die Jagd geht. Er wird dann nur noch wenig Zeit haben, um mit mir zu diskutieren, und mir mit seinen neugierigen blauen Augen Löcher in den Bauch zu fragen. Ich werde wohl bis zur Winterpause warten müssen, bevor ich ihn wieder um mich habe. Ich habe ihn lesen und schreiben gelehrt und ihm alles beigebracht, was ein Jäger wissen muss. Aber morgen früh wird für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnen. “Ein wenig wehmütig drehte sich der Alte um und trat in die Hütte.
Inzwischen war Ragnor zum Stall gelaufen und
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