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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Muegge
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Propst mit dem Pfarrer von Talvige an der anderen Seite des Tisches eifrig sprechend saß.
Es kam Stureson vor, als hätte der unverschämte Bursche seine Hand in Marys Hand gelegt und beider Augen führten eine stumme Sprache, während sie aufmerksam das Gespräch der beiden Geistlichen zu verfolgen schienen.
Der Landrichter nahm neben dem hübschen Mädchen Platz und ließ es sich angelegen sein, frohgelaunt und aufmerksam zu erscheinen. Er richtete viele seiner Fragen auch an Olaf, scherzte mit ihm über die Vorschläge des Propstes und ließ ihn deutlich und wiederholt merken, daß er ganz andere Absichten mit ihm habe.
»Wenn ich in meinem Amte bin«, sagte er, »brauche ich einen Gerichtsschreiber, der mich vertreten kann, im Lande bekannt ist, die Menschen und die Verhältnisse versteht und mein Vertrauen verdient. Solche Männer sind selten, wie ich höre, und werden gut bezahlt. Der Vogt sagt mir, daß ein solcher Gehilfe, der es versteht, tausend Spezies und mehr jährlich sein nennen kann, wenn ihm der Landrichter nicht zu scharf auf die Finger sieht. Nun, das ist meine Sache nicht, leben und leben lassen, ist ein goldenes Wort. Gerichtsschreiber sein ist besser als Schulmeister, und ich meine auch besser, denn als Missionar umherzuwandern. Wir wollen es weiter bedenken, Helmböe, nicht wahr? Deine Handschrift gefällt mir und der ganze Mann dazu!«
Olaf erwiderte einige allgemein dankende Worte, die Stureson für Zustimmung nahm und neue Scherze und lockende Verheißungen daran knüpfte.
So verging die Zeit, der lange Tag nahte seinem Ende, und nachdem der gastliche Kaufmann alles getan hatte, um seiner Gäste Lob zu erwerben, fuhren Vogt und Pfarrer nach Haus mit dem eidlichen Versprechen, nächstens am Malanger Fjord den munteren Sorenskriver aufzusuchen. Sie nahmen die besten Vorstellungen von ihm mit, er hatte das rechte Wesen, sich geltend zu machen, und jeder fand im Gespräch mit Hvaland andere treffliche Eigenschaften an dem Landrichter zu rühmen.
Die gute Wirkung dieser Einschätzung war an Hvalands Verhalten wohl zu spüren. Lange noch saß er mit dem stattlichen Mann vor den silbergefaßten Kristallflaschen, und Glas auf Glas wurde bei lustigem Gespräch geleert. Christie Hvaland war ein Mann, der mit vollen Gläsern umzugehen wußte und so leicht keinem wich. Hier aber hatte er seinen Meister gefunden. Es nebelte ihm um Kopf und Augen, während Stureson genau wußte, was er sprach und tat. Der Kaufmann erzählte viel und offenherzig. Er sagte dem Landrichter zwanzigmal, daß er ein Nachbar nach seinem Herzen sei, der von ihm fordern könne, was er wolle. Ohne alle Vorsicht bot er ihm Geld an, wenn es ihm mangeln sollte, und ließ ihn Blicke auf sein bares Vermögen tun, das sehr bedeutend sein mußte, da im Wein bekanntlich die Wahrheit spricht.
Der Missionar hatte längst sein Kämmerchen aufgesucht, auch Mary war gegangen; der Schulmeister hatte sich verabschiedet, als Vogt und Pfarrer ihren Heimweg antraten. Stureson hatte Olaf nicht aus den Augen gelassen und, bis er im Fjord verschwand, ihn unablässig beobachtet. Aber kein Blick, keine Gebärde bezeigte irgendein Einverständnis, kein Wort wurde zwischen ihm und Mary gewechselt. Mit seiner stillen Unterwürfigkeit und Sanftmut hatte Olaf immer bescheidentlich fern gestanden, bis ihm erlaubt wurde, sich zu nähern, oder bis einer ihn einer Frage würdigte. Der Druck, welcher auf ihm zu lasten schien, wich niemals, und selbst seine Freundlichkeit hatte einen Anstrich von schwermütiger Trauer, die sein jugendliches Gesicht mit dem Schatten tiefen Ernstes bedeckte.
Endlich war es Nacht geworden, und Stureson hatte Mühe, seinen Gefährten zum Aufstehen zu bringen. Die Hausgenossenschaft schlief, sie überließ es nicht zum ersten Male ihrem Herrn, der letzte zu sein, der, nachdem er nochmals nach Feuer und Licht gesehen, seine Bettstätte aufsuchte. Vor Dieben und losen Gesellen war hier keine Vorsicht nötig, überall im Lande schloß der Bauer oder Fischer seine Tür nicht zu, und selbst Hvalands Haus war nur durch einen Riegel gesperrt, den der Hausherr mit ungewisser Hand zuschob und dann seine schwankenden Schritte vom Sorenskriver unterstützen ließ, welcher ihn endlich glücklich in der Bettkammer ablieferte. Dann stieg Stureson die Treppe hinauf, um leise wieder hinunterzusteigen. Er tappte vorsichtig in das Wohnzimmer zurück, öffnete lautlos ein Fenster und stand im nächsten Augenblick außerhalb des Hauses.
Ein Strom kühler

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