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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sie das Gesicht fest an Sachkors schmale Brust preßte. »Sie haben gesagt, du bist irgendwie einfach aus der Stadt verschwunden, oder im Berg abgestürzt, und du würdest nie, nie wiederkommen. Aber ich hab es gewußt, daß du zurückkommst, Sachkor! Und jetzt bist du zurückgekommen!«
    »Kreun – ach, Kreun, wie hast du mir gefehlt!«
    Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an, ganz hingebungsvolle Anbetung. Harruel, der dies mitansehen mußte, fand es ekelhaft und albern. »Ist es wahr, daß du die Behelmten gefunden und hierher geführt hast, Sachkor?« fragte sie.
    »Ja, ich hab sie gefunden. Ich hab auch mit ihnen reden gelernt. Und ich hab sie geführt und…«
    »Das alles ist ja sehr rührend«, mischte Harruel sich ein. »Aber im Augenblick müssen wir uns um wichtige Stammesangelegenheiten kümmern. Also verzieh dich, Mädchen. Dieses ganze Gebabbel kostet uns nur Zeit.«
    »Du!« schrie Kreun und wirbelte herum, ohne dabei aber Sachkor loszulassen.
    »Was ist denn?« fragte Sachkor, als das Mädchen bebend zu weinen begann. »Was bekümmert dich denn so, Kreun?«
    »Harruel… Harruel…«, schluchzte sie.
    »Was ist mit Harruel?«
    Sie schauderte zusammen. Ihre Zähne schnatterten, und ihre Worte kamen verquollen und undeutlich von ihren Lippen. »Er… er… Harruel… droben auf dem Bergpfad… er hat… er hat mich…«
    »Das Mädchen hat den Verstand verloren«, rief Harruel ärgerlich und versuchte Kreun fortzuscheuchen.
    Nun trat Koshmar näher, und auch Torlyri, und beide sahen beunruhigt aus. Harruel verspürte Zorn, und dahinter eine tiefe schneidende Scham. Das Ganze entwickelte sich zu einer Katastrophe. Wider sein Wollen tauchte in seiner Seele das Bild Kreuns auf, wie sie damals mit dem Gesicht auf der regenfeuchten Erde gelegen hatte, den Hintern nach oben, sein Glied tief in ihrem Leib, wie sie sich aufgeilend in seinem Griff gewunden, wie ihr Sensororgan wild umhergepeitscht hatte…
    Krieger nehmen Frauen nicht mit Gewalt, sagte Harruel zu sich. Ein Krieger sollte es nicht nötig haben, einer Frau Gewalt anzutun.
    Ich werde alles abstreiten, dachte er.
    Es war nicht ich, der so etwas getan hat, es war irgendein Dämon in mir, der es tat.
    »Was ist das alles? Worum geht es?« fragte Koshmar in wütendem Zorn.
    »Ja, Kind, sag es uns«, sprach Torlyri auf ihre sanftere Art. »Was willst du uns sagen? Was hat Harruel da getan, dort auf dem Bergpfad?«
    »Mich niedergeworfen«, sagte Kreun fast flüsternd. »Auf die Erde geworfen. Und sich auf mich gestürzt und mich…«
    »Nein!« brüllte Harruel. »Lügen! Nichts als Lügen!«
    Alle starrten ihn nun an, sogar die Behelmten.
    »Hat mich festgehalten«, flüsterte Kreun, »Mich mit Gewalt genommen.«
    Sie wandte sich schaudernd ab und verdeckte das Gesicht mit den Armen.
    Sachkor sprang vor, funkelte Harruel von unten an, packte ihn grob am Arm, bestand darauf zu erfahren, was an jenem Tag zwischen ihm und Kreun geschehen sei. Für Harruel war er wie ein ärgerliches kleines kläffendes Tier oder vielleicht auch wie ein summendes Dschungelinsekt. Harruel schlug ihn ganz beiläufig und mühelos beiseite, wie man es mit einem ärgerlichen Insekt so macht. Sachkor landete heftig flach auf der Erde und lag einen Augenblick lang benommen im Staub. Dann setzte er sich auf, war wie betäubt, schien aber Kraft für einen neuen Angriff zu sammeln. Harruel schüttelte drohend den Speer gegen ihn, als Warnung, daß Sachkor ihn nicht weiter ärgern solle.
    »Schluß mit dem Zwist!« schrie Koshmar. »Senk deinen Speer, Harruel!«
    »Das werde ich nicht. Sieh doch, er schickt sich an, erneut loszuspringen!«
    Und wirklich hatte Sachkor sich halb aufgerichtet und kniete nun blinzelnd und in sich hineinmurmelnd da. Harruel nahm Kampfhaltung an und machte sich auf den Ansprang bereit.
    Koshmar sagte zornig: »Halte dich im Zaum, Sachkor! Und du, Harruel, runter mit dem Speer, oder ich lasse ihn dir wegnehmen!«
    Sachkor blieb entschlossen zum Kampf. Kauernd sagte er: »Also, was ist die Wahrheit, Harruel? Hast du Kreun wirklich Gewalt angetan?«
    »Ich hab ihr überhaupt nichts getan.«
    »Er lügt!« rief Kreun.
    Ergrimmt sagte Koshmar: »Genug davon! Wir haben Gäste bei uns. Diese Angelegenheit fordert einen Richtspruch, aber zu einer anderen Zeit. Kreun, zurück in die Siedlung! Orbin, Konya bringt Harruel weg, bis er sich beruhigt hat. Wir werden heute abend diese Sache untersuchen.«
    »Ich will die Wahrheit darüber wissen«, sagte

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