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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Mügge
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Alten und Armen wurden härter behandelt, Umstände gemacht und ihnen so wenig wie möglich zugeteilt; daneben wurden andere, welche keine Aussicht mehr boten, abgewiesen, und statt des Mehls, der Grütze, des Branntweins oder der Fischgeräte, die sie begehrten, empfingen sie Drohungen, wie Gesetz und Richter ihnen bald zeigen sollten, daß des Kaufmanns Langmut erschöpft sei.
Es war an diesem Morgen ein starkes Geschäft im Kramladen, weil viele Boote auf den Sommerheringsfang in die Sunde gingen, und Christie drückte den Männern die rauhen Hände mit mancherlei Späßen und vielen Glückwünschen auf reichen Fang. Er wußte recht gut, und bei dem Gedanken glänzten seine listigen Augen vor Freude, daß, mochten sie alle Fische fangen, die das Meer beherbergte, diese Fische doch nur ihm gehörten, ihm abgeliefert werden mußten, und der allerreichste Fang niemals hinreichen konnte, die Sklaven zu freien Männern zu machen.
»Ist für alles gesorgt«, lachte er, nachdem er in jedem Konto das Doppelte aufgeschrieben, was er wirklich gegeben, und nun überließ er seinen Dienern das Aufräumen, klappte sein Buch zu und begab sich in das Besuchszimmer, wo er die Töne des Klaviers hörte.
Es war Mary, die dort ein Musikstück übte, aber rasch aufsprang und ihrem Vater entgegenging, als sie ihren Namen hörte.
»Mach keinen Lärm in der Frühe«, sagte Hvaland, »weckst unsere Gäste damit auf, die einen gesegneten Schlaf halten.«
Das Mädchen lachte. »Der Sorenskriver«, sagte sie, »scheint freilich ein Langschläfer zu sein, der Propst aber ist schon auf und ausgegangen, um Olaf zu besuchen.«
»So laß ihn laufen«, rief der Kaufmann, »mag gern so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben. Was aber Stureson betrifft, so ist das ein Mann, der warmgehalten werden muß. Wenn's möglich ist, soll er heut noch bei uns bleiben. Ist es nicht so, Mary?«
»Was soll es sein, Vater?« fragte sie.
»Gefällt er dir nicht?« fuhr er fort, indem er sie listig anblinzelte. »Ist ein feiner stolzer Mann, ein ganz anderes Gewächs wie der alte mürrische Holmböe, der mit Stockfleth und ein paar anderen Volksvätern zusammen uns lange genug zu schaffen gemacht hat.« Er lachte vor sich hin und sagte dann: »Habe heute morgen im Kram schon daran gedacht. Die Narren hatten jahrelang daran gearbeitet, uns Fischer, Quäner und Lappen auf den Hals zu hetzen. Wollten es dahin bringen, wie sie sagten, daß das Volk Einsicht über sein Wohl erhalte. Wollten es zur Mäßigkeit und Ordnung führen, Holmböe durch Gesetz und Recht, Stockfleth durch Religion. Wollten die hungrige dumme Menge von den Kaufleuten und ihren. Rechnungsbüchern befreien, es dahin bringen, daß wir bar ihren Fischfang und ihre Dienste bezahlen, und sie bar von uns ihre Waren kaufen! Wollten uns unser gutes altes Recht nehmen, uns ausplündern, neue Kaufstellen gründen und mit Leuten nach ihrem Sinne besetzen! Aber Gott hat es verhindert. Nun ist Holmböe tot, gestorben im Jammer um verfehlte Hoffnungen, wie sie sagen, und sein Nachfolger ist der richtige Mann, der besser versteht, was es heißt, mit uns gehen oder mit dem Lumpengesindel.«
Er war auf und ab gegangen, während er sprach, und blieb dann vor seiner Tochter stehen, die er zärtlich betrachtete. »Nun«, rief er im Gefühl väterlichen Stolzes, »siehst frisch und gut aus, Mary, und bist Christie Hvalands einziges Kind. Mußt dem Sorenskriver zeigen, daß die Pension Geld gekostet hat, mußt ihm heut beweisen, daß du Künste gelernt hast, wie sie feine Damen verstehen.«
Das Mädchen errötete. »Wenn Olaf kommt, wollen wir Musik machen«, antwortete sie leise.
»Ja, höre«, sagte er, seine Pfeifenspitze auf ihre Schulter legend, »was den Ole betrifft, so sage du ihm im Vertrauen, er soll, wenn Herr Sturesön mit ihm spricht, bescheiden sein, wie es sich für ihn schickt.«
»Olaf Holmböe hat kein Wort mit ihm geredet«, entgegnete Mary, indem sie den Vater fest anblickte.
»Aber er hat ihn angesehen, wie ein Wolf hat er ihn angesehen, der im Malself-Traesk auf ein Rentier lauert!« rief der Kaufmann. »Es war ein wilder, starrer Blick, vor dem der Sorenskriver rot wurde und die Lippen bog, bis er ihn verachtete und sich umwandte – ich habe es wohl bemerkt. Warne den Burschen, er soll demütig sein, soll bedenken, wer er ist. Mit einem Lappen macht man keine Umstände. Helmböe ist tot, ein Fußstoß wirft ihn dort hinaus« – er deutete auf die Felsen – »dann mag er zu seinen Vettern und

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