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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sterben!« sagte Torlyri hartnäckig. »Wir werden sie heilen, du und ich. Du kennst dich in den Künsten aus. Du wirst dein Können mit dem meinigen verbinden. Geh! Geh und hole den Barak Dayir! Er muß doch eine Verwendung haben, die auch hier nützlich ist und die uns helfen kann, sie zu retten!«
    »Wir werden ihr nicht mehr helfen können«, sagte Hresh so sanft, wie er nur konnte.
    »Nein! Hol den Wunderstein!«
    »Torlyri…«
    Sie funkelte ihn wild an. Auf einmal lösten sich die Schärfe und die Entschlossenheit von ihr, und sie begann zu schluchzen. Hresh kauerte sich neben sie und legte ihr den Arm über die Schultern. Koshmar gab einen leisen, weit entfernten Seufzer von sich. Vielleicht verhaucht sie mit diesem murmelnden Ton ihr Leben, dachte Hresh. Er hoffte, es möge so sein. Koshmar hatte genug gelitten.
    Ohne ihn anzusehen, sagte Torlyri: »Ich kam heute morgen zu ihr, und ich sah, daß sie krank war, und ich bot ihr an, eine Heilung mit ihr vorzunehmen, und sie hat abgestritten, daß ihr irgendwas fehle… Sie war so schwach, daß sie nicht auf den Beinen stehen konnte, und sie sagte zu mir, es ist weiter nichts, und geh doch weg und schau, ob sonst jemand deine Hilfe braucht! Ich versuchte mit ihr vernünftig zu reden. Ich hab mich mit ihr gestritten. Sie angebrüllt. Ich habe ihr gesagt, es ist noch nicht ihre Zeit, um zu sterben, daß sie noch viele Jahre lang leben könnte. Aber sie, nein, sie wollte nichts davon hören. Sie befahl mir, mir, wegzugehen! Ich konnte sie nicht überreden. Schließlich, sie ist Koshmar: eine nicht zu bremsende Kraft, und sie wird immer erreichen, was sie erreichen will, und wie sie es will. Selbst wenn das, was sie will, der Tod ist.« Torlyri hob den Kopf und schaute mit qualvollen Augen Hresh an.
    »Warum nur will sie denn sterben?«
    »Vielleicht weil sie sehr müde ist«, sagte Hresh behutsam.
    »Ich konnte gegen ihren Willen keine Heilung versuchen, jedenfalls nicht, solange sie bei Bewußtsein war. Doch jetzt kann sie sich nicht mehr dagegen wehren, und wenn wir beide zusammenarbeiten – hol den Wunderstein, Hresh, hol ihn!«
    Kosmars geballte Faust öffnete sich, und Thaggorans Amulett glitt auf den Boden.
    Hresh schüttelte den Kopf. »Du willst ein Wunder haben, Torlyri.«
    »Sie kann noch immer gerettet werden!«
    »So schau doch!« sagte er. »Atmet sie noch?«
    »Sehr schwach, aber ja, ja, sie…«
    »Nein, Torlyri. Sieh genauer hin! Oder setz dein Zweites Gesicht ein.«
    Torlyri blickte starr auf Koshmar nieder. Dann legte sie ihr kurz die Hand auf die Brust. Dann faßte sie Koshmar an beiden Schultern und preßte die Wange dorthin, wo ihre Hand gelegen hatte, und rief immer und immer wieder den Namen der toten Stammesführerin. Hresh wich zurück. Er dachte daran, sich zu entfernen, fürchtete dann aber das Übermaß von Torlyris Gram. Nach einer Weile trat er wieder hinzu und zog sie behutsam von Koshmars Leichnam empor und hielt sie in seinen Armen und ließ sie schluchzen.
    Die Opferpriesterin gewann ihre Ruhe rascher wieder, als Hresh erwartet hätte. Ihr stoßweises Schluchzen brach ab, und ihr Atem wurde wieder regelmäßig. Sie hob den Kopf, nickte Hresh dankend zu und lächelte.
    »Ist Taniane draußen?« fragte sie.
    »Vorher war sie es. Ich glaube, ja, sie ist wohl noch da.«
    »Hol sie herein!« sagte Torlyri.
    Sie wartete noch immer auf der Veranda, und sie stand noch immer so seltsam in sich verkrochen da. »Es ist vorüber«, sagte er.
    »Ihr Götter!«
    »Komm rein! Torlyri will mit dir sprechen.«
    Gemeinsam traten sie ins Haus. Torlyri stand an der Wand mit den Masken der Häuptlinge. Sie hatte Koshmars Maske herabgenommen; sie war aus einem schimmernden grauen Holz geschnitzt, die Augenschlitze dunkelrot umrandet. Torlyri hielt sie in der linken Hand. In ihrer Rechten war Koshmars Amtsstab.
    »Wir haben heute viel zu tun«, sprach Torlyri. »Wir müssen einen neuen Ritus ausarbeiten, denn dies ist das erstemal seit Menschengedenken, daß ein Häuptling auf andere Art gestorben ist, als durch die Erreichung ihres Grenzalters, und wir werden dafür neue Worte brauchen, um sie auf dem Weg in die andere Welt zu begleiten. Darum werde ich mich kümmern. Auch müssen wir einen neuen Häuptling einkleiden. Taniane, dieses Zepter gehört dir. Nimm es, Mädchen! Nimm es!«
    Taniane sah ganz benommen aus. »Sollte… müßte es da nicht eine Wahl geben, vorher?«
    »Du bist bereits gewählt. Koshmar selbst hat dich als ihre Nachfolgerin

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