Am Ende der Straße
Angst vor der Dunkelheit, weil ich weiß, was sie ist. Deswegen habe ich die Worte geschrieben. Und ich habe ganze zwölf Kanister Salz verbraucht. Sie mag kein Salz.«
Er zeigte auf das Symbol im Boden.
»Du hast das gemacht?«, grunzte Russ. »Hast du auch das draußen auf dem Highway auf die Straße gesprüht?«
Ich wollte etwas sagen, aber dann fiel mir ein, dass Russ nicht gehört hatte, was Dez mir vorhin erzählt hatte. Er war mit dem Rest der Gruppe ein Stück weiter vorne gewesen.
Dez nickte. »Und hinter der Tankstelle und auf dem Hügel hinter der Highschool. Insgesamt vier Stück. Das hat sie ferngehalten. Und dann habe ich an verschiedenen Stellen noch kleine dazwischengemacht. Ich habe viel Salz benutzt.«
»Du hast nicht zufällig auch den ganzen Rasierschaum geklaut, oder?«, fragte Cranston.
Dez runzelte verwirrt die Stirn. »Nein. Das ist doch blöd.«
»Und warum hast du das alles getan?«, fragte Clevon.
»Weil die Linien eine Barriere bilden, wenn sie sich berühren«, antwortete Dez ungeduldig. »Die bewirkt, dass die Dunkelheit draußenbleibt.«
»Die bewirkt, dass die Dunkelheit draußenbleibt«, wiederholte ich. »Aber bewirkt sie auch, dass wir drinbleiben? Können wir rausgehen?«
»Klar. Aber dann sterbt ihr.«
»Warum? Was ist da draußen, Dez? Weißt du es?«
»Die Dunkelheit.«
»Ja, aber ich meine, in der Dunkelheit. Was ist in ihr?«
»In ihr ist nichts. Es ist einfach die Dunkelheit. Das ist genug. Das war schon immer genug. Die Dinge, die wir fürchten, entspringen der Dunkelheit. Sie schenkt ihnen Leben. Sie weiß, was wir im Leben am meisten fürchten und am dringendsten wollen und sorgt dann dafür, dass wir diese Dinge sehen. Sie ist die Älteste und Mächtigste
der Dreizehn. Sie, deren Name nicht genannt werden darf.«
»Hör zu«, unterbrach ihn Russ. »Entweder fängst du jetzt an, etwas Sinnvolles von dir zu geben, oder du hältst besser die Schnauze.«
»Es ist völlig unnötig, so mit ihm zu reden«, protestierte Olivia. »Siehst du nicht, dass er unsere Hilfe braucht?«
Ohne sie zu beachten, fuhr Russ fort: »Wenn du uns helfen willst, Dez, dann kannst du das Ende des Seils nehmen und uns zurückholen, wenn etwas passiert. Wie klingt das für dich?«
Dez musterte das Seil, das wir uns um die Bäuche geschlungen hatten, dann die undurchdringliche Schwärze, dann jeden Einzelnen von uns. Er schien unsere Gesichter ganz genau zu mustern und zu prüfen. Schließlich schob er sich näher heran, kniete sich hin und streichelte die Hunde. Die drei schienen ihn zu mögen. Sie fiepten leise und leckten ihm das Gesicht. Ihre Schwänze hatten sie zwar ängstlich zwischen die Beine geklemmt, aber jetzt wedelten sie leicht.
»Okay«, gab Dez endlich nach. »Ich werde euch helfen. «
Und so waren wir wieder bei der Unglückszahl Dreizehn gelandet.
DREIZEHN
D rew und Clay sollten als Erste gehen«, legte Cranston fest. »Immerhin haben sie die Hunde, und wir hatten doch gesagt, dass die Hunde uns führen sollten, oder nicht?«
»Die Hunde werden da nicht reingehen«, sagte Dez. »Die Dunkelheit hat bereits versucht, ihnen ihre Visionen zu zeigen. Sie wollte, dass sie reinkommen, genau wie bei uns. Aber sie haben zu viel Angst.«
»Blödsinn.« Clay spuckte einen Schwall Tabaksaft aus und kraulte den Coonhound hinter den Ohren. »Steakhaus ist in seinem ganzen Leben noch nie vor irgendwas davongelaufen.«
Olivia runzelte verwirrt die Stirn. »Du hast deinen Hund Steakhaus genannt?«
»Klar doch. Das ist sein liebster Ort auf der Welt. Meiner übrigens auch. Ich war noch nie in einem Steakhaus, in dem ich nichts gegessen hätte.«
»Er wird weglaufen«, versicherte ihm Dez. »Du wirst schon sehen.«
Ohne weiter auf ihn zu achten, wandte ich mich an Drew und Clay. »Ist das für euch okay? Falls nicht, müssen wir das jetzt wissen.«
»Mir soll’s Recht sein«, versicherte Drew. »Ich hatte
noch nie Angst im Dunkeln, noch nicht mal als kleines Kind. Es gibt also keinen Grund, warum wir nicht anfangen sollten. Stimmt’s, Clay?«
Clay schluckte schwer, nickte aber.
»Ich nehme eines von den Walkie-Talkies mit«, erklärte Drew. »Und das andere geben wir demjenigen, der ganz hinten steht.«
»In welcher Reihenfolge geht der Rest von uns rein?«, fragte ich die Gruppe.
»Wie wäre es mit der Reihenfolge, in der wir angebunden sind?«, schlug Olivia vor. »Das wäre wesentlich einfacher, als alle wieder loszubinden und uns neu aufzustellen. «
»Echt wahr«,
Weitere Kostenlose Bücher