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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihn beinahe um; es war, als stünde er in einem Sturmwind, der die Bäume samt ihren Wurzeln aus dem Erdboden riß.
    »Die Herrschaft der Weiber ist vorbei«, sagte Harruel. »Denn vom heutigen Tage an bin ich König.«
    Ruhig gab Koshmar Konya, Staip und Orbin ein Zeichen.
    »Umzingelt ihn!« befahl sie. »Ergreift ihn! Er hat den Verstand verloren, und wir müssen ihn vor ihm selbst schützen.«
    »Keiner komme mir nahe!« sagte Harruel. »Wage niemand es, mich zu berühren!«
    »Du magst ja vielleicht König sein«, sagte Koshmar, »doch in dieser Stadt bin ich Häuptling und Führerin. Und der Häuptling befiehlt: Packt ihn!«
    Harruel drehte sich um und blitzte Konya kalt an, der völlig bewegungslos blieb. Dann schaute Harruel Staip und Orbin an. Und auch sie rührten sich nicht.
    Und dann wandte er sich wieder Koshmar zu.
    »Du kannst von mir aus Häuptling sein, soviel du willst, Koshmar«, sagte er mit dunkler ruhiger Stimme. »Die Stadt gehört dir. Oder vielmehr, sie gehört jetzt dem Volk der Behelmten. Ich werde mich hinwegbegeben von hier und damit künftig dir keinen Anlaß zu Besorgnis bieten.«
    Er ließ seine Blicke schweifen. Unterdes hatte sich der ganze Stamm eingefunden und stand wartend da. Auch die Frauen mit den Kindern, die sich im Tempel verbarrikadiert hatten, als die Kunde von den Eindringlingen kam, waren herzugeeilt. Harruels schwerer düsterer Blick heftete sich bald auf diesen, bald auf jenen. Hresh fühlte, wie dieser schwarze, bedrohliche Blick sich auf ihn senkte, und, unfähig, ihm zu begegnen, richtete er seine Augen zu Boden.
    Harruel sprach: »Wer will mit mir ziehen? Diese Stadt hier bedeutet Krankheit und Übel, und darum müssen wir aus ihr fortziehen! Wer unter euch will mit mir an der Gründung eines großen Königreiches, weit weg von hier, mitwirken? Du, Konya? Du, Staip? Du? Und du? Und du?«
    Noch immer standen alle starr und stumm. Das Schweigen war schrecklich.
    »Warum sollten wir uns noch länger in dieser Totenstadt zusammenkauern? Ihre Tage des Ruhms sind seit langem dahin! So seht doch, der stinkende Kot der Tiere unserer Feinde häuft sich bereits auf dem Boulevard. Und dabei wird es nicht bleiben. Diese Stadt wird im Mist der Fremden begraben werden. Tretet hier herüber, ihr, denen die Weiberherrschaft ein Ärgernis geworden ist! Kommt auf meine Seite, ihr, die ihr euch nach Land sehnt, nach Reichtum und Ruhm! Wer hält zu Harruel und zieht mit ihm? Wer? Wer?«
    »Ich ziehe mit dir«, sagte Konya mit rauher, brüchiger Stimme. »Wie ich vor langem mich verschworen habe.«
    Hresh hörte, wie Koshmar heftig einatmete.
    Konya schaute hinüber zur anderen Seite des Kreises von Stammesangehörigen, wo Galihine stand, seine Zuchtpartnerin. Ihr Leib zeigte die Schwellung eines heranreifenden Ungeborenen. Nach kurzem Zögern schritt sie mitten durch den Kreis und stellte sich an Konyas Seite.
    »Wer noch?« fragte Harruel.
    »Das ist der reine Wahnsinn«, sagte Koshmar. »Fern von der Stadt werdet ihr zugrundegehen. Ohne Häuptling und Führerin werden euch die Götter mit Abscheu strafen, und ihr werdet vernichtet werden.«
    »Wer sonst will noch mit mir ziehen?« fragte Harruel.
    »Ich«, sprach Nittin. »Und Nettin mit mir.«
    Nettin sah ziemlich verdattert drein, als hätte er ihr einen Schlag mit einer Keule versetzt. Dennoch schritt sie gehorsam durch den Kreis zu ihrem Mann hinüber. Ihren Säugling, Tramassilu hielt sie fest mit beiden Armen umfangen.
     Harruel nickte.
    »Ich komme mit«, sagte Salaman überraschend. Weiawala folgte ihm, ebenso der Jungkrieger Bruikkos, und, nach einem kurzen Zögern, auch das Mädchen Thaloin, die vor zwei Tagen erst dem Bruikkos als feste Gefährtin anverlobt worden war. Hresh fühlte, wie sich in seinem Herzen eine schauerliche Kälte ausbreitete. Er hatte nicht damit gerechnet, daß irgendeiner vom Stamm es in Erwägung ziehen könnte, Harruel Gefolgschaft zu leisten; aber was jetzt geschah, war eine Katastrophe! Der Stamm brach auseinander!
    »Auch ich gehe mit dir«, sagte Lakkamai.
    Torlyri stieß sogleich einen leisen, halberstickten Schrei aus. Sie biß sich auf die Lippe, trat beiseite und wandte das Gesicht ab, jedoch nicht so schnell, daß Hresh den Ausdruck der Bestürzung drauf nicht hätte sehen können. Auch Koshmar sah bedrückt und betroffen aus; und Hresh erkannte, wie sehr dieser Ausdruck von Furcht geprägt war, denn Koshmar mußte es ja mit Entsetzen erfüllen, daß Torlyri womöglich mit Lakkamai gehen

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