Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
einem FISCH!
Er strebt hinunter in die Tiefe.
Ich halte an Land dagegen. Und wenn er eine Pause macht, dann hole ich Meter um Meter ein. Bevor er wieder losschwimmt.
Zerren und schwimmen.
Wegziehen und dagegenhalten.
Ich bekomme ihn heraus – Meter um Meter. Maggie kommt mit einem Kescher angelaufen.
»Nun komm! Nun komm schon!«, sagt sie leise.
Und ich kämpfe mit dem Fisch und bekomme ihn immer näher an Land.
Mache einen Versuch, ihn herauszuholen.
Aber er hält dagegen, weigert sich, das Wasser zu verlassen.
Einen Wahnsinnsmoment lang fürchte ich, ihn verloren zu haben. Dass es ihm gelungen ist, den Blinker abzubeißen. Dass die Schnur gerissen ist. Denn es gibt einen Ruck und dann wird die Rute so leicht, so schrecklich leicht.
»Jetzt!«, sagt Maggie. »Mach es jetzt!«
Und ich hole ihn in Windeseile ein, ziehe die Angelrute hoch und lasse den Fisch an Land fliegen.
Maggie fängt ihn mit dem Kescher auf. Ich knie mich hin und töte ihn mit einem Messerstich hinter dem Kopf. Er zappelt, blutet und stirbt.
7. NACH HAUSE ZU ALL DEM MIST
Das ist ein schöner Fischkumpel. Der größte, den ich jemals gefangen habe. Eine hübsche Forelle von mehr als drei Kilo.
»Das ist vielleicht ein Fang«, sagt Maggie lächelnd.
Ich will gerade das Lächeln entgegennehmen und es mit einem Lächeln erwidern, als die Zweige zur Seite gebogen werden und Jerry atemlos durchs Blattwerk stürzt. »Wow!«, sagt er, als er den Fisch sieht. »Was ist das für ein Brocken!«
Dann blickt er Maggie und mich an. Und seine Augen werden schwarz. Das klingt merkwürdig, aber seine Pupillen vergrößern sich tatsächlich und verdecken alles Weiße in den Augen. Seine Augen werdenmagisch, wütend und mir fällt wieder ein, wie er mich darum gebeten hat, mich von Maggie fernzuhalten. Und ich weiß, was er denkt.
»Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen, Bud«, erklärt er kurz. »Dein Vater ist gelinde gesagt etwas sauer auf dich & war ziemlich wütend, als er entdeckt hat, dass du dich trotz unseres Malerjobs aus dem Staub gemacht hast. Da stand ich nun & habe gemalt & hatte keine gute Erklärung dafür, warum du nicht da warst. ›Ist er einfach abgehauen?‹, hat dein Vater gefragt & ich konnte nur antworten: ›Ja‹ & ›Hmm‹, & und dein Vater hat geschäumt & eine ganze Menge gesagt, was ich lieber nicht wiederholen möchte. Aber auf jeden Fall ist er stinksauer auf dich & deine Mutter auch. Ich konnte nichts daran ändern. Das war auch dumm von dir, einfach so abzuhauen. Schließlich tragen wir eine Verantwortung. Vergiss unser Versprechen nicht. Du kannst dich nicht einfach abmelden.«
»Okay«, antworte ich und mir ist klar, dass das Leben wieder einmal seinen Haken in meinen Mund geschoben und die Kiefer zusammengedrückt hat. Da heißt es nur, sich einholen lassen.
»Lass das Angelzeug ruhig liegen«, sagt Jerry. »Geh lieber nach Hause & besänftige deine Mutter & deinen Vater. Ich werde das hier schon regeln & nachher alles mitbringen. Geh einfach. Ich muss erst noch ein paar Worte mit Maggie wechseln.«
Ich habe meinen tollsten, schönsten, herrlichsten Fisch gefangen und muss ihn im Gras zurücklassen, stattdessen mache ich mich auf, um mit eingezogenem Kopf nach Hause zu latschen.
Wo ist da der Sinn?
Das ist die große Frage des Tages und ich habe genug Zeit, sie mir immer wieder zu stellen, bis ich zu Hause angekommen bin. Vater sitzt in seinem Liegestuhl und guckt mich sauer an. »Ach, ist es dem Herrn auch mal recht, hier aufzutauchen?«, fragt er. »Stinksauer« beschreibt noch nicht annähernd den Ton seiner Stimme.
Meine Mutter hört uns und schaut durch die Terrassentür heraus: »Einfach ohne ein Wort abzuhauen! Und Jerry mit der ganzen Arbeit alleinlassen. Du solltest dich schämen.«
Ich weiß nicht warum. Denn als ich sehe, wie wenig Jerry geschafft hat, während ich auf Angeltour war, erkenne ich keinen Grund, weshalb ich mich schämen sollte.
Ich rufe den Wolfsjungen.
Doch der Wolfsjunge hat andere Dinge zu tun und zeigt kein Interesse, einen peinlichen Quatschkopf zu retten, der sich am liebsten in seinem Schrank in seinem Zimmer verstecken würde.
Ich antworte gar nicht auf diese Anklagen. Ziehe wortlos die Malerklamotten über und mache mich daran, das Haus weiter weiß zu streichen.
Wo ist da der Sinn?
8. WIE EINE STUNDE ENDLICH ZU EINER STUNDE WIRD
Ich streiche und die Zeit steht still
.
Ich denke, ich hätte schon eine ganze Stunde gearbeitet, aber als ich auf
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