Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
richtig gut.«
»Barsche sind prima«, sagt der Wolfsjunge und schmatzt. »Einer meiner Favoriten.« Ich muss zugeben, dass der haarige Kumpan besser in der Konversation ist als ich selbst.
»Ja, nicht wahr?«, erwidert sie und wir lächeln uns an. Ganz natürlich. Weil es eine Erleichterung ist, dass unser Gespräch so einfach verläuft. »Panierter Barsch, das ist mein Leibgericht!«
»Ja, das kann ich mir gut vorstellen, das müsste ich auch mal ausprobieren«, erklärt der Wolfsjunge. Jetzt sollte er Maggie eigentlich fragen, wie sie es schafft, mitten am Tag – noch dazu an einem warmen Sommertag – zu angeln, wo es doch allgemein bekannt ist, dass die meisten Fische dann nicht gerne anbeißen. Stattdessen kommt: »Du hast wirklich Angelglück!«
»Weißt du«, lächelt sie verschmitzt. »Glück beim Angeln, das bedeutet …«
»Glück beim Angeln, Pech in der Liebe«, unterbricht sie der Wolfsjunge grinsend. »Ich weiß, wie das ist.«
Und hier hängt sich das Gespräch auf.
»Äh … nein, das … das glaube ich nicht, dass du das weißt«, erwidert sie steif. »Das Sprichwort geht so: Glück beim Angeln, Glück in der Liebe.«
»Äh … ja … ja, genau«, antwortet der Wolfsjunge. Plötzlich ist er genauso intelligent wie Bud. Er begreift, wie dumm sein Kommentar war.
Der Wolfsjunge bittet Bud um Entschuldigung und zieht sich zwischen die Bäume zurück, zu einem anderen, netteren See hin. Bud hat den Schwarzen Peterund steht mit seinem riesigen, schwitzenden, hoffnungslosen Körper da und tritt von einem Fuß auf den anderen.
»Dann … äh … dann hast du also Glück … in der Liebe?«, fragt der dumme, dumme Bud, der seinen dummen, dummen Mund nicht halten kann, sondern dieses dumme, dumme Gesprächsthema noch weiter platt walzen muss, obwohl er es doch lieber möglichst bald hätte vergessen sollen.
»Ja, ich glaube schon«, antwortet sie ungehalten. »Kann jedenfalls nicht klagen.«
»Äh … ja … genau«, quatscht die dumme Klappe weiter und möchte am liebsten nur dem Wolfsjungen folgen, der einen Vorsprung von zweihundert Metern hat. »Ist es in Ordnung … äh … in Ordnung für dich … äh … wenn ich … äh … dahinten angle?«
Sie wedelt mich mit einer Hand fort.
Ich ziehe den Kopf ein und verschwinde zum anderen Ende des Sees.
Schwer, traurig, resigniert. Es ist zu 95 % wahrscheinlich, dass ich jeden Wettbewerb verloren hätte, bei dem Geistesgegenwart und Schlagfertigkeit wichtige Instrumente wären. Und es ist zu 100 % sicher, dass die meisten Zuschauer mich aus jeder Dokuserie hinausgewählt hätten.
Selbst ich hätte mich hinausgewählt.
Nur dass ich mich nicht aus meinem eigenen Leben hinauswählen kann.
Ich seufze und bereite die Angel vor.
Weit in der Ferne sehe ich, wie das süßeste Mädchen der Welt auswirft.
Und ich weiß, dass sie für mich unerreichbar bleiben wird.
Bei diesem Gedanken werde ich ganz krank. Hinzu kommt noch, dass ich vom Streichen abgehauen bin und Jerry mit allem allein zurückgelassen habe. Was habe ich nur getan?
Ich stoße sauer auf, muss schlucken und denke an all die Fische, die ich jemals gefangen habe, um meine Verdauung wieder zur Ruhe zu bringen.
Aber die Magensäure steigt auf, bis sie kurz vor dem Adamsapfel steht.
Ich denke panisch an Barsche, Hechte, Lachse, Forellen, Heringe, Dorsche, Wale, Seeteufel, Sardinen, Thunfische und Haie und versuche, sie alle vor mir zu sehen. Wie es wohl wäre, hier im Wald einen Wal zu fangen?
Wohl etwas überraschend, oder?
Die Schnur einzuziehen, bis ein weißer Wal von mehreren Tonnen aus dem Wasser auftaucht und dich mit blassen Augen anstarrt!
Das ist ein bisschen Comic und ein bisschen Abenteuer und ziemlich schräg.
Meine Mundwinkel zucken und meine Magensäure sinkt um zwei Einheiten.
»Wie wäre es mit einer Mittagspause?«, ruft Maggie plötzlich.
Ich wünschte, ich könnte Ja dazu sagen.
Vielleicht will sie Frieden schließen und bereut es, so mürrisch gewesen zu sein. Aber mein Magen zwingt mich, mit einem »Nein!« zu antworten. Keine Chance, momentan etwas in ihn hineinzupressen. Um höflichzu sein, füge ich ein paar Sekunden später ein »Danke« hinzu.
»Äh … Bedeutet das ein Ja oder ein Nein?«, fragt sie.
»Äh … das bedeutet … äh … also nicht … äh … das heißt ein Nein zum Essen … äh … aber ansonsten vielen Dank, aber … äh … nein danke«,
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