Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
wären diese Hasser eure Herren.«
    Wie betäubt standen die Männer da, schweigend. Und in dieser Stille vernahm Richard das sachte Trommeln des Regens auf der über ihren Köpfen gespannten Zeltplane. Das Unwetter kam näher und würde sie bald erreicht haben.
    Beiläufig sprach Nicci in die Stille hinein. »Die gerösteten Hoden ihrer Feinde gelten bei den Soldaten der Imperialen Ordnung als überaus begehrte Leckerbissen. Nach einer Schlacht durchstreifen Schlachtengänger das Schlachtfeld auf der Suche nach Beute und jedem noch lebenden Gegner, um ihn kastrieren zu können. Diese kostbaren, blutigen, von lebenden Feinden eingesammelten Kostbarkeiten sind bei den berauschten Feiern nach einem Sieg überaus gefragt, glauben die Soldaten doch, dass diese Köstlichkeiten ihnen Kraft und Männlichkeit verleihen. Anschließend widmen sie sich den weiblichen Gefangenen.«
    Richard kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken. »Und weiter?«
    Nicci warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ist das noch nicht genug?«
    Richard seufzte schwer und ließ seine Hände fallen. »Schätze ja.« Er wandte sich wieder um zu den Soldaten. »Die schlichte Wahrheit ist: Es besteht nicht die geringste Aussicht, dass ihr die bevorstehende Schlacht gewinnen könnt.« Richard holte tief Luft, ehe er sich überwand, das Unaussprechliche zu sagen, das, weshalb er hergekommen war. »Und aus diesem Grund wird es keine letzte Schlacht geben. Wir werden nicht gegen Kaiser Jagang und seine Armee der Imperialen Ordnung kämpfen. Als Lord Rahl und Anführer des D’Haranischen Reiches weigere ich mich, diesen Akt sinnloser Selbstvernichtung zuzulassen. Vielmehr bin ich hier, um die Auflösung unserer Armee zu veranlassen. Es wird keine letzte, alles entscheidende Schlacht geben. Die Neue Welt wird Jagang kampflos in die Hände fallen.« Richard konnte sehen, wie manch einem der Offiziere die Tränen in die Augen traten.
    Richards Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wütend rief ein Offizier: »Wozu sollen wir dann überhaupt kämpfen?« Mit ausholender Geste wies er auf seine Kameraden.
    »Seit Jahren schon kämpfen wir in diesem Krieg. Viele unserer Kameraden weilen nicht mehr unter uns, weil sie ihr Leben für den Erhalt unserer Sache, für das Überleben unserer Angehörigen geopfert haben. Wenn wir ohnehin keine Chance haben, wenn wir sowieso am Ende verlieren werden, wozu haben wir uns dann überhaupt die Mühe gemacht zu kämpfen? Ja, warum sollten wir uns die Mühe machen, diesen Kampf fortzusetzen?« Ein bitteres Lächeln ging über Richards Gesicht. »Genau das ist die Absicht.«
    »Was für eine Absicht?«, knurrte der Soldat. »Wenn die Menschen keine Chance sehen, zu triumphieren und einen Sieg zu erringen, wenn sie sich stattdessen nur Tod und Vernichtung gegenübersehen, dann wird ihnen mit der Zeit jeglicher Kampfeswillen abhandenkommen. Sind sie einmal zu der Einsicht gelangt, dass sie keine Chance haben, ihre Glaubensüberzeugungen weiter zu verbreiten, und droht ihnen bei dem fortgesetzten Versuch, dies zu tun, nichts als der Tod, wird sich nach und nach der Wunsch in ihnen regen, von diesem Krieg endgültig Abstand zu nehmen.« Sofern das überhaupt möglich war, wurde der Mann noch aufgebrachter, wie eine ganze Reihe anderer Offiziere auch. »Mit anderen Worten, Ihr wollt uns weismachen, wir sollen diesen Krieg einfach vergessen? Dass wir gegen den Willen der Imperialen Ordnung nicht gewinnen können und es aus diesem Grund auch nichts gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt?« Richard verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, reckte entschlossen sein Kinn empor und wartete ab, bis er sich der Aufmerksamkeit aller gewiss sein konnte. »Mitnichten. Was ich meine, ist, dass ihr den Menschen aus der Alten Welt dieses Gefühl geben sollt.«
    Verwirrt runzelten die Männer die Stirn und begannen, untereinander fragend zu tuscheln. Sie verstummten jedoch schnell, als Richard fortfuhr.
    »Jagang ist im Begriff, seine Armee hierher, auf D’Haranischen Boden zu führen. Er will, dass wir uns ihm im Kampf stellen. Warum wohl? Weil er glaubt, uns besiegen zu können - und ich glaube, in diesem Punkt hat er recht. Und zwar nicht etwa, weil es euch Soldaten an Tapferkeit mangelt, an guter Ausbildung, Stärke oder Kampfgeschick, sondern schlicht und einfach, weil ich um die Unerschöpflichkeit seiner Mittel weiß. Ich habe eine Zeit lang unten in der Alten Welt gelebt, ich weiß, wie ungeheuer groß dieses Gebiet

Weitere Kostenlose Bücher