Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
sprechen würden …» Er sah den Rabbi fragend an.
    «Ich bin bereit, va banque zu spielen.»
    «Ganz davon zu schweigen, dass Ihre Beschuldigung vor Gericht nicht standhalten würde.»
    «Wieso nicht?»
    «Weil Sie keinen Beweis dafür haben, keinen stichhaltigen Beweis, dass Kestler an dem Medikament gestorben ist», antwortete der Rabbi. «Es wurde keine Autopsie vorgenommen und …»
    «Mit dem, was ich bis jetzt habe, kann ich mir sofort die Genehmigung für eine Exhumierung beschaffen. Glauben Sie mir, David.»
    «Na schön. Ich werde mit ihm sprechen.»
    Während Lanigan sie durch die offene Tür im Auge behielt, setzte sich der Rabbi neben Akiva und erklärte ihm leise, was gegen ihn vorlag. Zuerst war der junge Mann entsetzt und ungläubig, als der Rabbi fertig war, zeigte er sich jedoch wieder zuversichtlich und gelassen.
    «Der liegt völlig falsch», erklärte Arnold. «Ich habe Kestler nicht gehasst. Er tat mir Leid. Ich muss zugeben, dass ich zuerst, als es passierte, sauer war, und anschließend auch noch eine Zeit lang. Ich träumte von Rache. Und wissen Sie was? Zuerst hatte ich furchtbar viel Heimweh, und wenn ich dann an alles dachte, was passiert war, warum ich nicht zu Hause sein konnte, dann malte ich mir aus, wie ich es ihm heimzahlen wollte, alle möglichen Methoden. Aber kein einziges Mal dachte ich daran, ihm auf ein Rezept das falsche Medikament zu geben. Es kam mir einfach nicht in den Sinn. Es ging gegen meinen Berufsinstinkt, nehme ich an. Als ich mich dann Reb Mendel und der chavura anschloss, merkte ich, dass jener Hass, den ich für Kestler empfand, eigentlich ein Hass auf mich selber war. Denn er war ich und ich war er, da wir alle Teil derselben Einheit sind. Verstehen Sie?»
    «Und als Sie auf dem Rezept J. Kestler lasen?»
    «Nichts. Nicht mehr als bei jedem anderen. Natürlich erkannte ich den Namen. Aber nichts. Keine Reaktion. Wissen Sie, manchmal stößt man auf ein Rezept für jemanden, den man kennt, und dann sagt man sich: ‹Hm, Bill muss eine schwere Erkältung haben.› So ungefähr, aber mehr auch nicht.» Er tätschelte den Arm des Rabbi. «Hören Sie, machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich habe nichts Böses getan, also wird schon alles gut werden. Sie werden es sehen.»
    Aus dem Dienstzimmer im Keller kam ein Polizist herauf. Er ging an der Tür zum Büro des Chief vorbei, dann machte er plötzlich Halt und kam zurück. «He, Arnold! Ich hatte dich nicht erkannt. Was machst du denn hier?»
    «Hallo, Purvis», antwortete Arnold lächelnd.
    «Kennen Sie ihn?», rief Lanigan aus seinem Büro. Er kam an die Tür.
    «Arnold Aptaker? Sicher. Wir sind zusammen zur High School gegangen. Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er einen Bart wie ein alter Rabbi …» Er wurde rot. «Verzeihen Sie, Rabbi, es ist mir nur so rausgerutscht.»
    «Schon gut, Officer. Nur sind es heutzutage die Jungen, die Bärte tragen.»
    «Und wann war das, Purvis?», wollte Lanigan wissen.
    «Als ich ihn das letzte Mal sah? In der Nacht nach dem großen Sturm. Ich fuhr an der Auffahrt von Route 1 A Streife, um die vorbeikommenden Wagen vor den heruntergefallenen Ästen auf dem Highway zu warnen. Da kam dieser Wagen in einem irrsinnigen Tempo …»
    «Er ist also zu schnell gefahren?»
    Der Polizist wurde rot, denn er befürchtete, getadelt zu werden, weil er Aptaker keinen Strafzettel gegeben hatte. «Na ja, nicht richtig zu schnell, oder vielleicht nur ein bisschen zu schnell. Ich meine, nicht so schnell, dass er ein Strafmandat verdient hätte, aber immerhin so schnell, dass er vermutete, ich wollte ihn anhalten. Also pfiff ich, ließ ihn halten und ging hinüber. Und dann stellte sich raus, dass wir uns kannten.»
    «Wohin wollten Sie, Arnold?», fragte Lanigan.
    «Er sagte, er wollte nach Philadelphia», erklärte der Polizist eifrig.
    «Und um wie viel Uhr war das?»
    «Na, so ungefähr drei Uhr morgens, würde ich sagen.»
    «Um drei Uhr am Donnerstagmorgen, und er sagte, er wolle nach Philadelphia? Kommen Sie herein, Purvis.» Lanigan trat beiseite, um den Polizisten einzulassen, und drückte hinter ihm die Bürotür ins Schloss.
    «Also, Purvis, dies ist sehr wichtig. Erzählen Sie mir so genau wie möglich, was er gesagt hat.»
    «Himmel, Chief, das war vor zwei Wochen. Ich bin einfach hingegangen, als er hielt, und habe so das Übliche gesagt … Sie wissen schon, ‹Wo brennt’s denn?›, oder so. Und er antwortete, er müsse möglichst schnell nach Philly. Dann erkannte er mich,

Weitere Kostenlose Bücher