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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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nur, daß er ein angesehener Nachrichtenkorrespondent war, häufig im Fernsehen, und daß er hier in England wohl eine gewisse Prominenz genoß. In Deutschland habe ich nichts von ihm mitbekommen.«
    »Obwohl er einige Zeit in Deutschland lebte und sich schon dort als Journalist einen Namen machte.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das war vor meiner Zeit.« »Er galt als besonderer Kenner der politischen Lage in Irland. Er hatte wohl recht gute IRA-Kontakte, und manche behaupten, diese Kontakte seien weiter gegangen, als es sich für einen Engländer gehört. Aber wer weiß das genau?«
    »Was mich wundert«, sagte Jessica, »ist, weshalb Sie jetzt erst ankommen. Soviel ich weiß, ist Patricias Großvater - also der Mann, von dem Sie behaupten, er sei Ihr Vater - vor zehn Jahren gestorben. Damals erbte sie Stanbury House. Warum haben Sie sich da nicht gleich gemeldet?«
    »Weil die Identität meines Vaters das große Geheimnis meiner Mutter war. Worunter ich sehr gelitten habe. Als kleiner Junge, aber besonders als Heranwachsender. Erst im vorletzten Sommer, als es mit ihr zu Ende ging, hat sie mir alles erzählt.«
    »Warum so spät?«
    Daraufhin hatte er von der Verletztheit seiner Mutter berichtet, von ihrem Gefühl, mit einem Makel behaftet zu sein, weil sich der Vater ihres Kindes nicht zu ihr bekannte.
    »Sie strich ihn aus ihrem Leben. Sie bestand nicht einmal darauf, daß er die Vaterschaft anerkannte. Sie nahm kein Geld von ihm. Es gab ihn einfach nicht mehr. Ich glaube, selten hat jemand einen Menschen so radikal aus seinem Leben gelöscht, wie es meine Mutter mit meinem Vater tat.«

    »Aber Sie fragten doch bestimmt nach ihm.«
    »Natürlich. Alle Kinder in meiner Umgebung hatten einen Vater, nur ich nicht. Sie erzählte mir, er sei noch vor meiner Geburt gestorben, tödlich verunglückt mit dem Auto, kurz bevor sie hätten heiraten können. Eine Weile nahm ich das hin …«
    »Aber Sie wurden älter …«
    Er nickte. »Ich wurde älter, kritischer und wißbegieriger. Ich wollte Fotos sehen. Ich sagte, es müsse doch ein Grab geben, das man besuchen könnte. Mein Vater müsse doch Verwandte gehabt haben, Eltern, Geschwister … Ich trieb sie immer mehr in die Enge. Irgendwann rückte sie mit der Wahrheit heraus. Jedenfalls so weit, wie sie mir reinen Wein einschenken wollte . Den Namen meines Vaters gab sie nicht preis.«
    »Sie hat Sie ganz ohne finanzielle Unterstützung großgezogen? «
    »So war sie. Kompromißlos. Wenn sie mit einem Menschen nichts zu tun haben wollte, dann wollte sie auch kein Geld von ihm nehmen. Sie war Lehrerin an einer Schule für behinderte Kinder. Sie verdiente nicht viel, aber wir kamen durch, und eigentlich …«, er sah jetzt nachdenklich und ein wenig traurig aus, »eigentlich hat es mir wirklich nie an etwas gefehlt.«
    »Nur an einem Vater«, sagte Jessica.
    »Ja.« Er verknotete wieder Grashalme. »Nur an einem Vater.«
    Barney hob den Kopf. Er meinte, er habe nun genug ausgeruht, und es sei Zeit, wieder ein wenig herumzutoben. Er hüpfte wie ein junges Fohlen durch das hohe Gras, verfolgte Fliegen, Bienen und Schmetterlinge und stolperte mehr als einmal über seine viel zu großen Pfoten. Er wirkte mit sich und seinem Dasein völlig einverstanden.
    »Wann ist Ihre Mutter gestorben?« fragte Jessica.
    »Im November vorvergangenen Jahres. Es fing vor drei Jahren mit Brustkrebs an und endete mit Metastasen in praktisch jedem Organ. So lange es ging, blieb sie zu Hause. Eine Nachbarin kümmerte sich um sie, ich schaute nach ihr, so oft ich konnte,
und ich muß sagen, daß sich auch Geraldine rührend bemühte …« Er bemerkte Jessicas fragenden Blick und fügte erklärend hinzu: »Meine Freundin. Wir sind seit etlichen Jahren zusammen. «
    Es mußten Dutzende von Grashalmen sein, die er verknotet hatte, doch er hörte nicht damit auf.
    »Na ja«, sagte er, »und gegen Ende ihres Lebens erzählte sie. Von meinem Vater und von seiner Geschichte. Ich war sehr überrascht, als ich hörte, daß es Kevin McGowan war. Seine Glanzzeit als politischer Kommentator im Fernsehen hatte er, als ich ein Teenager war und mich für Politik zu interessieren begann. In gewisser Weise … bin ich mit ihm aufgewachsen. Er hat mich geprägt. Mir leuchteten die Dinge ein, die er sagte, und mir gefiel die Art, wie er sie sagte. Und dann höre ich plötzlich, er ist mein Vater, und er ist ein Scheißkerl, der meine Mutter verletzt und gekränkt hat. Mit diesem Bild kam ich zunächst überhaupt

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