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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wieder und immer wieder ablösend.
    Und mit diesen Empfindungswahrnehmungen überkam ihn ein tiefes Entsetzen und Angst, und er stürzte davon zu Boden, und bebend lag er auf dem Bauch da und grub die Finger tief in den üppigen lehmigen Grund, wie um sich dort festzuklammern.
    Etwas kommt von dort auf uns zu, etwas Furchtbares. Doch was? Was? Er hatte die Botschaft unter ein helleres Licht gehalten, doch das Licht war noch immer nicht hell genug. Er jedoch glühte nun von erfinderischen Einfallen. Das Tvinnr allein hatte ihm nicht ausreichende Deutlichkeit seiner Vision verschaffen können; das Zweite Gesicht ebenfalls nicht, obschon dabei die Wahrnehmung vertieft gewesen war. Doch wenn er Tvinnr und Zweites Gesicht verband und gleichzeitig einsetzen würde…
    Sofort war Salaman wieder auf den Beinen und rannte den Kraterhang hinab und in die Stadt zurück. Bei seiner wilden überstürzten Talfahrt löste er allerart kleineres Geröll und sogar größere Brocken vom Grund, so daß ihn eine Minilawine begleitete und er sich mehrfach die Knöchel überanstrengte; wovon er sich allerdings nur kurz aufhalten ließ. Ihm war bewußt, daß eine Art Wahnsinn ihn befallen hatte, daß die Glut der Götter in ihn eingedrungen war.
    »Weiawala!« brüllte er, als er die Mitte ihrer kleinen Stadt erreicht hatte. »Weiawala! Wo bist du? Weiawala!«
    Sie trat aus dem Haus von Bruikkos und Thaloin und schaute sich stirnrunzelnd um. Als sie ihn erblickte, bedeckte sie den Mund mit der Hand.
    »Was ist denn dir geschehen, Salaman? So wie jetzt habe ich dich ja noch nie gesehen! Du bist ja vollkommen schweißnaß – und überall voller Dreck…«
    »Das spielt jetzt keine Rolle.« Er packte sie am Handgelenk. »Komm! Komm mit mir!«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Komm! Rauf zum Hochstand!«
    Und er begann sie fortzuzerren. Jetzt trat Thaloin aus dem Haus, blinzelte gegen die Sonne und betrachtete erstaunt die Szene, die sich da vor ihr abspielte. Ihr Anblick gab Salaman die Inspiration zu einem Experiment. Wenn ein Tvinnr-Partner eine Mentaltransmission aus weiter Ferne verstärken konnte, dann wäre es vielleicht möglich, daß zwei eine weit größere Aufnahmekapazität ergeben würden. Und mit raschem Griff packte er auch Thaloin und begann beide Frauen zum Kraterpfad zu zerren.
    »Laß doch los, du!« rief Thaloin. »Was hast du denn…?«
    Thaloin fest im Griff der einen, Weiawala in dem der andern Hand, schleppte er sie hinter sich her. Das Lärmen und wütende Gezeter zog Zuschauer an – Lakkamai, Minbain, das Kind Samnibolon –, die einander verwirrte Blicke zuwarfen. Als Salaman am Königlichen Palast vorbeikam, trat Harruel aus der Hintertür, brütend, mißgelaunt und mit düsterem Gesicht, schwankend und taumelnd, im Elendsstadium, kurz vor dem Schwinden seiner Trunkenheit. Er wies auf Salaman und lachte heiser und verquollen.
    »Zwei auf einmal, Salaman? Zwei? Nur ein König hat das Recht auf zwei Weiber gleichzeitig! Also – gib mir mal die… gib mir die da…«
    Harruel grapschte nach Weiawala. Fluchend rammte ihm Salaman die Schulter gegen die Brust. Harruel riß die Augen weit auf. Verdutzt schrie er auf und taumelte mit wirbelnden Armen rückwärts, dem Rand des Salamanischen Grabens zu. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte hinein. Salaman blickte sich nicht nach ihm um. Er packte nur Weiawala und Thaloin fester und zog sie mit sich fort, hinauf und immer höher den steinigen Pfad zum Kraterrand hinan. Er wußte, daß er für die zwei Frauen zu rasch voraneilte: sie stolperten und rutschten und fielen immer wieder hin, aber er zerrte sie weiter und schleppte sie immer höher hinauf. Thaloin war viel kürzer als Weiawala und konnte kaum Schritt halten, doch er legte immer wieder eine kleine Pause ein und half ihr weiter. Die Frauen leisteten keinen Widerstand. Wahrscheinlich waren sie zu der Überzeugung gelangt, sie seien einem Verrückten in die Hände geraten und es wäre für sie am sichersten, wenn sie auf seine Wünsche eingingen.
    Als sie am Hochstand angelangt waren, warf Salaman sie an der Auslugstelle zu Boden und warf sich dann neben sie. Alle drei lagen so eine Weile keuchend, pfeifend und nach Luft ringend da.
    »Und jetzt werden wir tvinnern«, sagte Salaman schließlich.
     Weiawala glotzte erstaunt. »Du – und ich – und Thaloin – sollen tvinnern?«
    »Ja, alle drei zusammen.«
    Thaloin stieß ein Wimmern aus. Salaman funkelte sie an.
    »Alle drei!« sagte er noch einmal, drängend

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