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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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weggelassen. »Eine Linie fehlt, und zwar eine wichtige.«
    »Eine wichtige«, wiederholte Ann im Tonfall erschöpften Verdrusses.
    Richard, dessen Erregtheit mit jedem Augenblick zunahm, wischte sich mit der Hand über den Mund. »Eine überaus wichtige.« Zedd seufzte. »Richard, wovon redest du überhaupt?« »Seht doch«, sagte Richard und wandte sich wieder zu ihnen herum, »es ist ein Emblem, ein Muster. Mit einem solchen Muster verhält es sich genau so wie mit einer Übersetzung aus einer anderen Sprache. In gewisser Weise ist es dasselbe, was ihr durch das Wirken eures Prüfnetzes zu verstehen versucht. Im Großen und Ganzen beschreibt diese Form ein Phänomen exakt so, wie eine mathematische Gleichung physikalische Eigenschaften beschreibt, etwa wie eine Gleichung, die das Verhältnis von Umfang und Radius eines Kreises ausdrückt. Emblematische Formen können auch eine Art Sprache sein, genau wie Mathematik eine Form von Sprache ist. Beide sind in der Lage, etwas über das Wesen der Dinge zu offenbaren.«
    Geduldig strich Zedd sich das Haar aus dem Gesicht. »Du betrachtest Embleme also als eine Form der Sprache?« »In gewisser Weise. Nimm zum Beispiel die Huldigung unter Nicci. Sie ist ein Emblem. Der äußere Kreis stellt den Beginn der Unterwelt dar, während der innere Kreis die Grenzen der Welt des Lebens beschreibt. Das Quadrat, das beide voneinander trennt, stellt den Schleier zwischen diesen Welten dar. In der Mitte befindet sich ein achteckiger Stern, der für das Licht des Schöpfers steht. Die acht Linien, die strahlenförmig von den Zacken des Sternes ausgehen und bis durch den äußeren Kreis stoßen, verkörpern die Gabe, die von der Schöpfung durch das gesamte Leben, schließlich durch den Schleier und weiter bis in den Tod reicht. Das gesamte Gebilde ist ein Emblem; wenn man es betrachtet, nimmt man es als eine zusammenhängende Idee wahr. Man könnte also sagen, dass man seine Sprache versteht.
    Wenn nun beim Wirken eines Bannes ein mit der Gabe Gesegneter eine Huldigung unsauber zeichnet - sich also der Sprache in unzulänglicher Weise bedient -, wird sie ihre beabsichtigte Wirkung verfehlen, ja, möglicherweise kommt es sogar zu Schwierigkeiten. Angenommen, du hättest eine Huldigung mit einem neunzackigen Stern vor dir, oder eine, der die Kreise fehlen, würdest du nicht auf der Stelle wissen, dass etwas nicht stimmt? Wenn das Quadrat, das den Schleier darstellt, unkorrekt gezeichnet wäre, könnte unter den entsprechenden Umständen dadurch theoretisch sogar der Schleier zerrissen werden und die beiden Welten einander durchdringen. Sie ist ein Emblem, mithin versteht man die Idee, für die es steht, denn man “weiß ganz einfach, wie sie aussehen sollte. Und wenn sie fehlerhaft gezeichnet ist, erkennt man sie als unkorrekt.« Als das Gleißen der Blitze flackernd zum Erliegen kam, verströmte der Raum im trüben Schein der Lampen plötzlich ein Gefühl von Verlassenheit. Von unten aus dem Tal rollte drohend dumpfes Donnergrollen herauf.
    Zedd, mittlerweile vollkommen regungslos verharrt, musterte Richard jetzt konzentrierter als zuvor das Überprüfungsnetz. »Auf diese Weise habe ich es noch nie so recht betrachtet, Richard, aber ich gebe zu, an deiner Sichtweise könnte etwas dran sein.« Nathan hob anerkennend eine Braue. »Das könnte es allerdings.« Ann seufzte. »Na ja, vielleicht.«
    Richard wandte sich von ihren verdrießlichen Mienen wieder den leuchtenden Linien zu. »Der Fehler«, sagte er und zeigte, »befindet sich genau hier.«
    Zedd reckte seinen Hals, um die Linien in Augenschein zu nehmen. »Nehmen wir einmal an, du hättest recht, einfach um des Argumentes willen. Was bedeutet es deiner Meinung nach?« Richards Herz pochte, als er erneut um den Tisch herumging, um die Linien flüchtig durch den gesamten Bann zu verfolgen. Er benutzte einen Finger, mit dem er die leuchtenden Linien gerade eben nicht berührte, um die Hauptwege nachzuzeichnen und das Muster, die Struktur der Form, in groben Zügen zu skizzieren. Das Ergebnis entsprach seinen Erwartungen. »Hier. Seht hierher, auf diese frisch geformte Struktur, die sich um diese älteren ursprünglichen Linien gebildet hat. Betrachtet den verworrenen Charakter dieser neuen Liniengruppe. Sie stellen eine Variable dar, obwohl alles an diesem Linienemblem eigentlich aus Konstanten bestehen sollte.«
    »Eine Variable …?« Zedd stammelte, so als hätte er, eben noch in Gedanken ganz bei Richards Argumentation,

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