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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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einer der faszinierendsten, weil facettenreichsten Forscher im viktorianischen England.
    Wallace durchstreifte die Tropenwälder der Erde – und er hat gemeinsam mit Charles Darwin das Denken der Welt verändert. Immerhin. Nach ihm sind viele Tierarten benannt, darunter Vögel und Flugfrösche; sogar ganze geographische Regionen der Erde und eine markante Faunengrenze tragen seinen Namen, aber auch Krater auf dem Mond und Mars. Zwar ist Wallace neben Darwin einer der wichtigsten Naturforscher des viktorianischen Zeitalters; doch ist er heute kaum noch allgemein bekannt. In Deutschland gab es bislang nicht einmal eine Biographie über ihn.
    Dabei bietet sein Leben fraglos Stoff genug. Es hat geradezu romanhafte Züge, ideal auch für eine Verfilmung. Zumal Alfred Russel Wallace um so vieles lebendiger wirkt als sein Landsmann und vierzehn Jahre ältere Zeitgenosse – jener bedächtige, abwägende und abwartende, beinahe ist man versucht zu sagen: vergleichsweise dröge Darwin. Gegen diesen kommt uns Wallace gleichsam vor wie ein Indiana Jones der Naturforschung, ein Ernest Hemingway der naturkundlichen Reisebeschreibung. Ohne dabei nur Draufgänger und Abenteurer gewesen zu sein; vielmehr überaus kundiger Amateur, als der er sich stets sah, und der dennoch Zugang zur wissenschaftlichen Elite Englands gewann. Einerseits also war das Leben dieses »selfmade« -Biologen höchst abwechslungsreich, geradezu abenteuerlich. Andererseits sind seine Person und sein Denken weitaus vielschichtiger und komplexer als bislang bekannt. Zugleich stecken beide, Person und Denken, voller Widersprüche, die bisher – kaum einmal offengelegt – auch nicht aufgelöst wurden.
    Wenn wir indes versuchen, Wallace zu verstehen, erfahren wir mehr über die vielfältigen Facetten und Implikationen jener Theorie von der Entstehung und Entwicklung der Arten und des Menschen, wie wir sie beim Blick allein auf Darwin vielleicht nie verstanden haben. Sind tatsächlich auch wir, Homo sapiens, ein Produkt der Evolution durch Selektion, einschließlich unseres Gehirns und unseres Geistes, wie Darwin feststellte? Oder gibt es neben der natürlichen Auslese noch eine Art höhere Instanz, wie Wallace annahm, der wie viele seiner Zeit vom Spiritualismus und Theismus überzeugt war, der also jenseits jeglicher Konfession an das Wirken eines Heiligen Geistes und an die Existenz eines Gottes glaubte?
    Wer war Wallace?
    Wallace ist einer der ganz Großen, aber auch ein lange Verkannter der Naturforschung. Einst machte er sich nicht nur durch seine vierjährige Feldforschung am Amazonas einen Namen; er reiste weitere acht Jahre kreuz und quer durch die Inselwelt des indo-australischen Archipels zwischen Malaysia und Neuguinea. Dass er diese wohl gewagteste und erfolgreichste Ein-Mann-Expedition bis ans Ende der damals zugänglichen Welt überlebte und dann bei guter Gesundheit mehr als 90 Jahre alt wurde, ist bis heute erstaunlich. Ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass er außer den weit mehr als einhunderttausend naturkundlichen Sammlungsstücken aus den Tropen von dieser Reise auch die zentrale Theorie der Naturforschung mit zurückbrachte. Fernab im indo-australischen Archipel hatte Wallace im Frühjahr des Jahres 1858 – und unabhängig von Charles Darwin – mit seherischer Intuition jenen Mechanismus entdeckt, der die Entstehung von neuen Arten möglich macht. Mit dem Prinzip einer natürlichen Auslese gelang ihm der entscheidende Durchbruch beim Wettlauf um die Entwicklung der Evolutionstheorie. Wenn überhaupt noch, so ist Wallace uns heute als Mitentdecker dieser Theorie in Erinnerung.
    Doch Wallace ist auch Begründer einer eigenen Wissenschaftsdisziplin, die derzeit eine Renaissance erlebt: die evolutionäre Biogeographie – das Studium der geographischen Verbreitung von Tieren und Pflanzen. Warum leben bestimmte Arten nur dort, wo sie leben, andere aber anderswo? Bei seiner Reise bis ans Ende des Archipels findet Wallace eine schlüssige Erklärung – und lüftet so ein weiteres großes Geheimnis der Biologie. Wallace war hochangesehener Käfersammler und Schmetterlingsfänger, Weltreisender auf der Suche nach bunten Insekten, Paradiesvögeln und dem Orang-Utan; er war zugleich ein scharfer Beobachter wie auch Theoretiker. Bis heute ist er der Mann, nach dem eine höchst interessante Faunenregion zwischen Asien und Australien (Wallacea) sowie eine markante biogeographische Trennlinie (Wallace-Linie) benannt sind.
    Als junger Mann war

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