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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Streifzügen, damit im Falle eines Angriffs der andere noch sich davonstehlen und Alarm auslösen könne.
    Zuerst versuchte er Konya zu rekrutieren. Immerhin war ja Konya dabeigewesen, als er den ersten Behelmten erwischte. Und Konya begriff, von welcher Art der Feind war, mit dem sie es zu tun hatten.
    Doch zu Harruels tiefer Enttäuschung war Konya inzwischen schwer auf dieses widerwärtige Sucherzeug abgefahren, das Hresh sich ausgedacht hatte. Die ganze Zeit steckte er in den Ruinen der Stadt und stöberte nach nutzlosen und unverständlichen Gegenständen, anstatt zu exerzieren und sich zu stählen, wie es sich für den wahren Krieger gehört. Und er gab Harruel außerdem auch noch zu verstehen, daß er beabsichtige, das nicht zu ändern.
    »Wenn die Behelmten zurückkommen sollten, werden wir uns schon angemessen um sie kümmern. Kein Grund zu Besorgnis. Wir schicken einfach den Hresh los, und der zerschmettert sie mit seinem Zweiten Gesicht. Aber in der Zwischenzeit bergen wir erstaunliche Dinge aus den Ruinen.«
    »Ja, ihr bergt Schutt und Abfall«, sagte Harruel.
    Konya zuckte die Achseln. »Hresh meint, sie sind wertvoll. Er sagt, das sind die Schätze aus den Weissagungen, und sie werden uns helfen, die Welt zu beherrschen.«
    »Wenn wir von dem Volk der Behelmten niedergemetzelt werden, Konya, werden wir nichts weiter in Besitz nehmen als unser Grab. Komm mit mir und hilf mir, das Grenzland der Stadt zu bewachen, und gib dieses gimpelhafte Graben in nutzlosem närrischen Nichts auf!«
    Konya jedoch wollte ihm nicht nachgeben. Harruel dachte flüchtig daran, es ihm zu befehlen, als sein König, daß er ihn auf seinen Wachgängen begleite. Doch dann fiel ihm ein, daß er ja noch nicht König sei und – außer in seinem Hirn – über nichts und niemanden herrsche. Es wäre also vielleicht nicht gerade klug, Konyas Vasallentreue jetzt schon auf eine so schwere Probe zu stellen. Also mochte er ruhig weiter mit Hresh nach diesem Glitzerzeug und Unsinn herumscharren; er würde schon rechtzeitig wieder zur Vernunft zurückfinden.
    Der Jungkrieger Sachkor setzte Harruels Überredungskünsten weniger Widerstand entgegen. Das war ein seriöser und pflichtergebener Soldat, ganz ohne den Ehrgeiz, ein Sucher werden zu wollen. Und seit er das Kopulationsalter erreicht hatte – anscheinend hatte er ein Auge auf das Mädchen mit Namen Kreun geworfen –, spähte Sachkor nach einer Möglichkeit, wie er sich im Stamm auszeichnen könne, um Kreuns Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Verbindung mit Harruel war dazu möglicherweise der rechte Weg. Harruel hegte einige Zweifel an Sachkors Vollwertigkeit als Held, denn er war schlank und wirkte nicht übermäßig kräftig; doch immerhin war er schnellen Fußes und mochte sich als Melder nützlich machen.
    »Es halten sich Feinde in Verstecken in den Bergen auf«, erklärte Harruel ihm. »Sie haben rote Augen und auf dem Haupt häßliche Helme, und an einem dieser Tage werden sie herabsteigen und uns alle zu ermorden versuchen. Wir müssen darum beständig auf der Hut sein vor ihnen…«
    Also begleitete von da an Sachkor an jedem Morgen Harruel hinauf in das Bergland. Er wirkte überglücklich, weil er nun eine bedeutsame Aufgabe zu erfüllen hatte, und manchmal sprudelte er dermaßen vor Übermut über, daß er wild die bewaldeten Hänge in überschwenglich losschnellender Geschwindigkeit hinanpreschte. Harruel, der mächtiger und gewichtiger war und älter und bei weitem nicht so flink an den Füßen, fand dieses Betragen ärgerlich und befahl Sachkor, sich mehr in seiner Nähe zu halten. »Es wäre unklug«, sagte er, »wenn wir beide uns hier draußen voneinander trennten. Bei einem Angriff müssen wir einander beistehen.«
    Aber sie wurden niemals angegriffen. Sie sichteten einige seltsame Wildtiere, von denen aber nur wenige feindselige Absichten zu hegen schienen; vom Volk der Behelmten zeigte sich keiner. Dennoch zogen sie jeden Tag auf Spähgang aus. Harruel wurde des ständigen Gebrabbels von Sachkor mehr und mehr überdrüssig, denn dabei handelte es sich vorwiegend um die unentwegte Lobpreisung des dichten dunklen Fells der Jungmaid Kreun und ihrer langen zierlichen Beine. Doch Harruel riß sich zusammen, indem er sich sagte, daß ein Krieger bereit sein müsse jegliche erdenkliche Art Unbill zu ertragen.
    Es gelang Harruel, unter den beschäftigungslosen Jungkriegern ein paar weitere Rekruten zu gewinnen: Salaman und Thhrouk. Nittin, der gar kein Krieger war,

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