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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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die Uhr sehe, sind gerade erst fünf Minuten vergangen.
    Die Sonne brennt und selbst in der weißen Kleidung habe ich das Gefühl, ich würde in einer Sauna joggen.
    Ich streiche noch eine Stunde lang.
    Und es sind sieben Minuten vergangen.
    Ich schwitze, dass man ein ganzes Schwimmbad damit füllen könnte, und nehme die Küchentür ins Visier, um drinnen einen Liter Wasser zu trinken. Doch schon ist er da   – mein Vater   – der Sklaventreiber. Er ist jetzt ganz nackt   – bis auf die roten Plastiksandalen. »Ja, ja«, sagt er sauer   – um zu betonen, dass er mich im Blick hat.
    »Mmm«, antworte ich mit meinem Wortschatz als Wolfsjunge.
    »Soso«, sagt er und schaut sich den riesigen noch nicht gemalten Teil der Wand an.
    »Hmm«, lautet meine Antwort.
    Ich meine, was sollte ich antworten? Etwas in der Richtung: »Ja, diese Wand ist wirklich verdammt groß! Und wie schön, dass ich den Job allein machen darf? Warum sucht ihr eigentlich nicht Jerry?«
    Wo ist da der Sinn?
    Ich gehe hinein und trinke sieben Liter Wasser wie ein durstiges Kamel. Fülle meinen Höcker und kehrezu der farbhungrigen Wand zurück und zu meinem Vater, der ihr beim Warten Gesellschaft leistet.
    »Oh Bud, oh Bud«, sagt mein Vater, dreht sich um und latscht zurück, in Richtung Terrasse und Liegestuhl. Er sagt das mit einem Unterton von Resignation, vielleicht Verachtung. Aber der Anblick des nackten Mannes, mit leicht schlaffen, schaukelnden Pobacken und diesen unglaublich hässlichen Sandalen macht einen so komischen Eindruck auf mich, dass ich mich zurückhalten muss, um nicht laut zu kichern. Niemand kann ihn ernst nehmen. Ob nun als schrecklich wütenden Vater, strengen Professor oder sonst als Autoritätsperson.
    Kann sein, dass er es doch merkt.
    Jedenfalls hört er irgendetwas und dreht sich plötzlich um. Ich drehe den Kopf zur Wand und klatsche die Farbe drauf und tue, als hätte ich etwas ins Auge gekriegt. Reibe mir mit der Hand hektisch im Gesicht herum und verstecke so mein Kichern.
    »Was nicht in Ordnung?«, fragt Vater.
    »Äh«, antworte ich und schüttele den Kopf.
    Er wirft mir einen misstrauischen Blick zu und verschwindet um die Ecke.
    Ich streiche eine Stunde lang und sehe, dass nur zehn Minuten vergangen sind.
    Ich streiche noch eine Stunde und dieses Mal sind ganze
zwölf
Minuten vergangen.
    Immerhin ein Trost, dass die Zeit schneller zu werden scheint.
    Aber immer noch ist es noch lange hin.
    Weiter als von hier bis zum Mond.
    Ich beschließe, lieber nicht daran zu denken, und ab da vergeht die Zeit schneller. Ich streiche im Schlaf, die Gedanken ganz woanders. Folge einem rastlosen, behänden Wolfsjungen bei seinem eichhörnchenschnellen, unruhigen Herumtreiben um die Welt, während die Hände automatisch mit weißer Farbe, Rolle und Eimer beschäftigt sind.
    Der Wolfsjunge wittert die Farbe und den Geruch des Hauses, den Gestank der roten Plastiksandalen und den intensiven Kaffeeduft aus Vaters Kaffeetasse. Und er hasst alles zusammen. Für ihn ist das alles wie ein Gefängnis und er fragt sich, wie er nur verschwinden kann, ohne dass ihn jemand vermisst oder irgendwer merkt, dass er weg ist.
    Ich streiche eine Stunde lang und sehe, dass fünfunddreißig Minuten vergangen sind.
    Jetzt kommt Fahrt in die Sache.
    Die Sonne packt den Schaltknüppel, drückt aufs Gas und braust los. Verschwindet hinter dem Baum, sodass ich endlich Schatten habe, und das hilft wirklich.
    Ich war inzwischen mehrere Male drinnen, um meinen Kamelhöcker zu füllen. Unter mir ist das Gras feucht von meinem Schweiß und weiß nach einer Runde mit frischen Pinselstrichen über die untersten Holzbretter.
    Ich male noch eine Stunde und sehe, dass eine Stunde vergangen ist.
    Da höre ich meinen Vater etwas mit fröhlicher Stimme sagen.

9.   EIN SCHÖNER SCHLAF WIRD ZU EINEM ALBTRAUM
    Es ist vier Stunden her, seit ich Jerry, Maggie und den wunderschönen Fisch verlassen habe. Jetzt kommt Jerry endlich. Mit dem Fisch in einer Tüte, die Maggie ihm gegeben haben muss. Ich komme in dem Moment um die Ecke, als mein Vater gerade die Tüte öffnet, und sehe, wie groß seine Augen werden, als sein Gehirn den Inhalt registriert.
    »Das ist ja eine prächtige Forelle, Jerry!«, ruft er aus. »Du bist ja ein Meisterangler!«
    »Nein, ich war das nicht, der   …«, sagt Jerry.
    »Und bescheiden bist du auch noch«, strahlt mein Vater und sieht Jerry an, als wäre er eine Mischung aus dem neunten Weltwunder, Superman und die Antwort der

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