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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wie die Brückenbauerin begann sie auf Knopfdruck, willkürlich in der Straße hohe Wände zu errichten. Hresh griff auf seine Grabmaschine zurück, um die Brücke und die Wände wieder zu beseitigen; doch trotz aller Behutsamkeit eliminierte er gleichzeitig auch drei Häuser der Avenue. Er hoffte, daß sie ohne Bedeutung gewesen sein mochten.
    Und dann gab es da Gerätschaften, die überhaupt nicht zum Funktionieren bewegt werden konnten – und das waren leider die meisten –, und dann die anderen, die so gemein und hinterhältig und fragwürdig aussahen, daß es ihm als überstürzt erschienen wäre, sie jetzt schon überhaupt auszuprobieren. Diese legte Hresh beiseite, bis zu dem Tag, an dem er vielleicht etwas genauer wissen würde, was er tat.
    Und dann gab es die Apparate, die bereitwillig einmal funktionierten und sich danach selbst zerstörten. Diesen Typ fand er von allen am widerwärtigsten und ärgerlichsten.
    Ein solches Ding baute eine Sternkarte auf: eine weiche dunkle Kugel, vielleicht dreimal von der Länge eines Mannsleibes. Und auf ihrer Oberfläche waren sämtliche Himmelssterne in funkelnder Pracht aufgezeichnet. Während man sie noch ansah, bewegten sie sich; und wenn man mit einem Lichtspeer, der aus dem Apparat kam, auf einen der Sterne zeigte, ertönte eine Stimme und gab einen einzigen feierlichen Laut von sich, den Hresh für den Namen des betreffenden Sternes in der Sprache der Großen Welt hielt. Staunend und ehrfürchtig starrte er die Maschine an. Doch fünf Minuten später stiegen sich kräuselnde Rauchfäden von ihr auf, und die funkelnde Heerschar der Sterne verschwand von einem Augenblick zum andern, und Hresh saß da und empfand einen atembeklemmenden Schmerz wie bei einem unabänderlichen Verlust. Nie wieder gelang es ihm, diesen Apparat zur Funktion zu erwecken.
    Ein anderes Gerät spielte Musik: eine tumultartige, das Firmament erfüllende Musik voller dumpfer klirrender Melodien, die jedermann im Stamm zusammenlaufen ließ, als wären die Götter über Vengiboneeza hereingebrochen und spielten im Wettstreit auf ihren Instrumenten. Auch dieses Gerät gab, kurz nachdem es zu funktionieren begonnen hatte, rauchend seinen Geist auf.
    Ferner gab es ein Gerät, das mit Lettern aus goldenem Feuer eine unverständliche Botschaft in den Himmel schrieb. Sekunden darauf verröchelte die Maschine mit einem traurigen leisen Seufzer, und der Wind verwehte die merkwürdig kantige wilde Schrift.
    »Wir zerstören viel und lernen dabei nur wenig Wissenswertes«, sagte Hresh bedrückt zu Taniane eines Tages, als drei solche Katastrophen sich ereigneten. Doch Vengiboneeza erwies sich als unglaublich reich bestücktes Lagerhaus für Kunstwerke und Relikte aus der Großen Welt. Nahezu Tag für Tag brachten die Sucher neue Schätze heran. Es war eine Schande und ein Jammer, auch nur einen davon sinnlos zu verschwenden, das wußte Hresh. Jedoch vielleicht gehörte eine gewisse Zerstörung unvermeidlich zum Lernprozeß. Er mußte einfach mit seinen Experimenten fortfahren – ungeachtet der Verluste und der Risiken. Es war seine Aufgabe. Und das Schicksal des Stammes stand auf dem Spiel. Und möglicherweise sein ganz persönliches Geschick gleichfalls: denn er war an seinen Platz gestellt, nicht bloßes merkwürdiges Spielzeug zu entdecken, sondern die Geheimnisse, vermittels derer sein Volk über die Erde herrschen sollte.
     
    * * *
    Die warme feuchte Jahreszeit kehrte wieder. Dies war der Winter, und als die kühlen östlichen Winde sich legten und die schweren Regenfälle begannen, machte Torlyri sich auf, um das Winter-Opfer darzubringen. Tag um Tag hing die Sonne tief am Himmel, weswegen Hresh diese Jahreszeit ‚Winter’ genannt hatte; doch Torlyri kam dies seltsam vor, denn die Witterung war doch so mild. Winter, das sollte doch eigentlich die kalte Jahreszeit sein. Sie hatten sie doch »Winter« genannt, diese bitterböse gerade zu Ende gegangene Zeit, den Langen Winter der Welt, in dem alles erstarrte und alles Lebendige hatte fliehen und Schutz suchen müssen.
    Doch Torlyri begriff mehr und mehr, daß ein Unterschied bestand zwischen dem Langen Winter und einem ganz gewöhnlichen Winter. Es gab also Große Zyklen und kleinere. Der Lange Winter war die dunkle Weltkatastrophe gewesen, bewirkt von den stürzenden Todessternen, deren Staub und Rauch am Himmel die Strahlen der Sonne fernhielt, so daß eine grausame Kälte sich über die Welt senkte; aber dies war ein Ereignis der Großzyklen

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