Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
rausfinden.«
    Clevon hob die Hand. »Ich würde gerne noch etwas mehr hören.«
    Wir ignorierten ihn.
    Drew holte tief Luft und trat in die Dunkelheit. Sofort schloss sie sich um ihn, und er wurde unseren Blicken entzogen. Clay ging dicht hinter ihm, wenn auch etwas zögernd.
    »Oh, verdammt …« Irish blieb abrupt stehen.
    »Beweg dich, Alter.« Stan the Man schob ihn vorwärts. »Die alten Säcke können sonst nicht weiter, Mann.«
    Irish folgte Clay. Stan the Man blieb dicht hinter ihm. Er streckte den Arm aus und legte Irish eine Hand auf die Schulter. Dann verschwanden die beiden. Die Dunkelheit schien wie Wasser über sie hinwegzuspülen.

    Durch Cranstons Walkie-Talkie konnten wir sie atmen hören. Es klang, als hätten sie einen schweren Asthmaanfall. Ihre Atmung war rau, abgehackt und laut und erinnerte mich ein wenig an Darth Vader. Clay murmelte etwas Unverständliches. Dann flüsterte Drew, dass es kalt sei.
    Mad Mike und Olivia waren die Nächsten in der Reihe, aber bevor sie das Symbol überschreiten konnten, fingen Drew und Clay an zu schreien. Cranstons Walkie-Talkie rauschte kurz und war dann tot, doch wir brauchten es nicht, um ihre Schreie zu hören.
    »Oh, Scheiße«, keuchte Cranston. Er ließ das kaputte Funkgerät fallen und zog an dem Seil um seinen Bauch. »Lauft!«
    »Warte«, rief ich. »Wir wissen doch gar nicht, was los ist.«
    Die Schreie wurden lauter, als Irish und Stan the Man ebenfalls losbrüllten. Wieder fiel mir auf, dass die Schwärze anscheinend einen dämpfenden Effekt hatte, wenn es um Geräusche ging. Die vier konnten höchstens ein paar Meter hinter der Barriere sein, doch es klang, als wären sie viel weiter entfernt. Irish rief nach seinen Eltern. Drew schrie jemandem namens Hank zu, er solle gefälligst vom Eis runterkommen, bevor es brach. Clays Schreie waren nicht zu verstehen. Stan the Mann brüllte jemanden an, er solle es von ihm runter holen. Ich wusste nicht, was mit »es« gemeint war – die Dunkelheit oder etwas, das sich in ihr befand.
    Olivia wollte nach hinten ausweichen, während Mad Mike gleichzeitig nach vorne losrannte. Das Seil spannte
sich zwischen ihnen. Hinter mir zogen Russ und T an dem Seil und rissen mich ein paar Schritte weit zurück. Mario hatte anscheinend vergessen, dass er an uns festgebunden war, denn er drehte sich um und stieß bei seinem Fluchtversuch mit Cranston zusammen. Beide fielen hin. Ich hörte, wie Cranston die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Clevon stand einfach nur da und starrte.
    »Stan!«, brüllte Mad Mike. »Irish!«
    »Zieht sie raus«, befahl Russ. »Um Himmels willen, zieht sie raus!«
    Zusammen mit T packte er das Seil und riss daran. Sie stellten sich breitbeinig hin, Knie an Knie, und suchten nach größtmöglichem Halt. Nach kurzem Zögern schloss Clevon sich ihnen an. Dann kam ich dazu. Vor mir stand Olivia und schrie Mad Mike an, ihr zu folgen. Falls er die verängstigte Frau hörte, zeigte er es nicht. Er stand mit offenem Mund da, ließ die Arme hängen und starrte auf die Dunkelheit, die sich wie eine Wand aus schwarzem Wasser vor ihm kräuselte. Mir kam es vor, als wäre er hypnotisiert. Ich fragte mich, was die Dunkelheit ihm zeigte – oder wen.
    T brüllte ihn an, aber Mad Mike schien es nicht wahrzunehmen. Er machte einen Schritt nach vorne, dann noch einen, dann rutschten seine Füße über das Symbol auf dem Boden. Sofort stürzte die Dunkelheit vor. Obwohl ich es nicht sehen konnte, hatte ich keinen Zweifel daran, dass der Teenager eine ganz ähnliche Vision hatte wie wir beim ersten Mal. Er streckte den Arm aus, und seine Finger verschwanden in der Schwärze. Sie floss
über seine Glieder wie Teer, umschloss seinen Unterarm, dann ging sie ihm bis zur Schulter.
    »K-kalt«, stammelte er und drehte sich zu uns um. Sein Gesicht war bleich. »Es ist so kalt …«
    Die Dunkelheit hüllte ihn so rasend schnell ein, dass Mad Mike nicht einmal mehr Zeit hatte, um zu schreien. Sie schlängelte sich über seine Schultern und seinen Hals und lief zu seinem offenen Mund. Dann strömte sie in ihn hinein, durch Mund und Ohren und sogar durch die Augenwinkel. Und dann, einfach so, war er verschwunden – sie hatte ihn völlig absorbiert.
    Schwarze Ranken schossen hervor und griffen nach Olivia, doch sie blieb hinter den Runen, und so verharrten die Ranken an deren Kanten. Mir wurde schlecht, und plötzlich fiel es schwer, Luft zu holen. Während ich zusah, wie die Ranken nach Olivia griffen, verflog in mir jeder

Weitere Kostenlose Bücher