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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Scheiße, Mann.«
    »Ja«, nickte ich, »ziemlich beschissen, das Ganze.«
    Cranston zuckte mit den Schultern. Dann bot er uns einen Joint an, den wir geschlossen ablehnten, wenn auch wehmütig. Ausnahmesituation hin oder her, es schien doch etwas riskant zu sein, mitten auf der Straße Gras zu rauchen. Außerdem waren wir noch ziemlich gut drauf von dem Tequila und der Bong. Wir sahen zu, wie Cranston den Joint bis zum letzten Ende runterrauchte. Die Spitze glühte hell in der Dunkelheit. Christy leckte sich die Lippen und starrte den Joint an wie ein Verdurstender in der Wüste, der plötzlich ein Wasserloch entdeckt. So war sie immer. Raucht ihr Gras und will zehn Minuten später schon wieder. Mir reicht eine Dröhnung für Stunden. Ich erwartete bereits, sie würde Cranston sagen, sie hätte ihre Meinung geändert und wolle jetzt doch einen Zug, aber sie schwieg. Trat nur von einem
Fuß auf den anderen und zupfte an ihrem Ohrläppchen. Offensichtlich war sie extrem angespannt.
    Wie wir alle.
    Als der Joint aufgeraucht war, schmiss Cranston die Kippe auf den Bürgersteig, trat darauf und drehte den Fuß hin und her. Ich spürte einen Anflug von Bedauern, als dieser kleine Lichtfunke ausgelöscht wurde.
    »Meint ihr, die von der Feuerwehr haben rausgekriegt, was los ist?«, fragte Cranston.
    »Hoffentlich«, erwiderte ich.
    Russ schlug vor, zu dem Treffen zu fahren, aber ich redete ihm das aus. Wenn wir zu Fuß gingen, würden wir mehr zu sehen kriegen, und ich wollte so viel wie möglich über die momentane Situation herausfinden. Anscheinend ging es vielen anderen genauso. Es gab nur wenige Autos oder Trucks auf der Straße, aber jede Menge Fußgänger. Eine regelrechte Menschenmenge bewegte sich Richtung Feuerwache, und wir vier schlossen uns der Prozession an. Die Leute um uns herum waren merkwürdig still. Obwohl wir so viele waren, wurde nicht viel geredet, und wenn doch, dann nur im Flüsterton. Ich suchte nach vertrauten Gesichtern, fand aber niemanden, den ich kannte – nur ein paar von den Leuten, denen ich am Morgen begegnet war. Tom Salvo war auch dabei, aber er war zu weit weg, um mit ihm zu reden. Ich nickte ihm zu, und er nickte zurück. Von dem Obdachlosen Dez war nichts zu sehen, aber ich hatte auch nicht wirklich damit gerechnet. Er zog definitiv sein eigenes Ding durch, und ich bezweifelte irgendwie, dass ein Notfallgemeindetreffen seine Art von Event war.

    Blöderweise sahen wir auf dem Weg nicht viel, was Licht ins Dunkel unserer Unwissenheit bringen konnte.
    Verdammt, das war ja mal ein dämliches Wortspiel, oder? Scheiße.
    In einigen Fenstern brannten Kerzen und Laternen, aber die meisten Gebäude waren dunkel und still. Aus ein paar Häusern drangen gedämpfte Stimmen. Aus anderen unterdrücktes Schluchzen. Und in einem Haus war schrilles, irres Gelächter zu hören. Ich bekam eine Gänsehaut, und ich glaube, es verstörte auch einige andere in der Menge, aber niemand ging hin, um es näher zu untersuchen. In dem Apartmentblock an der Ecke zur Pine Street hörten wir lautes Gebrüll und das Geräusch von brechendem Glas, aber auch da ging niemand nachsehen. Eigentlich waren solche Dinge bei dieser Adresse ganz alltäglich, auch vor der Dunkelheit. Dort lebte eine Gruppe asozialer Crack-Junkies. Wenn uns am Freitagabend langweilig war, sind wir früher manchmal dort hingegangen und haben gewettet, wie lange es dauern würde, bis die Bullen aufgrund einer Anzeige wegen Ruhestörung auftauchen würden.
    Eine grau-weiße Katze schmiss in einer Seitenstraße eine Mülltonne um und rannte davon. Hunde bellten in Hinterhöfen oder Häusern. Aus einigen Schornsteinen stieg Rauch auf, und plötzlich wünschte ich mir, Christy und ich hätten einen Kamin in unserer Wohnung. Es war kühl, und ich hatte das ungute Gefühl, dass es immer kälter wurde, je länger die Sonne verschwunden war. Wir kamen an einem gewitzten Teenager vorbei, der Wasserflaschen und Limodosen für fünf Dollar pro Stück verkaufte.
Er saß in einem Gartenstuhl und hatte die Getränke in einer Styroporbox vor seinen Füßen stehen. Es war kein Eis in der Box. Der Junge trug einen Wintermantel. Die Jungs von der Videothek schien die Kälte des Morgens nicht zu stören. Sie hatten die Tür verkeilt, um frische Luft reinzulassen, und der Rhythmus irgendeines Hip-Hop-Songs, den ich nicht kannte, drang bis auf die Straße. Offenbar hatten sie einen batteriebetriebenen CD-Player oder so etwas.
    Nicht alle waren mit Taschenlampen

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