Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
wissen?«
    »Durch eine Vision, die mir wurde, als ich eine Maschine benutzte, die ich in Vengiboneeza fand und die mir die Große Welt zeigte. Sie ließ mich sehen die Saphiräugigen und Vegetalischen und alle die übrigen Rassen. Und sie zeigte mir auch die Menschlichen – die Menschen, wie sie hier durch eben diese Straßen schritten… und sie sahen genauso aus wie unser Träumeträumer, der Ryyig hieß.«
    »Wenn dem so ist, dann verstehe ich nun viele Dinge, die mir bisher unerklärlich waren«, sagte Noum om Beng.
    Dies aber verblüffte Hresh, daß er es sein sollte, dem Noum om Beng Wissen zu vermitteln, und nicht umgekehrt. Jedoch, er blieb weiterhin verwirrt und saß stumm und zitternd da.
    Noum om Beng sprach: »Hüte deinen Stein gut, Junge! Wenn du in Gefahr gerätst, verschlucke ihn. Er ist unendlich wichtig. Wir mußten doppelt so schwer ringen, wenn nicht mehr, um unsere Größe zu erlangen, weil wir mit unserem Stein sorglos umgingen.«
    »Aber was ist der Barak Dayir dann? Ich vernahm, er sei etwas, das in den Sternen gemacht wurde.«
    »Nein. Er ist ein Menschending«, sagte Noum om Beng. »Mehr kann ich dir dazu nicht sagen. Etwas, viel älter als sogar die Große Welt. Ein Ding, das die Menschen gemacht haben, so erkenne ich nunmehr, und das sie uns schenkten, damit wir es auf vielfältige Art benutzen. Aber, auf welche Art, das habe ich niemals herausgefunden, und du beginnst gerade erst, dies herauszufinden zu versuchen.«
    Hresh griff nach dem Amulett des Thaggoran an seinem Hals, denn er fühlte sich von gewaltiger Spannung und Furcht bedrückt. Doch dann erinnerte er sich, daß er den Talisman ja Koshmar geschenkt hatte, damit sie leichter durch ihre Sterbesrunden gleiten möge.
    Er sagte: »Ach, Vater, ich wünschte, wir würden nicht so früh aus Vengiboneeza fortziehen.«
    »Warum? Die Welt steht wartend für euch offen.«
    »Ich möchte aber hierbleiben, bei dir, und ich möchte alles von dir lernen, was du mich lehren kannst.«
    Und wieder lachte Noum om Beng. Ohne Warnung hob sich der stengeldürre Arm, und er versetzte Hresh mit der flachen Hand einen Schlag, der ihm die Lippe aufriß und die Wange taub werden ließ.
    »Dies ist alles, was ich dir beibringen kann, mein Kind!«
    Hresh leckte einen süßlichen Blutstropfen an der Unterlippe fort. Leise fragte er: »So soll ich denn jetzt von dir gehen? Ist dies dein Wunsch?«
    »Ach, du kannst gern bleiben, solange du magst.«
    »Aber du wirst mir keine Fragen mehr beantworten?«
    »Ah, du hast also noch weitere Fragen?«
    Hresh nickte, sagte aber nichts.
    »Also, dann zögere nicht, frage!«
    »Ich ermüde dich vielleicht, Vater.«
    »So frag schon. Frag! Was du willst, mein Kleiner.«
    Zögernd sprach Hresh: »Du hast mir einmal gesagt, daß die Götter all unser Mühen damit belohnen, daß sie die Todessterne über uns herabsenden, so daß also alles ganz ohne Sinn ist. Ich nannte dies einen Schwachpunkt, einen Makel im Universum, du aber sagtest: nein, nein, das Universum ist vollkommen – vielmehr sind wir es, die voll Makel und Fehler sind. Aber mir will immer noch scheinen, daß das ein Makel im Universum ist. Und du sagtest auch, daß wir uns trotzdem strebend weiter bemühen müßten, auch wenn du nicht sagen könntest, warum. Du sagtest, ich müßte das selbst herausfinden und wenn ich es getan hätte, sollte ich zu dir kommen und dir berichten, was ich erfahren hätte. Weißt du noch, Vater?«
    »Ja, mein Sohn.«
    »Vor nicht langer Zeit erfuhr ich eine weitere Vision der Großen Welt. Ich benutzte dafür ein anderes Gerät als das, welches mir die Menschlichen gezeigt hatten. Und diese neue Vision, Vater, die war erst heute nacht. Was ich schaute, war der letzte Tag der Großen Welt, als der erste der Todessterne kam und der Himmel sich schwarz verfinsterte, und als die Luft eisig wurde. Die Menschlichen waren bereits fort – ich könnte dir nicht sagen, wohin sie gezogen sind; und die Hjjks strebten den Bergen zu; und die Vegetalischen starben vor sich hin; und die Seeherren standen kurz vor dem Tod; und die Mechanischen machten sich auf und zogen irgendwohin, um dort zu sterben. Aber die Saphiräugigen – obwohl sie genau wußten, daß das Ende ihrer Zeit gekommen war – blieben ganz unbeeindruckt von alledem, was rings um sie sich ereignete. Sie zeigten weder Furcht noch Kummer. Und sie unternahmen auch nicht den leisesten Versuch, die niederstürzenden Todessterne von der Welt abzulenken, obwohl dies doch sicherlich

Weitere Kostenlose Bücher