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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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besorgt.
    «Mit dir hätte ich zuletzt gerechnet.»
    «Warum?»
    Das konnte Matthew gar nicht so genau sagen. Benedict war eigentlich kein Mann, der sich um Freunde kümmerte. Schon gar nicht, wenn die Freundschaft nicht so eng war.
    «Hat sie dich geschickt?»
    «Die Vermutung liegt nahe, weil sie gerade in der Stadt ist. Aber nein, ich bin aus eigenem Antrieb hier.»
    Matthew rückte etwas beiseite, und Benedict setzte sich neben ihn auf das zerwühlte Bett. Er schwieg, und Matthew wusste auch nicht, was er sagen sollte.
    «Könnt ihr euch nicht einfach wieder vertragen?», fragte Benedict schließlich.
    «Weißt du, was vorgefallen ist?»
    Benedict schüttelte den Kopf. «Man erzählt sich viel, aber …»
    «Darauf gibst du nichts?» Matthew lachte auf. «Glaub mir, wenn die Hälfte stimmt von dem, was die Leute erzählen, käme es nicht annähernd an das heran, was tatsächlich passiert ist.»
    «Willst du darüber reden?»
    Matthew schüttelte den Kopf.
    «Das Kind …»
    «Ich weiß nicht, ob es von mir ist. Kann sein, kann aber auch genauso gut von Kinyua stammen.»
    «Kann ich irgendwas für dich tun?», fragte Benedict schließlich.
    «Ich würde dich nicht darum bitten, aber meine Wirtin wartet seit meinem Einzug auf Geld. Sie ist sehr gütig, aber … Und Thomas wächst, er hat bald nichts mehr anzuziehen. Mary … zu Weihnachten bekam sie immer zwei neue Kleider von uns. Ich finde keine Arbeit.»
    «Du könntest bei uns Arbeit finden. Auf einer Kaffeefarm.» Benedict schlug ihm auf die Schulter. «Aber erst mal hole ich dich hier raus. Und du denkst noch mal drüber nach, ob du nicht doch mit Audrey wieder übereinkommst.»
    «Darüber brauche ich nicht nachzudenken.»
    Benedict stand auf. «Es ist nur … Ich mache mir Sorgen um euch.»
    Die Art, wie er das sagte – abwesend, als interessierte es ihn in Wahrheit gar nicht –, ließ Matthew aufmerken.
    «Es geht gar nicht um uns, nicht wahr?», fragte er.
    Benedict zog eine Geldklammer aus der Hosentasche und zählte die großen Scheine ab. Er wollte Matthew das Geld in die Hand drücken, doch er verschränkte die Arme vor der Brust. Trotzig und herausfordernd.
    Benedict seufzte. Er steckte die Scheine in Matthews Brusttasche und tätschelte sie, als wollte er sichergehen, dass das Geld nicht sofort Beine bekam. «Natürlich geht es mir auch um euch», sagte er, und weil Matthew weiterhin schwieg, fügte er hinzu: «Fanny.»
    «Sie lebt auf The Brashy, und ich glaube, das tut ihr gut.»
    «Ich vermisse sie. Solange das mit euch nicht in Ordnung ist, kann ich sie noch so oft bitten, zurück nach Nairobi zu kommen.»
    «Weshalb? Damit sie deine Geliebte wird?»
    Benedict zuckte hilflos mit den Schultern. «Manche können eben nicht aus ihrer Haut. Wenn du noch was brauchst, meld dich bei mir. Ich kümmer mich um deinen Job.»
    Manche können nicht aus ihrer Haut …
    Gehörte er auch zu diesen Menschen? Konnte er nicht aus seiner Haut? Denn obwohl er Audrey hassen wollte für alles, was sie ihm genommen hatte, konnte er nicht anders – er wollte ihr nicht schaden, und er wollte nicht, dass sie unglücklich war.
    Vielleicht war er ja auch deshalb weggegangen. Weil sie mit ihm nur unglücklich gewesen wäre.
     
    Natürlich sprach sich bald herum, dass er in Nairobi war, und es dauerte nicht lange, bis der nächste Besucher im Haus der alten Kapitänswitwe auftauchte. Eine Besucherin, die Matthew auf keinen Fall sehen wollte. Und schon gar nicht sollte sie unvermutet in seiner Kammer stehen und ihn an der Schulter rütteln, wenn er schlief. Er fuhr schreiend hoch und schlug um sich.
    «Herrje, Matthew! Man könnte meinen, du seist von dunklen Geistern besessen.» Sie wischte sich über das modische Kleid, als fürchtete sie, er habe es beschmutzt, als seine Hand ihren Arm streifte.
    Stöhnend setzte er sich auf. «Was willst du hier, Renata?»
    Er musste mal ein ernstes Wort mit der Witwe Johansson reden, damit sie nicht jeden einließ.
    «Dich», erwiderte Renata nur.
    Matthew fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Konzentrier dich, befahl er sich. Das hier ist gefährlich.
    Er hatte nicht vergessen, wie Renata sein konnte. Aber ebenso wenig hatte er vergessen, wie es war, wenn sie ihre Reize einsetzte.
    Sie setzte sich neben ihn auf die dünne Matratze. «Ich habe dich in der ganzen Stadt suchen müssen.»
    «Bist du auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht nicht gefunden werden wollte?»
    Nein, natürlich nicht. Auf so einen Gedanken

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