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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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»Woher willst du das wissen?«
    »Weil… na ja, kann ich nicht.«
    »Dunkelheit spricht eigentlich auch nicht mit den Stimmen der Toten zu uns. Hat sie aber getan. Also, warum sollte sie uns dann nicht dazu bringen können, gewisse Dinge zu tun?«
    »Ich weiß es nicht, Süße.«
    Das Kerzenlicht tanzte flackernd über die Wand, und die Wohnung wurde von den konkurrierenden Düften nach Lavendel, Vanillezucker, Flieder und Zimt erfüllt. Draußen brüllte jemand etwas, aber keiner von uns stand auf und schaute nach, was los war. Es hatte schon den ganzen Tag über Schreie und Gebrüll gegeben, und das hier war nichts Neues.
    »Es war die Dunkelheit«, wiederholte Christy. »Erst
hat sie uns unsere Lieben gezeigt. Dann ist sie in unsere Köpfe eingedrungen.«
    »Aber wie? Und warum?«
    »Weil wir tot sind, Robbie. Wir alle. Die ganze verdammte Stadt. Vielleicht sogar die ganze Welt. Wir sind tot, und das hier ist das Leben danach. Alles, was bleibt, ist Dunkelheit.
    »Blödsinn.«
    »Es ist wahr«, beharrte sie. »Nur Dunkelheit und Geister. «
    »Wir sind nicht tot, Christy. Wir würden uns doch daran erinnern, wenn wir gestorben wären.«
    »Vielleicht auch nicht«, meinte sie. »Wenn es ganz plötzlich käme, bei einem Autounfall oder wenn du von hinten erschossen würdest – könntest du dich dann daran erinnern?«
    »Nein, aber es ist völlig unmöglich, dass sich jemand von hinten an die gesamte Stadt anschleicht und uns alle abknallt.«
    »Ja, aber es gibt jede Menge Möglichkeiten, wie wir alle plötzlich gestorben sein könnten. Und das würde erklären, was mit uns passiert ist. Meine Kollegin Sherri sagt, dass Geistern nicht bewusst ist, dass sie tot sind. Deswegen hängen sie weiter hier rum und spuken an bestimmten Orten — weil sie in der Dunkelheit zwischen den Welten gefangen sind. Es gibt kein Licht, dem sie folgen können. Wegen der Dunkelheit können sie nicht weiterziehen. Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«
    Ich nahm einen tiefen Schluck von meinem warmen
Bier. »Aber ich verstehe immer noch nicht, wie es passiert sein soll. Ich meine, wir können doch nicht alle gleichzeitig gestorben sein.«
    »Warum nicht? Vielleicht gab es wirklich eine Bombe, die uns alle im Schlaf getötet hat. Oder vielleicht ist ein Asteroid auf der Erde eingeschlagen oder so.«
    »Oder vielleicht brauchst du auch nur ein wenig Schlaf.«
    Sie beugte sich vor und boxte gegen meinen Arm. »Sei nicht so ein Klugscheißer, Robbie. Ich wollte mich ja nur mit dir unterhalten.«
    »Dann lass uns bitte über etwas anderes reden, zumindest für eine Weile.«
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Es tut mir leid, Christy, aber du redest total verrücktes Zeug.«
    »Ich? Und was war vorhin? Du hast es doch selbst gehört. Du hast deinen Großvater gesehen, Robbie.«
    »Ja, aber das war draußen am Stadtrand. Da schien das alles… keine Ahnung… irgendwie realer zu sein. Ich kann glauben, dass da etwas in der Dunkelheit ist, weil ich es selbst gesehen und gehört habe. Aber dieses Zeug über Geister und das Leben nach dem Tod – das ist einfach verrückt.«
    Sie wurde blass. »Oh, bitte entschuldige, dass ich Angst habe und versuche, eine Erklärung für unsere Situation zu finden.«
    Damit knallte sie ihre Bierflasche auf den Couchtisch, stand auf, schnappte sich eine Taschenlampe und stampfte ins Schlafzimmer. Ich rief ihr nach, aber sie knallte die
Tür zu. Einen Moment später hörte ich das Quietschen der Sprungfedern, als sie sich aufs Bett warf. Ich stand auf und ging zur Schlafzimmertür.
    »Es tut mir leid«, rief ich. »Hör mal, wir sind beide müde und verängstigt. Es war ein langer, total schräger Tag. Unsere Nerven liegen blank. Aber es tut mir leid.«
    Stille. Dann hörte ich leise Schritte auf dem Teppich. Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Christy schaute zu mir raus. Sie hatte geweint.
    »Es tut mir leid«, wiederholte ich, diesmal leiser. »Ich habe es nicht so gemeint. Okay?«
    »Das warst nicht du. Das ist die Dunkelheit. Sie macht dich bösartig. Mich auch.«
    »Du warst nicht bösartig. Wie du sagtest, du wolltest ja nur mit mir reden. Ich hätte dich mehr unterstützen sollen und …«
    »Doch, ich war bösartig«, protestierte Christy. »Du weißt es nur nicht.«
    »Was redest du da?«
    »Als du so sarkastisch geworden bist, habe ich plötzlich den Drang in mir gespürt, meine Bierflasche am Tisch zu zerschlagen und dir damit die Kehle aufzuschlitzen. Ich habe es ganz deutlich vor mir gesehen. Ich

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