Am Fuß des träumenden Berges
werfen.
«Du wirst schon sehen, was du davon hast», erwiderte Renata kalt. Sie marschierte aus dem Zimmer und polterte die Treppe herunter.
Matthew hörte die Tür ins Schloss fallen und sank erschöpft aufs Bett. Plötzlich war er unendlich müde.
Hatten sie denn wirklich keine Chance mehr, Audrey und er?
Wenn er doch nur den Weg zurück zu ihr fände … Doch den hatte er sich wohl selbst verbaut mit seiner Wut und seiner Angst vor dem, was sie einst gewesen war.
Fragte er sein Herz, sprach es deutlich zu ihm. Er liebte sie. Und alle Fehler, die sie gemacht hatte, bevor sie zu ihm nach Afrika kam, waren ihm gleichgültig. Er wollte mit ihr trauern dürfen, weil ihr Sohn tot war. Ihr gemeinsamer Sohn.
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34 . Kapitel
Sie hatte nicht erwartet, dass man sie in Nairobi mit offenen Armen empfing, doch die offene Feindseligkeit, die ihr entgegenschlug, erschreckte sie zutiefst.
Sie durfte nicht im Muthaigaclub nächtigen, das machte man ihr unmissverständlich klar. Solange sie beabsichtige, mit einem Schwarzen in einem Zimmer zu schlafen, sei hier kein Platz für sie. Außerdem konnte sie nicht ins Restaurant gehen. Besuche bei Behörden, Banken, sogar bei Freunden gestalteten sich allesamt schwierig, weil sie sich ständig beobachtet fühlte.
Aber Audrey wollte sich nicht dem beugen, was andere für richtig hielten. Sie wollte mit Kinyua zusammen sein. Ging es nach ihr, wollte sie sich keine Minute von ihm trennen.
Er war der Besonnene. Obwohl er noch nie in Nairobi gewesen war und sich mit den Gepflogenheiten der Weißen nicht auskannte, gab er schon nach wenigen Tagen den Takt vor. «Du gehst heute allein zu der Bank», erklärte er beispielsweise. «Die werden dir kein Geld geben, wenn ich mit dir komme.»
Sie konnte nur ahnen, woher er das wusste. War das seine Intuition? Oder war sie selbst so blind und dumm, dass sie sich keine Gedanken darüber machen wollte, welchen Eindruck sie auf einen Bankbeamten machte, wenn sie mit ihrem schwarzen Liebhaber kam?
Was wäre denn, wenn sie mit einem weißen Mann an ihrer Seite kam, der nicht ihr Ehemann war?
Mal abgesehen davon, dass sie keinen Ehemann hatte, nie einen besessen hatte – nun, vermutlich sähe die Reaktion ähnlich aus.
Also ging sie allein zur Bank, und sie saß endlos lange auf dem harten Besucherstuhl vor dem Schreibtisch des Bankdirektors, der mit ernster Miene ihr Konto überprüfte.
«Gibt es Probleme?», fragte sie bang.
«Da wurde eine Zahlung angekündigt, aber nicht geleistet», erklärte der Mann schließlich. Er faltete die Hände über den Unterlagen zusammen und musterte sie über den Rand seiner Halbmondbrille. «Sie hatten im ganzen Jahr keine nennenswerten Einkünfte, Mrs. Winston.»
Seit Matthew nicht mehr da war, fühlte sie sich jedes Mal versucht, ihr Gegenüber daran zu erinnern, dass sie eigentlich Collins hieß. «Aber Mr. Ricket hätte die Lieferung längst bezahlen müssen. Es ist schon Wochen her, seit er die Ware bei uns abgeholt hat.»
«Das ist wohl eher Ihr Problem, Mrs. Winston. Ich sehe nur die nackten Zahlen, und danach bin ich außerstande, Ihnen noch Zahlungsaufschub zu gewähren oder Ihnen mehr Kredit einzuräumen.»
«Und was heißt das? Ich meine …» Sie hatte sich nie für diese Zahlenspielereien interessiert. Das Geld war irgendwie immer da gewesen, ohne dass sie sich darum hatte sorgen müssen. War es vielleicht ihre Schuld, dass die Farm vor dem Aus stand? Oder hätte sie gar nichts tun können?
Sie dachte an all den schönen Tee, der jetzt auf einem Schiff nach Europa unterwegs war und den Tim Ricket nicht mal bezahlt hatte …
«Das heißt, dass Ihr Mann wohl verkaufen muss, wenn sich die Lage nicht bald zum Besseren wendet. Und danach sieht es wohl im Moment nicht aus.»
Entschlossen klappte der Bankbeamte das Buch zu. Edwin T. Van Dyk stand auf einem Schildchen auf seinem Schreibtisch, und darunter: Bankdirektor.
«Sie haben aber doch bestimmt noch einen gewissen Spielraum, Mr. Van Dyk.»
«Es tut mir leid. Schicken Sie das nächste Mal Ihren Mann. So was lässt sich unter Männern sicher besser klären als im Gespräch mit einer Frau.» Dabei musterte er sie, als habe sie seiner Meinung nach nicht nur keinen Geschäftssinn, sondern auch den Verstand verloren.
«Ist es wegen dem, was man sich über mich erzählt?», wollte sie wissen.
«Wie bitte?» Erstaunt hob er die Brauen.
«Sie wissen schon. Man redet doch. Über mich. Und meinen Mann.»
«Ich
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