Am Ende des Winters
Namen des Samnibolon, was Harruel ganz und gar nicht gefiel, denn Samnibolon war der Name des früheren Kopulationspartners der Minbain gewesen, Hreshs leiblichen Vaters. In gewisser Weise kam Harruel sich betrogen und geleimt vor, daß dieser Name in Verbindung mit seinem eigenen leiblichen Sohn ins Stammesregister zurückkehren sollte.
Und Hresh ist es, der mir dies angetan hat, dachte er grimmig.
Jedoch, der Alte Mann des Stammes hatte den Namen in Gegenwart der Eltern ausgesprochen und vor der Opferfrau, also war dieser Name nicht rückgängig zu machen. Samnibolon-Sohn-des-Harruel, so würde es von nun an heißen. Aber den Göttern sei gedankt, es war nur der Geburtsname. Der Knabe würde sich, wenn in neun Jahren sein Benamungstag kam, selbst seinen Dauernamen wählen, und Harruel wollte es sich gewißlich zur Aufgabe machen, daß der Name ein anderer sein sollte. Dennoch, neun Jahre, das war eine lange Zeit, wenn du deinen Erstgeborenen bei einem Namen rufen mußt, der dir im Mund wie eine vorwurfsvolle Bitternis aufquillt. Harruel gelobte sich insgeheim, daß er Hresh dies eines Tages auf irgendeine Weise heimzahlen werde.
Es war eine schwere Zeit für Harruel: Mond über Mond in friedlicher Folge – und dann, ein Sohn geboren, und er bekommt einen widerwärtigen Taufnamen. Grämlicher Ärger kochte brodelnd in Harruels Herzen. Nicht lange würde es währen, bis das Gift im Kessel überkochte.
* * *
Es ergaben sich kaum triumphale Erfolge, aber viele Mißgeschicke im Verlaufe der Bemühungen Hreshs, die Fundsachen zu begreifen, die er in den Ruinen Vengiboneezas ausgegraben hatte.
Die Leute der Großen Welt – oder die Mechanischen, die für sie als Handwerker und Instrumentenbauer gearbeitet hatten – waren offenbar bestrebt gewesen, ihre Geräte und Apparaturen für die Ewigkeit zu bauen. Manche von diesen waren einfache Konstruktionen, verschiedenfarbige Metallstreifen in raffinierten Mustern angeordnet. Es gab nur wenige Anzeichen von Rost oder andere Abnutzungs- und Zerfallsmerkmale. Oft waren kostbare Steine eingelagert, die anscheinend Teile der Mechanik und nicht pure Schmuckstücke waren.
Manchmal bereitete es überhaupt keine Schwierigkeit, die Apparate zum Funktionieren zu bringen. Einige wenige besaßen kompliziert angeordnete Druckpunkte und Hebel, doch die meisten hatten nur allersimpelste Kontrollpaneele, wenn überhaupt. Wie aber sollte man wissen, welche Funktion eine Schaltung zu erfüllen hatte? Oder welche Katastrophe man auslösen könnte, wenn man sie auf falsche Weise betätigte?
Die anfänglichen Experimente, die Hresh durchführte, endeten in der Mehrzahl mit kleineren Katastrophen und selten erfolgreich. Da war etwa dieses Instrument – nicht länger als sein Arm –, das sofort nachdem er einen kupfernen Knubbel an seiner Schauze berührt hatte, damit begann, ein Netz zu weben. Mit märchenhafter Geschwindigkeit spuckte es feine klebrige, fast unzerreißbare Fäden aus seiner Schnauze und schoß sie in wilden Schleifen dreißig Schritt weit umher. Sobald er sah, was passierte, ließ Hresh zwar den Kontrollknopf los, aber inzwischen hatte er Sinistine, Praheurt und Haniman in einem festen Netz dieses Stoffes gefangen. Es dauerte Stunden, bis man sie wieder daraus losgeschnitten hatte, und Tage, ehe ihr Fell wieder völlig sauber war.
Ein anderer Apparat, den er zum Glück fern von Leuten und draußen im Tempelhof ausprobierte, schien Erde in Luft verwandeln zu können. Mit einem raschen Feuerstoß schnitt Hresh eine Grube aus dem Grund, die hundert Schritt breit und fünfzehn Schritt tief war, und es blieb nichts übrig von dem, was sich da zuvor befunden hatte – außer einem schwachen Brandgeruch. Vielleicht hatte der Apparat dazu gedient, Gelände zu roden, oder vielleicht war es eine Waffe. Voll Abscheu versteckte Hresh das Ding, wo es wohl kaum jemand je wieder würde finden können.
Eine lange schmale Schachtel mit kantigen Auswüchsen längs der Flanken entpuppte sich als Brückenbaumaschine. In den fünf Minuten, ehe es Hresh in verzweifeltem Bemühen gelang, das Ding abzuschalten, erbaute die Maschine eine bizarre Schwebebrücke vom Nichts ins Nichts, die mitten in der Luft endete, aber eine ganze Hauptstraße der Stadt ausfüllte. Als Baumaterial verwendete das Ding eine steinähnliche Substanz, die es – anscheinend – aus dem Nichts heraus produzierte. Eine ähnlich aussehende Maschine erwies sich als Mauernbauer: Mit dem gleichen aberwitzigen Eifer
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