Am Ende des Winters
und Blütenpflanzen, den Boldirinthe und Galihine und ein paar andere so eifrig pflegten, und vorbei an dem schimmernden Teich aus rosa Strahlung, der einst die Lust der Saphiräugigen gewesen war. Keiner sprach ein Wort. Sie blickten fest geradeaus. Torlyri hatte das Gefühl, aus dem Augenwinkel kurz Hresh zu sehen. Konya, Taniane, ja vielleicht sogar Koshmar, während sie so dahinschritten. Doch keiner rief sie an, und sie bewegte den Kopf nicht, um jemanden genauer zu erkennen.
Jenseits des Gartens der Frauen und des Lichterteichs der Saphiräugigen befand sich ein weiterer Garten, ein verwilderter, ungepflegter, wo über einem dichten Teppich von bläulichem Moos Schlingreben und krummästige Bäume und fremdartige prallbäuchige, schwarzblättrige Gesträuche in aberwitziger Üppigkeit wuchsen. Hierhin setzte Torlyri den Fuß, und Lakkamai ging neben ihr, doch nun etwas näher. Noch immer sagte keiner ein Wort. Sie gingen vielleicht zwei Dutzend Schritte weiter, bis sie an eine Stelle kamen, wo das Unterholz sich lichtete und fast eine Art Laubhütte bildete. Hier wandte sich Torlyri lächelnd Lakkamai zu; und er legte ihr die Hände auf die Schultern, wie um sie mit sich auf das Moos herabzuziehen, aber da war kein Ziehen nötig. Wie ein Leib sanken sie zu Boden.
Sie hätte nicht sagen können, ob er in sie eindrang oder ob sie sich hüllend um ihn schmiegte; jedenfalls preßten sie sich plötzlich dicht gegeneinander, und ihre Leiber vereinten sich. Das Moos unter ihnen gab ein leises Seufzen von sich. Es war sattgetränkt von den vielen Regentagen, und Torlyri stellte sich vor, daß durch ihrer beider Bewegungen das Wasser in die kleine flache Mulde gepreßt werde, in der sie lagen, so daß sich um sie herum allmählich ein kleiner Teich bildete. Ihr sollte es lieb sein. Mit Wonne wollte sie in diese weiche Wärme tauchen.
Lakkamai bewegte sich in ihr. Und sie klammerte sich an ihn und krallte sich in die kantigen Muskeln unter dem dicken Fell auf seinem Rücken.
Es war nicht ganz so wie in ihrem Traum. Aber es war auch ganz und gar nicht so, wie sie es von Samnibolon und Binigav und Moarn in Erinnerung hatte. Die Verschmelzung, die Vereinigung war bei weitem nicht so tief oder erfüllend wie beim Tvinnr – und wie hätte dies auch möglich sein sollen? –, doch war sie viel tiefer, als sie dies jemals von einer Kopulation vermutet hätte. Während sie Lakkamai fest umschlungen hielt, dachte Torlyri voll Verwunderung, daß dies hier weit über eine Kopulation hinausreichte: es war wohl wirklich so, wie ein Verschmelzen sein muß. Und in diesem Augenblick erstaunter Bewußtwerdung erhob sich eine schrille Stimme in ihrem Innern, die fragte: Was habe ich getan? Was wird Koshmar dazu sagen?
Torlyri ließ die Frage unbeantwortet, und sie wiederholte sich nicht. Sie verlor sich in der wundersamen Stille, welche die Seele Lakkamais war. Nach einiger Zeit machte sie sich von ihm frei, und dann lagen sie ein Stückchen auseinander, und nur ihre Fingerspitzen berührten sich.
Sie dachte daran, ihn mit der Spitze ihres Sensororgans zu streicheln, aber nein, nein, das wäre dem Tvinnr zu ähnlich gewesen. Nein, es wäre ein Tvinnr gewesen. Und ihr Tvinnr-Partner war Koshmar, nicht Lakkamai. Aber Lakkamai war ihr Kopulationspartner.
Torlyri wälzte diese Gedanken im Kopf herum. Wieder und wieder.
Lakkamai ist mein Kopulationspartner. Lakkamai ist mein Mann.
Sie war zweiunddreißig und seit einem Dutzend Jahren die Opferpriesterin des Stammes, und nun hatte sie plötzlich nach solch langer Zeit einen Mann und Kopulationspartner. Wie merkwürdig! Wie äußerst merkwürdig!
An einem kühlen klaren Wintertag, als der letzte Sturm seine Wut gen Osten ausgetobt hatte und der nächste noch nicht von der westlichen See herangefegt kam, machte Hresh sich erneut auf, um das häßliche abstoßende Gebäude, das er ‚die Zitadelle’ getauft hatte, zu erforschen. Der Vorschlag stammte von Taniane, und sie begleitete ihn. Seit kurzem hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht und war auf viele seiner Exkursionen mitgegangen. Koshmar schien derzeit nichts dagegen zu haben, wenn er ohne einen Krieger zu seinem Schutz in den Ruinen umherstreifte. Und Hresh hatte Tanianes Beitritt zu der Gruppe der Sucher rasch schätzen gelernt. Zwar war immer noch etwas an ihr, das ihm Unbehagen bereitete und ihn verunsicherte, wenn er zu dicht in ihrer Nähe weilte, doch zugleich spürte er ein merkwürdig albernes Vergnügen, wenn er mit
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