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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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kleinen Glasquadrate, aus denen sich die Schwindel erregend hohen Fenster zusammensetzten, waren nicht durchsichtig, sondern von beachtlicher Stärke, und wiesen zahlreiche ringförmige Verunreinigungen auf, so als sei das Glas beim Gießen überaus dickflüssig gewesen. Wann immer das Blitzen aufflammte, schien auch das Glas aufzuleuchten. Rings um den Raum verteilte Reflektorlampen verliehen dem Ort einen weichen, warmen Glanz, der sich da und dort inmitten des wirren Durcheinanders von allenthalben aufgeschlagen herumliegenden Büchern in den polierten Tischplatten widerspiegelte.
    Die Regale waren nicht das, was Richard zunächst vermutet hatte. Eine Reihe von ihnen diente tatsächlich der Unterbringung von Büchern, andere dagegen enthielten ein planloses Durcheinander unterschiedlichster Utensilien - von säuberlich gefaltetem glitzerndem Tuch über Eisenspiralen, grünen Glasflakons bis hin zu kompliziert aussehenden Konstruktionen aus Holzstäben sowie Stapeln von Pergamentrollen, alten Knochen und langen, gekrümmten Reißzähnen, die Richard weder erkannte, noch über die er auch nur vage Vermutungen hätte anstellen können. Als das Blitzen erneut aufloderte, erweckten die über alles im Raum, über Tische, Stühle, Säulen, Bücherregale und Lesetische zuckenden Schatten der Fensterpfosten den Anschein, als zerspringe der gesamte Raum in seine Bestandteile.
    »Zedd - was in aller Welt tust du da?«
    »Lord Rahl«, bemerkte Cara mit gedämpfter Stimme unmittelbar hinter seiner Schulter, »ich glaube, Euer Großvater hat den Verstand verloren.«
    Zedd wandte sich herum und spähte kurz zu Richard und Cara herüber, die immer noch im Türrahmen standen. Im Schein der Lampen hatten die drahtigen Locken des alten Mannes, die ihm in allen Richtungen vom Kopf abstanden, einen blassen Orangeton, wohingegen sie strahlend weiß leuchteten, sobald das Blitzen aufflammte.
    »Wir sind im Augenblick ziemlich beschäftigt, Junge.« Mitten im Raum, ein kleines Stück über einem der massiven Tische, schwebte Nicci. Richard kniff die Augen zusammen, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich sah, was er zu sehen meinte. Niccis Füße befanden sich eindeutig eine volle Handbreit über der Tischplatte, während sie selbst vollkommen reglos mitten in der Luft verharrte.
    So unglaublich und verstörend ein solcher Anblick sein mochte, er war nicht einmal das Schlimmste. Auf die Platte des Tisches war - allem Anschein nach mit Blut - ein magisches Symbol gezeichnet, das unter der Bezeichnung Huldigung bekannt war. Und über besagter Huldigung standen vollkommen reglose Linien in der Luft, die Nicci wie einen Vorhang umhüllten. Richard hatte bereits früher mehrere mit der Gabe Gesegnete Huldigungen zeichnen sehen, daher meinte er einigermaßen sicher zu wissen, was er vor sich hatte, aber noch nie hatte er etwas gesehen, was diesem frei schwebenden Labyrinth auch nur nahe gekommen wäre. Von vollendeter Komplexität, zusammengesetzt aus Linien leuchtend grünen Lichts, stand es gleich einer dreidimensionalen Bannform in der Luft.
    Und mitten in diesem feinen geometrischen Geflecht schwebte bewegungslos wie eine Statue Nicci. Ihre überaus feinen Gesichtszüge schienen zu Stein erstarrt, eine Hand war leicht angehoben. Die Finger ihrer anderen, an ihrer Seite ruhenden Hand waren gespreizt. Ihre Füße waren nicht, wie beim Stehen, in waagerechter Stellung, sondern schienen zu schlenkern, so als befände sie sich mitten im Sprung. Ihr blondes, langes Haar stand ebenfalls leicht ab, so als hätte es sich mitten in besagtem Sprung, unmittelbar vor ihrer erneuten Landung, ein Stück weit von ihrem Kopf entfernt - und sie wäre, genau in diesem Augenblick, in Stein verwandelt worden.
    Sie wirkte alles andere als lebendig.
    Es war ein unglaublich schöner und zugleich zutiefst verstörender Anblick. Nicci ähnelte nichts so sehr wie einer aus Fleisch und Licht bestehenden leblosen Statue. Stränge ihres blonden Haars, ja sogar einzelne Strähnen, standen in geschwungenen, sachten Bögen und Wellen regungslos in der Luft. Richard erwartete noch immer, dass sie ihren Sprung hinunter auf den Tisch jeden Augenblick endlich vollenden würde.
    Dann merkte er, dass er den Atem anhielt, und atmete endlich wieder aus.
    Wegen der ungeheuren Energie, die man für diesen offenkundigen und selbst für Richards ungeübtes Auge außerordentlichen Zauber aufgeboten hatte, knisterte die Luft im Saal munter und scheinbar im Einklang mit der

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