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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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von ihm geträumt habe.

4.   EINE STIMME IM WALD
    Ich habe einmal geträumt, dass ich mitten in der Nacht aufgewacht und dann aufgestanden bin, weil ich einen Ruf gehört habe. Ich lief wie ein Schlafwandler. Die Hände vor mir ausgestreckt, mit steifem Körper und zombieartigen Schritten.
    Der Ruf zog mich aus dem Bett, aus dem Haus, in den Wald hinein. Und es war immer wieder der gleiche Ruf, der wiederholt wurde: »Komm, Bud!«, rief es. »Komm, Bud!«
    Wie ein Schlafwandler folgte ich dem vertrauten Weg. Ich brauchte kein anderes Licht als den schwachen Mondschein, der wie Silber über dem Wald lag.
    Ich wollte nicht aus dem Bett, nicht aus dem Haus, nicht in den Wald.
    Doch als es zwischen den Bäumen rief, da musste ich dorthin gehen, wo die Stimme herkam.
    Wobei die Stimme dem Dröhnen einer Basstrommel ähnelte.
    »Bud!«, hallte es in der Erde, durch das Gehölz und über das Gebüsch. »Komm, Bud!«
    Ich versuchte, meine Beine zurückzuhalten, die Geschwindigkeit zu bremsen, den Lauf zu stoppen, indem ich mich an den Zweigen festhielt, durch die ich hindurchbrach.
    Doch es war, als hätte ich an einem Köder angebissen, der tief und fest in meinem Hals saß. Und jetzt war eine XX L-Angel dabei, mich einzuholen. Eine Angel, die aus dem dunklen Digernwasser herausragte.
    Ich wollte die Augen schließen.
    Doch nicht einmal das gelang mir.
    Ich konnte nicht anders, als dem Weg zu folgen.
    Bis ans Ufer.
    Wo ich das schwarze Wasser sehen konnte.
    »BUD!«, donnerte es aus dem Wasser.
    Als ich hineinschaute, sah das Wasser aus wie ein Mund.
    Ein Maul.
    Ein Hechtmaul   – das meinen Namen rief.
    Ich wollte nichts hören.
    Ich wollte nichts sehen.
    Wurde jedoch dazu gezwungen.
    Dann kippte ich langsam vornüber und fiel.
    Ins schwarze Wasser.
    Ins Maul.
    Hinunter zwischen die hunderttausend Zähne, die weiß und feucht grinsten und meinen Namen formten.
    »B…U…D…«, sagte die Stimme und das Wasser schlug über mir zusammen.

5.   DER NEBELFÜRST KOMMT
    Ich will heute nicht am Digern vorbeigehen, aber es gibt ja keinen anderen Weg. Ich blinzele mit halb geschlossenen Augen und denke, dass es weiter hinten viel nettere Seen gibt.
    Ich will gar keinen Fisch mehr fangen.
    Nur noch an diesem dunklen Waldsee vorbeikommen.
    Der Wolfsjunge steht wieder auf dem Weg hinter mir und späht in die Ferne. Wirft einen kleinen Stein ins Wasser   – einen Hüpfstein, der fünf perfekte, magische Ringe bildet, die bis ans Ufer ihre Kreise ziehen.
    Bud möchte nur ein paar Stunden Ruhe haben. Er will die Angel auswerfen und dieses schöne Geräusch hören, wenn der Köder die Wasseroberfläche durchbricht.
    Und das Echo dieses schönen Plopps in sich selbst widerhallen lassen.
    Und spüren, wie eine schläfrige Müdigkeit seinen Körper überzieht.
    Und nichts anderes hören als das leise Flüstern des Waldes in den Zweigen.
    Und vielleicht ein Eichhörnchen, das einen Baumstamm hinaufsaust.
    Und vielleicht einen Igel, der missmutig zwischen den Grasbüscheln herumschnüffelt.
    Doch da höre ich ein allzu vertrautes Geräusch.
    Jemand angelt im Digern.
    Ich höre das Geräusch einer Angel, die ausgeworfen, und einer Spule, die aufgerollt wird.
    Und obwohl es sich um den Digern handelt   – bei dem ich mir zu 100   % sicher bin, dass ich mich von ihm fernhalten sollte   –, kriecht der Wolfsjunge zurück in meinen Körper.
    Ich setze ganz leise einen Fuß vor den anderen, sodass es nicht zu hören ist, schiebe die Blätter zur Seite und gucke.
    Schaue und schaue.
    Und sehe das süßeste Mädchen der Welt.
    Maggie.
    Sie ist so schön, wie sie da auswirft und wieder einholt.
    Obwohl sie ihre waldgrüne Tarnkleidung trägt. Mit dieser Kleidung würde sie niemals einen üblichen Schönheitswettbewerb gewinnen. Höchstens einen Schönheitswettbewerb, der von einem Wolfsjungen ausgerufen und veranstaltet wird. Ein Wolfsjunge würde sie sofort bemerken und wüsste: SIE   – JA, genau SIE muss einfach den Wettbewerb gewinnen.
    Ich lasse den Wolfsjungen die Führung übernehmen.
    Ist mir doch egal, dass das hier der Digern ist.
    Und dass Maggie und ich noch nie ein vernünftiges Wort miteinander gewechselt haben.
    Der Wolfsjunge will wissen, was Sache ist.
    Deshalb trotte ich ans Ufer und hebe die Pfote zu einem kleinen Winken.
    Sie zuckt zusammen, winkt zurück und der Wolfsjunge zieht Bud mit sich und kommt näher.
    »Beißen die Fische?«, fragt er.
    »Oh ja, und wie!«, antwortet sie. »Die Barsche beißen momentan

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