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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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warten, bis das Unwetter nachließ, und dann erst heimfahren. Der Arzt rief Al Muntz an, während ich dort war, und der berichtete es uns. Schlimm!»
    «Ja, so was kommt immer wieder vor», erklärte Lanigan philosophisch.
    «Also, wegen des leer stehenden Ladens. Ich glaube kaum, dass ich Ihnen den vermieten kann.»
    «Warum denn nicht?», fragte der Polizeichef.
    «Weil ich andere Pläne damit habe.»
    Lanigan hatte zwar schon die Information, die er brauchte, aber er fand, er müsse sein ursprüngliches Anliegen doch noch ein wenig weiterverfolgen, damit Safferstein nicht bei längerem Nachdenken darauf kam, dass er eigentlich nur an Aptaker interessiert war. Darum sagte er jetzt steif: «Wenn Sie sich Sorgen machen, ob meine Frau die Miete zahlen kann …»
    Und Safferstein, der wusste, wie wichtig es für seine Geschäftsinteressen war, mit den städtischen Beamten auf freundschaftlichem Fuß zu stehen, hob protestierend beide Hände. «O nein, Chief, das ist es nicht. Glauben Sie mir!»
    Lanigan stieß sofort nach. «Haben Sie vielleicht einen anderen Mieter?»
    Jetzt konnte er natürlich lügen und behaupten, er habe den Laden tatsächlich bereits vermietet, doch wenn sich dann herausstellte, dass das nicht stimmte, glaubte Lanigan vielleicht, dass er ihm etwas verschwiegen habe. Und warum sollte er es ihm auch nicht anvertrauen? Alles war unter Dach und Fach, und in ein paar Tagen würden es ohnehin alle wissen. Er lachte kurz auf. «Hören Sie, Chief – können Sie schweigen?»
    «Selbstverständlich.»
    «Ich meine, auch Ihrer Frau gegenüber?»
    Lanigan lachte. «Das fällt mir zwar ein bisschen schwerer, aber ich übe mich schließlich ständig darin. Ich erzähle ihr nie etwas über die Dinge, die mir beruflich zu Ohren kommen, es sei denn, es handelt sich um Informationen, die bereits veröffentlicht sind.»
    «Nun», sagte Safferstein vertraulich, «ich kann Ihnen den Laden nicht vermieten, weil ich das Haus abreißen will. Ich besitzen schon sämtliche Grundstücke jener Gegend oder habe Optionen auf sie. Der Goralsky-Block war das letzte Objekt. Ich möchte da nämlich das größte Einkaufszentrum von ganz New England bauen, direkt an der Salem Road.»
    «Ich verstehe.» Der Chief lächelte. «Wissen Sie, ein anderer Grund, warum meine Frau unbedingt den Laden haben wollte, war der, dass sie sich sagte, sobald Sie den Block übernähmen, würden Sie ihn genauso schön modernisieren wie die anderen Objekte, die Sie besitzen.»
    Safferstein grinste vor Genugtuung. «Nichts weiter als Glück, Chief. Ich habe eben Glück gehabt.»
    «Ziemlich beständiges Glück aber», entgegnete Lanigan. «Und deshalb war es vielleicht doch nicht nur Glück.»

35
    Rose Aptaker war zu müde, um sich eine richtige Mahlzeit zu bereiten, darum kochte sie sich nur zwei Eier und wärmte sich den Kaffee vom Morgen auf. Sie hatte den Laden um halb neun geöffnet und ihn bis um neun Uhr allein versorgt, dem Zeitpunkt, zu dem McLane erschien. Zum Glück war niemand mit einem Rezept gekommen. Hätte ein Kunde Medikamente verlangt, hätte sie ihm erklären müssen, der Apotheker komme erst später, sie würden die Medizin am Nachmittag ins Haus liefern.
    Um zwölf Uhr hatte sie sich eine Stunde frei genommen und war nach Hause gegangen, wo sie ein Sandwich und eine Tasse Kaffee zu sich nahm; dann wieder zurück zum Laden und bis sechs Uhr ununterbrochen auf den Beinen; dann ins Krankenhaus, um ihren Mann zu besuchen und ihm zu versichern, alles sei absolut in Ordnung; dann bis zum Ladenschluss ins Geschäft zurück. Um sechs hatte sie keinen Appetit gehabt, sondern nur schnell in einem Coffee-Shop eine Tasse Kaffee getrunken und einen Doughnut gegessen; das reichte ihr, bis sie wieder zu Hause war. Jetzt aber fühlte sie sich zu erschöpft, um noch die Lammkoteletts zu grillen, die sie sich zum Abendessen gekauft hatte.
    Sie hörte den Wagen in der Einfahrt, war aber zu müde, um sich zu rühren. Als es an der Haustür klingelte, ging sie aufmachen. Es war Arnold, flankiert von zwei großen Koffern. «Da bin ich, Mom», verkündete er.
    «Ja, da bist du», antwortete sie. Als er sie umarmte, bot sie ihm die Wange zum Kuss; dann trat sie beiseite, um ihn einzulassen.
    Es war ganz anders, als er es erwartet hatte. Auf der langen Fahrt durch die Nacht hatte er sich vorgestellt, dass sie ihn umarmen und küssen und immer wieder murmeln würde: «Gott sei Dank, dass du wieder da bist!»
    Er verbarg seine Enttäuschung jedoch und trug

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