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Am Ende Der Straße: Roman

Am Ende Der Straße: Roman

Titel: Am Ende Der Straße: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene , Charlotte Lungstrass
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ihre Klitoris mit einer Drahtschere bearbeitet hätten. Einmal glaubte Christy,
dass sie vor Angst das Bewusstsein verlieren würde, aber sie riss sich zusammen und wartete ab.
    Die Männer durchstöberten die einzelnen Zimmer, warfen Möbel um und zerbrachen Lampen, Gläser und Fensterscheiben. Einer fand eine versteckte Pornosammlung, worüber sie sich lauthals amüsierten. Dann ging einer ins Bad, durchsuchte den Medizinschrank und schöpfte etwas Wasser aus der Toilette, aber zum Glück durchsuchte er den Raum nicht gründlicher. Sie sagte, sein Gestank sei das Schlimmste gewesen. Der Mann roch wie Milch, die im Sommer einige Tage lang draußen gestanden hatte. Christy blieb in ihrem Versteck und kauerte sich in der Dusche zusammen, bis sie weg waren.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich, als sie ihre Erzählung beendet hatte.
    Christy nickte. »Jetzt wieder. Nachdem sie weg waren, war ich ziemlich durch den Wind. Ich habe lange gewartet. Ich war mir sicher, dass sie wussten, dass ich da war, und sie nur Spielchen mit mir spielen wollten. Ich dachte, wenn ich rauskomme, warten sie im Wohnzimmer auf mich. Aber, Robbie – diese Dinge, mit denen sie da angegeben haben. Was sie alles getan haben. Solche Leute gab es hier früher doch nicht, oder?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hatten sie schon immer solche Neigungen und haben ihnen bisher einfach nicht nachgegeben. Jedenfalls will ich nicht, dass du nochmal nach draußen gehst.«
    »Nur wenn du mir dasselbe versprichst.«
    »Glaub mir, Süße, nach dem Tag heute musst du dir da
keine Sorgen mehr machen. Wenn wir etwas brauchen, werde ich rausgehen, aber ansonsten bleibe ich hier.«
    Und größtenteils hielten wir uns daran.
    Außer bei der Sache mit der Zoohandlung.
     
    Am nächsten Tag unterhielten wir uns noch einmal darüber, nachdem wir aufgewacht und uns ein Frühstück aus trockenen Cornflakes und Müsliriegeln bereitet hatten. Trotz meiner Geschichte glaubte Christy immer noch, dass wir tot waren.
    Sobald sie bis ins letzte Detail erfahren hatte, was unserer Expeditionsgruppe zugestoßen war, war sie sogar der Meinung, dass es ihre Theorie stützte. Sie fing an, von den verschiedenen New-Age-Büchern zu erzählen, die sie in der Arbeit gelesen hatte.
    »Wenn Menschen Nahtoderfahrungen haben, sehen sie eines von zwei Dingen: Manchmal ist da ein helles Licht, und sie wollen in dieses Licht hineingehen. Die Bücher sagen allesamt, dass dieses Licht bis in den Himmel reicht. Es ist unser Führer. Aber manchmal sehen die Betroffenen nur Dunkelheit. Viele Leute glauben, das sei der Weg zur Hölle. Sie sagen, sie konnten spüren, wie die Dunkelheit an ihnen zerrt, und manchmal sehen sie sogar vertraute Menschen, die vor ihnen gestorben sind. Du, ich und Russ haben vertraute Menschen gesehen. Und andere haben ebenfalls diese Erfahrung gemacht. Außerdem hast du selbst gesagt, dass sich die Dunkelheit bewegt und sie an einem zerrt.«
    Ich hatte keine Lust, mich mit ihr zu streiten, und ich wollte auch nicht mehr darüber reden, also zuckte ich nur
mit den Schultern und nickte, womit ich zugab, dass es so sein könnte.
    »Wenn wir nur das Licht finden könnten«, fuhr sie fort. »Wenn wir das Licht finden könnten, würde es uns in den Himmel führen.«
    Ich nickte, um zu signalisieren, dass das wirklich schön wäre, aber in meinem Inneren regten sich Zweifel. Daran zu glauben, dass wir tot waren und uns im Jenseits befanden, war gut und schön, aber das bedeutete auch, dass man an Gott glauben musste. Vor dieser ganzen Sache hatte ich mich nie groß mit ihm beschäftigt. Falls Gott existierte, hatte er mich eigentlich immer in Ruhe gelassen, also erwiderte ich ihm diesen Gefallen. Aber jetzt begann ich zu grübeln. Wenn er wirklich existierte, warum zeigte er sich dann jetzt nicht, am besten an der Spitze eines Konvois der Nationalgarde? Welcher liebende Gott würde uns in einer so beschissenen Situation hängen lassen? Für mich ergab das keinen Sinn.
     
    Ein paar Nächte später legte jemand in der methodistischen, der protestantischen und der katholischen Kirche Feuer. Alle drei brannten bis auf die Grundmauern nieder. Der oder die Brandstifter wurden nie gefasst, weil niemand sich die Mühe machte, nach ihnen zu suchen.
    Mir wurde bewusst, dass es mir ebenfalls egal war. Es war schon anstrengend genug, jeden Tag einen Grund zu finden, um aufzustehen und in die immer gleiche, undurchdringliche Dunkelheit zu starren. Falls Gott existierte, musste er sich selbst

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