Am Ende der Straße
liegt.
»Ich schmecke es regelrecht hinten im Hals«, jammerte Cranston. »Diesen Gestank. Der brennt einem die Nebenhöhlen aus, Mann. Ich muss einfach zurück und nach drinnen, damit ich das nicht mehr riechen muss.«
»Wie du meinst«, erwiderte Russ und ging an ihm vorbei. »Aber sei vorsichtig.«
Das schien Cranston zu schockieren. »Du… du gehst nicht mit mir zurück?«
»Nein. Wenn du willst, kannst du die Waffe mitnehmen, aber ich bleibe hier. Mich soll der Teufel holen, wenn ich Robbie und Christy hier ganz alleine rumwandern lasse. Christy braucht unsere Hilfe. So macht man das eben unter Nachbarn.«
Cranston starrte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. In den Schatten bewegten sich verschwommene Schemen, die uns beobachteten.
Er schluckte schwer und drehte sich dann wieder zu uns um.
»Du hast Recht«, meinte er mit einem nervösen Grinsen. »Nachbarn machen das so. Ich komme auch mit.«
Zu viert gingen wir weiter. Wir redeten nicht, aber als ich Christys Hand nahm, zog sie sich nicht zurück, und ich sah, dass sie lächelte. Das Lächeln verschwand, als wir die Zoohandlung erreichten.
Sie hatte Recht gehabt. Es gab noch lebende Tiere in dem Laden. Wir hörten sie bereits, als wir noch einen Block entfernt waren – vor allem die Hunde, die bellten und winselten. Wir kamen an einem Mann vorbei, der uns fragte, ob wir eine halbe Stunde mit Christy gegen ein paar Dosen Erbsen eintauschen würden, die er in seinem Rucksack mit sich rumschleppte. Ich musste meine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um ihn nicht zu erschießen. Stattdessen schob ich mich wortlos an ihm vorbei. Christy war schon zum Laden weitergelaufen,
nachdem sie die Welpen gehört hatte. Wir mussten rennen, um sie wieder einzuholen.
Wir rasten hinter ihr her durch die Tür und blieben dann abrupt stehen. Christy stand neben dem Verkaufstresen und sah sich schockiert um. Erstaunlicherweise waren die meisten Tiere noch am Leben. In ein paar Käfigen lagen Kadaver, aber der Großteil war noch aktiv, wenn auch geschwächt. Viele knurrten und fletschten die Zähne. Ich dachte mir, dass ihnen wahrscheinlich die Interaktion mit dem Menschen fehlte und sie langsam verwilderten. Andere schienen immer noch zahm und freundlich zu sein. Aber vielleicht wollten sie auch nur aus den verdammten Käfigen raus. Am schlimmsten war der Gestank. Der Laden roch nach Kadavern und Scheiße – vor allem nach Scheiße. Bei vielen Tieren klebten Fäkalien im Fell. Aber abgesehen von denen, die verwildert waren, schien es den meisten Tieren gutzugehen, auch wenn sie hungrig und durstig waren und die Käfige gesäubert werden mussten. Vier Cockerspanielwelpen kratzten in ihrem Käfig und winselten. Eine Gruppe Kätzchen beobachtete uns schüchtern. Hamster, Rennmäuse und andere Nager wuselten herum, rannten in ihren Laufrädern oder wühlten im Holzstreu. Doch Christy sah nichts davon. Stattdessen starrte sie auf den Mann, der in der Mitte des Ladens stand.
Er war leicht übergewichtig, irgendwo in den Dreißigern und wurde schon kahl. Er trug seine Haare im Ben-Franklin-Look – hinten lang und oben nichts mehr – und eine Brille, deren Gläser so dick waren wie Flaschenböden. Es war lange her, dass ich so eine gesehen
hatte. Eines der Gläser hatte einen Sprung, so dass es aussah, als sei eines der Augen verzerrt. Um den Nasenbügel war weißes Chirurgentape gewickelt worden, das die Brille zusammenhielt. Der Mann trug ausgefranste, abgeschnittene Shorts, weiße Hausschlappen und weiße Tennissocken, die fast bis zum Knie hochgezogen waren. Dazu kam das hässlichste Hawaiihemd, das ich je gesehen hatte. Das Hemd war offen, und darunter war ein weißes Feinrippunterhemd zu erkennen. Anscheinend hatte er sich irgendwann mit Gemüsesuppe bekleckert.
Doch es waren weder sein Aussehen noch sein unerwartetes Auftauchen, das uns fesselte. Das, was der Mann in der Hand hielt, erregte unsere Aufmerksamkeit. Er hatte einen großen, roten Heliumballon gepackt, an dem eine Schnur baumelte. Anscheinend hatten wir ihn unterbrochen, als er gerade die Schnur um den Schwanz einer zappelnden Maus band, die er in der anderen Hand hielt. Hinter ihm entdeckte ich zwei tragbare Heliumtanks und eine Schachtel Ballons. Auf einem Hundekäfig neben ihm lagen eine Rolle Schnur und eine Schere.
»Howdy«, begrüßte er uns lächelnd und nickend, als wären wir alte Freunde.
»Hallo«, erwiderte Russ. »Wir wollen keinen Ärger.«
»Das ist gut, ich auch nicht.
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