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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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den Männern das Gesicht zu und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. In einem entlegenen Winkel seines Verstandes konnte er bereits das gespenstische Bild jenes blutigen Endes sehen, das Shota ihm vor Augen geführt hatte. Es war wie ein Gewicht, das ihn in die Tiefe hinabzuziehen versuchte.
    Schließlich fuhr er fort. »Ich habe immer davon gesprochen, dass ich uns nicht in eine letzte, alles entscheidende Schlacht gegen die Imperiale Ordnung führen kann, da wir in diesem Fall verlieren würden. Seit ich das letzte Mal bei euch Männern war, sind Dinge geschehen, die mich in dieser Überzeugung noch bestärkt haben.« Das unzufriedene Murren stand dem Donnergrollen in der düste ren nachmittäglichen Luft in nichts nach. Doch ehe sie ihre Einwände vorbringen oder ihn dazu bringen konnten, vom Thema abzuschweifen, sprach Richard weiter.
    »Sehr bald schon wird die Armee der Imperialen Ordnung auf ihrem Vormarsch gegen den Palast des Volkes von Süden her nach D’Hara einmarschieren. Ihr werdet nach Süden marschieren, um ihr die Stirn zu bieten. Das wissen sie, und nichts anderes erwarten sie, denn genau das ist ihr Plan. Wir marschieren sozusagen auf Geheiß Jagangs, der unsere Taktik bestimmt und uns in eine Schlacht hineinlockt, die wir, wie er sehr wohl weiß, nicht gewinnen können, und die er nicht verlieren kann.«
    Stimmen des Protests wurden laut, die lautstark anführten, die Zukunft sei schließlich nicht vorherbestimmt, und sie hätten durchaus eine Chance, sich zu behaupten. Richard hob eine Hand, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen. »Mag sein, dass die Zukunft nicht vorherbestimmt ist, dennoch ist die Wirklichkeit, wie sie nun mal ist. Als Soldaten plant ihr eure Taktik nicht aufgrund irgendwelcher Wunschvorstellungen, sondern aufgrund dessen, was ihr sicher wisst.
    Selbst wenn es uns wie durch ein Wunder gelingen sollte, diese sich so bedrohlich abzeichnende Schlacht zu gewinnen, würde dieser Sieg sich letztendlich als nicht ausschlaggebend erweisen. Letztendlich wäre es nichts weiter als eine Schlacht, in der wir uns den Sieg teuer erkauft hätten, während die Imperiale Ordnung uns einfach in kürzester Zeit erneut mit einer noch größeren Streitmacht angreifen würde. Selbst wenn wir die bevorstehende Schlacht gewinnen würden - was, das könnt ihr mir glauben, völlig ausgeschlossen ist -, würden wir schon wenig später gezwungen sein, eine weitere Schlacht gegen eine noch größere Armee zu schlagen, und kurz darauf die nächste.
    Und warum? Weil wir in jedem Kampf gegen sie ungeheure Verluste erleiden und immer mehr geschwächt würden. Wir verfügen kaum über Reserven, auf die wir zurückgreifen können, während Jagang, sobald er einen entsprechenden Bedarf anmeldet, mit einem niemals abreißenden Strom nahezu unbegrenzter Verstärkungen versorgt wird, der ihn letztendlich immer stärker werden lässt. Letztendlich würden wir aus einem sehr einfachen Grund verlie ren: Kein Krieg wurde je aus der Verteidigung gewonnen. Es ist möglich, eine Verteidigungsschlacht zu gewinnen, nicht aber einen Verteidigungskrieg.«
    Ein Offizier wollte wissen: »Was schlagt Ihr also vor? Dass wir um Frieden betteln sollen?«
    Richard tat den Gedanken mit einer beiläufigen, wenn auch gereizten Handbewegung ab. »Irgendwelchen Friedensbedingungen würde der Orden niemals zustimmen. Vor langer Zeit, ganz zu Anfang, hätten sie unsere Kapitulation vielleicht angenommen, uns erlaubt, uns zu unterwerfen und ihnen die Stiefel zu küssen, uns gestattet, die Ketten der Sklaverei anzulegen, aber jetzt nicht mehr. Jetzt haben sie nur noch ein Ziel: den Sieg, und dafür wollen sie uns kräftig bluten lassen. Aber was wäre auch der Unterschied? Das Endergebnis wäre in beiden Fällen gleich: die Ermordung und Unterwerfung von uns allen und unserem Volk. Auf welche Weise wir verlieren, ist weitgehend unerheblich. Im Endeffekt sind Kapitulation und Niederlage dasselbe. So oder so wäre alles verloren.« »Was … also dann?«, stammelte der Offizier mit erregter Stimme. »Weiterkämpfen, bis wir am Ende entweder getötet werden oder in Gefangenschaft geraten?«
    Die Soldaten starrten den rotgesichtigen Offizier an, der gesprochen hatte. Diese Männer kämpften schon seit geraumer Zeit gegen die Imperiale Ordnung; was sie jetzt hörten, war alles andere als neu für sie. Trotzdem blieb ihnen keine andere Wahl, als gegen die Invasoren zu kämpfen. Es war ihre Pflicht. Es war die einzige Möglichkeit, die

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