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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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und dann erkannte ich ihn auch. Vielleicht habe ich noch ‘n Witz über seinen Bart gemacht. Das hätte wahrscheinlich jeder getan.»
    «Natürlich.»
    «Dann kamen wir ins Reden über die Leute, die wir auf der High School kannten, und was die jetzt machen, und er fragte mich nach meinem Bruder Caleb, und ich sagte ihm, der sei jetzt bei der Lokalzeitung. Dann holte er seine Brieftasche raus und gab mir einen Fünfer …»
    «Wollte er Sie bestechen?»
    «Aber nein, Chief, keineswegs! Sie kennen mich doch. Wenn ich vermutet hätte, dass er mich bestechen wollte, ich hätte ihn da rausgeholt aus seinem Wagen und sofort aufs Revier gebracht.»
    «Natürlich.»
    «Nein, das Geld war für ein Abonnement des Courier. Sie wissen doch, Caleb hat sich da so eine Werbung ausgedacht, damit die Ehemaligen, die nach Florida umgezogen sind, den Kontakt mit der Stadt nicht ganz verlieren. Das hatte ich zufällig erwähnt, und daraufhin hat er mir den Fünfer gegeben.»
    «Ich verstehe. Er wollte regelmäßig Neues aus unserer Stadt erfahren.»
    «Ja, das war’s.»
    Lanigan riss die Tür auf und rief dem Dienst habenden Sergeant zu: «Sergeant, verhaften Sie diesen Mann!»
    «Mit welcher Beschuldigung, Sir?»
    «Mord an Jacob Kestler.»
     
    Während Akiva draußen in Haft genommen wurde, erklärte Lanigan in seinem Büro dem Rabbi: «Da ist nun ein junger Bursche, der seine Eltern seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen hat und endlich wieder einmal hier auftaucht. Er kommt am Dienstagabend und fährt am Donnerstag wieder ab. Das ist ein ziemlich kurzer Besuch für eine so weite Fahrt. Man sollte doch meinen, dass er wenigstens bis Samstag geblieben wäre. Nun, und das hat mich ein bisschen argwöhnisch gemacht. Nun aber stellt sich sogar heraus, dass er mitten in der Nacht abgefahren ist. Er arbeitet am Mittwochabend im Geschäft, und ein paar Stunden darauf ist er unterwegs nach Philadelphia. Vor Gericht wird eine Flucht immer als Schuldbeweis gewertet.»
    «Aber …»
    «Einen Moment, da ist noch mehr», sagte Lanigan. «Ich habe mir natürlich Gedanken darüber gemacht, warum er diesmal gekommen ist. Ich meine, wenn er etwas verbrochen hatte und geflohen war, warum kam er dann zurück? Nun, das hätte er nur getan, wenn er überzeugt gewesen wäre, dass er nichts zu befürchten hatte. Falls wir über Kestlers Tod Ermittlungen anstellten, wäre das nicht in die Zeitung von Philadelphia gekommen. Wahrscheinlich nicht einmal in die Zeitungen von Boston. Woher konnte er es also wissen? Warum ging er dieses Risiko ein? Nun, Officer Purvis sagte mir gerade, Ihr junger Freund habe ihm fünf Dollar für ein Abonnement des Courier gegeben. Was halten Sie davon?»
     
    Der Rabbi versuchte Akiva in der Zelle unten im Keller gut zuzureden. «Sie müssen sich einen Anwalt nehmen. Sonst schaden Sie sich selbst.»
    Akiva schüttelte den Kopf. «Ich will keinen Anwalt.»
    «Und warum nicht?»
    «Weil der mir bloß im Weg wäre und alles verpatzen würde. Er würde mir sagen, was ich tun soll, oder er würde Anträge stellen, und das würde nur hinderlich sein.»
    «Hinderlich – wofür?»
    «Für den natürlichen Ablauf der Dinge.»
    «Aber wenn Sie morgen vor den Richter kommen, wird man Ihnen einen Anwalt zuteilen, wenn Sie keinen haben.»
    «Der Richter wird ihn mir zuteilen, Rabbi. Dagegen kann ich nichts machen, aber dann ist es wenigstens nicht so, dass ich mir selber einen genommen habe, weil es mir an Glauben mangelt.»
    «Wie ist es denn mit Ihrer Mutter, Akiva? Wollen Sie nicht wenigstens die anrufen? Oder soll ich vielleicht zu ihr gehen?»
    «Sie ist zu Besuch bei meiner Tante in Boston und kommt erst morgen wieder zurück.»
    «Haben Sie die Telefonnummer? Wenn Sie wollen, rufe ich dort an.»
    Wieder schüttelte der junge Mann den Kopf. «Nein, die würde nur die ganze Nacht vor Kummer nicht schlafen. Oder wahrscheinlicher noch sofort angelaufen kommen. Nein, die wird es noch früh genug erfahren.»
    «Was wird mit dem Laden?»
    «Morgen muss McLane aufschließen. Er hat einen Schlüssel.»
    Der Rabbi versuchte es auf einem anderen Weg. «Warum wollten Sie mitten in der Nacht nach Philadelphia?»
    «Darüber möchte ich nicht sprechen, Rabbi.»
    «Dann sagen Sie mir, warum Sie den Courier abonniert haben.»
    Akiva lachte. «Ich habe überhaupt keine Zeitung abonniert, Rabbi. Ich wollte nur Joe Purvis bestechen. Er war zwar sehr freundlich, aber ich fürchtete immer noch, er werde mir trotzdem einen Strafzettel geben. Falls

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