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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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sucht nicht irgendeine katalanische Sklavin, stimmt’s?«
    Joan nickte.
    »Nun ja, wenn Ihr also wissen wollt, was wir mit ihnen getan haben, gebt Ihr mir zehn Golddukaten«, sagte Simone in entschiedenem Ton. »Und wenn Ihr sie nicht findet, behalte ich das Geld, selbst wenn sie tot sind.«
    Dieser Preis war für eine bloße Information maßlos hoch. Der Kerl blickte ihn herausfordernd an. Joan wusste, dass er ihm ausgeliefert war, obwohl er ihn anwiderte. Er begriff, dass er feilschen musste, denn sonst würde dieser Mann noch mehr Geld verlangen.
    »Entweder zehn Dukaten, oder es gibt nichts«, unterbrach Simone seine Gedanken. »Wenn es Euch nicht gefällt, könnt Ihr gleich dorthin zurück, wo Ihr hergekommen seid.« Wieder spuckte er mit geringschätziger Geste vor Joans Füße.
    Joan versuchte noch einmal, den Preis herunterzuhandeln, bevor er einlenkte.
    »Ich gebe Euch das Geld, sobald Ihr mir die Auskunft gegeben habt«, sagte er schließlich und zeigte es ihm.
    »Ich will es vorher haben.«
    Sie verhandelten, bis sie vereinbarten, dass ihm Joan fünf Dukaten geben würde, bevor er redete, und fünf danach.
    »Wir haben sie nacheinander an der Ostküste Liguriens verkauft«, erklärte er. »Weit weg, in der Gegend von Cinque Terre und La Spezia. Der Bischof von Genua sieht nicht gern altchristliche Sklaven in der Stadt, und wir haben sie von Bastia direkt dorthin gebracht. Die Gegend hatte kurz zuvor unter einer Pestepidemie gelitten. Sie brauchten Leute, und wir haben ihnen einen guten Preis gemacht.«
    »In welchen Ortschaften?«
    »In vielen«, antwortete er angriffslustig. »Wie soll ich mich daran erinnern? Ich habe keine Tintenkleckser wie die Banca di San Giorgio, und ich hebe keine Register auf.«
    Joan drückte ihm die restlichen fünf Dukaten in die Hand: »Besser für Euch, wenn Ihr die Wahrheit gesagt habt.«
    »Und was ist, wenn ich sie nicht gesagt habe?«, wehrte ihn Simone ab. »Hier habe ich vier bewaffnete Männer, und die Wächter der Torre dei Vacca sind meine Freunde. Was würdet Ihr tun, Scheiß-
Catalano

    »Beherrscht Euch.« Niccolò sprang nach vorn und legte die Hand an den Degengriff. »Wagt es nicht, meinen Herrn zu beleidigen.«
    Simone hatte ihn während des Gesprächs neugierig beobachtet, und als er redete, erkannte er dessen toskanischen Akzent.
    »Haltet den Mund, Ihr florentinischer Arschlecker der
Catalani
«, schrie er ihn an. »Und verschwindet alle beide auf der Stelle.«
    Weitere drei Bewaffnete kamen aus dem Laden und warfen ihnen herausfordernde Blicke zu. ›Fünf Raufbolde der schlimmsten Sorte‹, dachte Joan. Er nahm Niccolò am Arm und zog ihn fort.
    »Gehen wir«, sagte er. »Ich habe schon, was ich gesucht habe.«
    Als sie gingen, klimperte der Sklavenhändler mit den Goldmünzen und lachte.

112
    J oan mietete ein Fischerboot, das an der Küste entlangfahren und sie nach La Spezia bringen sollte. Es müsste bei jedem bewohnten Ort halten, angefangen mit Levanto, der vor den Cinque Terre liegenden Ortschaft. Er hatte sich den Kennerblick für Boote bewahrt und suchte eines mit leichtem Rumpf, vier Ruderplätzen und einem guten Segel aus. Zur Mannschaft gehörten ein altgedienter Bootsführer und sein Sohn, ein ungefähr zehnjähriger Junge mit sonnenverbrannter Haut, der Joan an seine eigene Kindheit erinnerte.
    Fröhlich und hoffnungsvoll ließen sie sich das Abendessen schmecken. Joan, den die schlaflosen Nächte und der anstrengende Tag erschöpft hatten, sank ins Bett und schlief fest durch, bis ihn Niccolò kurz vor dem Morgengrauen weckte.
    Beim ersten Tageslicht gingen sie an Bord. Sie segelten schon nach Südwesten, als die rötlich goldene Sonne über dem Meer aufstieg. Joan freundete sich sofort mit dem Bootsführer Bernardo und auch mit seinem Sohn Gianni an. Wehmütig betrachtete er Bernardo und erinnerte sich an seinen Vater.
    »Das Ligurische Meer schließt in einem Bogen ab, an dessen Nordende sich die Stadt Genua befindet«, erklärte Bernardo. »Das Gebiet von Cinque Terre liegt östlich des Golfes von Genua. Es hat diesen Namen erhalten, weil es sich um fünf unabhängige Orte am Ufer des Mittelmeers handelt, zu denen man eigentlich nur vom Meer her einen direkten Zugang hat. Das Landesinnere ist sehr gebirgig und steil, und die Pfade, die einen Ort mit dem nächsten verbinden, verlaufen zwischen Bergkämmen und Felswänden, die so steil sind, dass man eine Ziege sein muss, um auf ihnen zu laufen.«
     
     
    Die ligurische Küste war

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