Am Dienstag sah der Rabbi rot
an, dass die Tat von Außenstehenden begangen wurde, wahrscheinlich von der Weathervane-Gruppe. Natürlich könnten einige unserer Studenten Mitglieder sein. – Und wenn Sie mich nun entschuldigen würden. Ich muss mich um die Post kümmern. Nein, erst will ich sehen, ob Präsident Macomber frei ist.»
Sie telefonierte. «Ella? Dean Hanbury. Ist Präsident Macomber schon im Hause? So? Ja. Gut, ich bin mit Rabbi Small in meinem Büro. Sagen Sie mir Bescheid, ja?»
Sie legte auf. «Er ist im Augenblick beschäftigt.»
Jemand klopfte an die halb offene Tür, und dann streckte ein Monteur mit einem Werkzeugkasten den Kopf herein. «Is das das Büro von Professor Hendryx?»
«Nein», sagte Dean Hanbury. «Nebenan. Aber er ist sicher noch nicht da.»
«Macht nichts, ma’am . Ich kann hier anfangen. Ich muss Ihre Leitung anzapfen.» Der Mann folgte mit fachmännischem Blick dem Telefondraht, der hinter ihr an der Wand nach oben ging, am Schrankrand entlanglief und der Bilderleiste folgte. «Sein Büro liegt also direkt hinter der Wand?»
«Ja.» Von der anderen Seite der Wand war ein lauter Bums zu hören. «Aha, dann ist er gerade gekommen», sagte sie. «Kommen Sie mit, Rabbi, ich mache Sie gleich mit ihm bekannt.»
Sie gingen über den Flur und bogen in einen Seitenteil ab. Sie blieb vor einer Tür stehen, deren Milchglasscheibe von einem Riss durchzogen war. «Die muss ausgewechselt werden», sagte sie mechanisch, als hätte sie es schon sehr oft gesagt.
Sie klopfte, und Professor Hendryx öffnete ihnen. Er war mittelgroß und trug einen Van-Dyke-Bart, der die volle, sinnliche Unterlippe betonte. Aus dem einen Mundwinkel hing eine Pfeife. Die dunklen Augen wirkten durch die getönten Gläser der dicken Schildpattbrille noch dunkler. Er trug eine sportliche Hose und ein Tweedjackett mit Lederflecken auf den Ellbogen. Der Hemdkragen war offen, darunter trug er einen absichtlich leger geknoteten Seidenschal. Der Rabbi schätzte ihn etwas älter als sich ein, vielleicht achtunddreißig oder sogar vierzig.
Dean Hanbury machte die beiden Männer bekannt und sagte dann: «Tut mir Leid, John, aber Sie und der Rabbi müssen sich das Büro teilen. Wir haben keinen Raum mehr frei. Mr. Raferty muss noch einen Schreibtisch hereinstellen.»
«Wohin?», fragte Hendryx überrascht und ärgerlich. «In diesem Loch kann man sich so schon nicht mehr umdrehen. Wenn Sie noch einen Schreibtisch reinstellen, bleibt nicht mal ein Durchgang frei. Sollen wir über die Tische klettern, wenn wir uns setzen wollen?»
«Ich dachte an einen kleineren Tisch, John.»
«Ich brauche eigentlich gar keinen Schreibtisch», sagte der Rabbi schnell. «Einen Haken für meinen Hut und Mantel und einen Platz für ein, zwei Bücher.»
«Na, dann ist ja alles gut», sagte sie fröhlich. «Ich lasse Sie allein, damit Sie sich besser kennen lernen können.»
Hendryx ging um den Schreibtisch herum und riss den Drehstuhl mit so viel Schwung heraus, dass er gegen die Wand prallte, und dem Rabbi damit erklärte, wieso Dean Hanbury gewusst haben konnte, dass er in seinem Büro war. David Small, dem es Leid tat, der unschuldige Anlass zu Hendryx’ Verärgerung geworden zu sein, betrachtete die staubigen Bücherregale an der hinteren Wand. Die unteren Fächer waren mit Stapeln vergilbter Arbeitshefte gefüllt. «Es ist wirklich ziemlich eng», stellte er fest.
«Kaum mehr als ein Besenschrank, Rabbi, aber immer noch besser als der unerträgliche Lärm im Büro der englischen Abteilung im ersten Stock, wo ich zwei Jahre gehaust habe. Dies hier war früher ein Abstellraum für Anfängerarbeiten und Prüfungsaufsätze und alte Bibliotheksbücher. Es ist mehr als trist, aber ich habe vor, ein paar persönliche Dinge herüberzuholen und es etwas besser einzurichten, sobald ich mal die Zeit finde. Der Druck –» er deutete auf eine große, gerahmte Zeichnung des mittelalterlichen London – «gehört mir und die Büste von Homer auch.» Er machte eine Kopfbewegung zu dem großen Gipskopf auf dem obersten Fach direkt über ihm. Er schob den Stuhl weit zurück und streckte die Beine lang aus, sodass er fast im Stuhl lag – seine typische Stellung, wie der Rabbi bald erfahren sollte.
Er suchte in der Tasche herum und holte eine winzige Messingfigur heraus, mit der er den Tabak in der Pfeife feststopfte. Während dieses Manövers paffte er vorsichtig, und als die Pfeife zufrieden stellend zog, steckte er den Stopfer wieder ein.
«So, Sie sind also der neue
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